Tagespflege bietet Vorteile für Pflegebedürftige und Angehörige – Nachfrage dennoch oft verhalten
In Tagespflegeeinrichtungen erleben Pflegebedürftige einen strukturierten Alltag, sie werden geistig und körperlich gefordert und professionell betreut. Die Nachfrage nach dem Angebot ist trotzdem noch oft verhalten.
Doris Ditzel ist gern daheim in ihrer Wohnung in Rott. Aber wenn es bei der 89-Jährigen zwei Mal in der Woche morgens klingelt und sie der Bus zur Tagespflege abholt, freut sie sich noch mehr auf den bevorstehenden Tag. „Ich bin sehr froh, dass ich da hingehen kann und dass wir so ein Angebot im Dorf haben“, sagt die Seniorin und lächelt. In der Tagespflege werde sie gefordert, es gibt Gehirnjogging, Gymnastik und gemeinsame Mahlzeiten. „Und wir singen dort zusammen. Das macht mir am meisten Spaß.“
Ditzel besucht die Tagespflege schon seit rund zwei Jahren. Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch, von dem sie Erinnerungslücken davontrug, gehörte sie zu den ersten Gästen der jungen Einrichtung „WaNiKa“ in Rott. Das Angebot werde dort inzwischen recht gut angenommen, sagt die stellvertretende Pflegedienst-Leitung Regina Nieberle, die mit ihrem Team auch einen weiteren ambulanten Pflegedienst mit Tagespflege in Utting betreibt. Man sei gerade gut ausgelastet, wobei die Zahl der Gäste naturgemäß schwanke, so Nieberle.
Tagespflege bietet viele Vorteile – Nachfrage ist dennoch oft verhalten
In anderen Tagespflege-Einrichtungen sieht das anders aus: So steht in Penzberg die Tagespflege im Seniorenzentrum mangels Nachfrage auf der Kippe. Das Angebot, das die AWO MünchenStadt auf Wunsch der Stadt Penzberg dort seit knapp einem Jahr anbietet, ist gerade einmal zu einem Viertel ausgelastet. Für die AWO ist es ein im Moment Draufzahlgeschäft. Um das Angebot langfristig halten zu können, müssten es viermal mehr Gäste in der Tagespflege sein, sagte Einrichtungsleiter Christian Schulz jüngst unserer Zeitung.
Auch Nieberle erklärt, dass die Nachfrage nach Plätzen in der Tagespflege vielerorts noch verhalten ist. Ihrer Einschätzung nach liegt das unter anderem daran, dass es oft an Aufklärung über Angebot und Finanzierung fehle. So wüssten viele nicht, dass die Pflegeversicherung die Kosten für einen Wochentag in der Tagespflege übernehmen kann – in der Regel ab dem Pflegegrad 2. Hinzukommen persönliche Vorbehalte und Ängste; das Wegschauen, dass es in der eigenen Familie zu einer Pflegesituation kommen kann. „Viele haben bei dem Thema ‚Pflege‘ generell noch Berührungsängste“, fasst es Nieberle zusammen, die daran gerne was ändern würde.
Viele haben noch Berührungsängste beim Thema „Pflege“
Marina Gabel von dem gleichnamigen Pflegedienst aus Schongau versucht mit ihrem Team ebenfalls, auf die Vorteile der Tagespflege aufmerksam zu machen. Die Einrichtung, die sie mit ihrer Tochter führt und Gäste bis aus Böbing und Steingaden betreut, hat 20 Plätze. Aktuell seien davon rund drei Viertel belegt, so Gabel. „Es gibt allerdings immer eine gewisse Fluktuation.“ Für sie hat die Tagespflege einen klaren Vorteil: „Pflegebedürftige können damit deutlich länger zuhause bleiben.“ Immerhin trainieren Senioren in so einer Einrichtung ihre geistige und körperliche Gesundheit, sie kommen unter Menschen und fühlen sich weniger einsam. Gerade in Kombination mit der ambulanten Pflege können ältere Menschen so lange und gut in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, meint Gabel.
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Generell sind sich die Pflegedienste einig, dass sich die Tagespflege gut mit der ambulanten Pflege vereinen lasse. So kann sich ein Senior etwa morgens vom ambulanten Pflegedienst waschen und anschließend mit dem Fahrdienst in die Tagespflege bringen lassen. Wenn man beides in Anspruch nimmt, würde die Pflegeversicherung auch finanziell keine Abstriche machen: Die Ansprüche können parallel in Anspruch genommen werden.
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Informationen und Beratung zum Thema „Pflege“ vermittelt der Pflegestützpunkt im Landkreis mit Standorten in Schongau, Weilheim und Penzberg. Erreichbar unter: 08861/2113192 oder 08861/2113191 sowie pflege@lra-wm.bayern.de. Einen Überblick über Tagespflege-Anbieter gibt es auch unter aok.de/pk/pflegenavigator.