Seit 2015 trägt Penzberg den Titel Fairtrade-Stadt. Ein Team sorgt dafür, dass fairer Handel und Nachhaltigkeit im Alltag sichtbar bleiben. Das ist als nächstes geplant.
Penzberg – Mehr als zehn Jahre ist Penzberg nun Fairtrade-Stadt. Zehn Jahre und sechs Monate, um genau zu sein. Die jüngste Erneuerung des Titels fand heuer im März statt. Von der Arbeit und den Aufgaben des Fairtrade-Teams der Stadt hat Gruppensprecher Georg Kurz vergangenen Dienstag in der Stadtratssitzung berichtet.
Engagement für fairen Handel seit zehn Jahren - Das sind die Aufgaben des Penzberger Fairtrade-Teams
Den Kern des fairen Handels beschreibt Kurz – er ist hauptberuflich Chemiker bei Roche – wie folgt: „Es geht darum, dass die Leute für ihre Arbeit genug Geld erhalten, damit die Kinder nicht arbeiten müssen.“ Fairtrade-Produkte zu kaufen garantiere, dass die Arbeiter ihre Familie versorgen können und die Kinder somit „eine Chance auf Bildung“ hätten.
Das sind die nächsten Termine des Fairtrade-Teams
Das Fairtrade-Team der Stadt Penzberg lädt für Sonntag (12. Oktober) zum Schöpfungstag in die Moschee ein. Beginn ist um 11.30 Uhr. Zwei Vorträge sind geplant: „Faire Tomaten statt ausbeuterischem Billigkonsum – Ausbeutung in der Landwirtschaft, und das mitten in Europa“ wird thematisiert. Naturfotograf und Team-Mitglied Konrad Wothe hält den Vortrag „Farben in der Tierwelt – Knallbunt und unsichtbar“.
Am Sonntag (30. November) findet dann das diesjährige faire Frühstück in der Stadthalle statt. Beginn ist um 11.30 Uhr. Infos online unter www.penzberg.de/stadtleben/fairtrade-stadt-penzberg-1/.
Dieses Ziel motiviert die Fairtrade-Gruppe der Stadt. Sie hat sich den etwas sperrigen Namen, wie es Kurz schmunzelnd formuliert, Interreligiöses Umwelt- und Fairtrade-Team gegeben. Denn neben dem Einsatz für fairen Handel engagiert sich das Team für eine positive Öko- und CO2-Bilanz. Die Gruppe veranstaltet dazu Vorträge, organisiert Ausflüge und hat einen Flyer zur Aufklärung gedruckt.
Erstmals wurde die Stadt im Jahr 2015, am 13. März, als Fairtrade-Town ernannt. Damals war es die 315. Kommune in Deutschland, blickt Kurz zurück. Mittlerweile gibt es 919 davon. Das Interreligiöse Umweltteam hatte damals die Aktion initiiert. Die Auszeichnung wird vom gemeinnützigen Verein „Fairtrade Deutschland“ vergeben. Die Mitglieder sollen den fairen Handel auf kommunaler Ebene fördern.
Fünf Kriterien erfüllen
Um die Auszeichnung zu erhalten, müssen fünf Kriterien erfüllt werden. Der Verein, der 1992 gegründet wurde und seinen Sitz in Köln hat, prüft alle zwei Jahre, ob diese Vorgaben auch eingehalten werden. Teils bekannte Organisationen – wie Brot für die Welt und Misereor – sind Mitglieder von „Fairtrade Deutschland“, berichtet Kurz in seinem Vortrag.
Das sind die Mitglieder der Fairtrade-Team-Steuergruppe
Neben Georg Kurz sind Berti Dreifürst, Jürgen Gühring, Regina Herele, Roland Irregen, Anneke Kemeter, Johannes Meyer, Susanne Meindl, Herbert Mosebach, Dieter Raisch, Alfred Sommer, Bernd Watzlawek, Konrad Wothe und Gönül Yerli Mitglieder der Fairtrade-Team-Steuergruppe.
Das erste Kriterium für die Ernennung ist ein Ratsbeschluss. Diesen hat der Stadtrat am 22. Juli 2014 gefällt und damit den Startschuss gegeben, resümiert Gruppensprecher Kurz. Auch einer Steuergruppe bedarf es. Als Vertreter der Stadt fungieren dabei die Räte Anette Völker-Rasor (PM) und Bayram Yerli (SPD).
Als drittes Kriterium müssen in der Stadt Produkte aus fairem Handel in mindestens vier Geschäften und zwei Gastronomiebetrieben verkauft werden. Diesen Wert übertrifft die Stadt mit vier Cafés/Restaurants und acht Läden, sagt Kurz nicht ohne Stolz. Auch wird Bildungsarbeit in Schulen, Vereinen und Glaubensgemeinden in Penzberg zu dem Thema fairer Handel betrieben – und damit das vierte Kriterium erfüllt. Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist Bestandteil der Aufgabe des Teams.
Finanzierung beschäftigt das Team
Finanziell unterstützt wird das ehrenamtliche Fairtrade-Team von dem Arbeiterjugendpflegeverein und dem Rotary-Club. Spenden werden gesammelt, etwa beim fairen Frühstück, das jährlich in der Stadthalle veranstaltet wird. Auch seitens des Rathauses gibt es Unterstützung: Die Verwaltungsmitarbeiter Iris Futterknecht und Karl Schwarzbeck stehen an der Seite des Teams. „Finanziell ist es da aber dünn“, sagt Kurz in Bezug auf die Stadt. Allgemein sei die Finanzierung „echt ein Thema“.
Wie wichtig aber die Arbeit der Gruppe ist, macht Kurz an dem Beispiel Fußballproduktion fest. Er berichtet von den Umständen, unter denen drei Viertel aller Bälle hergestellt werden. Sie kommen aus Sialkot in Pakistan, der „Welthauptstadt der Fußballproduktion“. Da die Löhne nicht zum Leben reichen, müssen auch die Kinder Bälle nähen. Und das zu Hause, denn wie Kurz erklärt, ist Kinderarbeit offiziell verboten. Der Gruppensprecher plädiert für die gerechte Alternative: Fair gehandelte Bälle kaufen.
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