Der deutsche Kandidat im Papst-Roulette ist Fan von Donald Trump

Nach dem Tod von Papst Franziskus schaut die katholische Welt gespannt nach Rom: Wer wird das nächste Oberhaupt von rund 1,3 Milliarden Gläubigen? Während sich die Kardinäle aus aller Welt zum Konklave versammeln, ist das Rennen um die Nachfolge noch offen – mit bekannten Favoriten, aber auch einigen Außenseitern. Einer von ihnen ist der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller. 

Ein deutscher Papst? Wie die Chancen für Kardinal Gerhard Ludwig Müller stehen 

Gerhard Ludwig Müller ist eine der stärksten konservativen Stimmen in der katholischen Kirche. Der 75-jährige Kardinal aus Deutschland steht für eine theologische Ausrichtung, die sich konsequent an traditionellen Lehrinhalten orientiert. Er begegnet innerkirchlichen Reformplänen mit offener Skepsis und deutlicher Kritik.  

Müller ist in Deutschland vor allem durch seine öffentliche Rückendeckung für den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aufgefallen. Der Papst hatte dem Bischof nach heftiger Kritik eine vorübergehende Auszeit verordnet. 

Doch auch außerhalb der Kirche ist Müllers Haltung umstritten. Er scheut sich nicht, sich in gesellschaftspolitische Debatten einzumischen. So hat er sich unter anderem als Fan von rechtskonservativen Politikern zu erkennen gegeben. 

Müller ist Trump-Fan: „Besser ein guter Protestant als ein schlechter Katholik“ 

Im Januar 2023 hat Müller in einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera Donald Trump ausdrücklich gelobt: „Persönlich ziehe ich Donald Trump Joe Biden vor“ – „besser ein guter Protestant als ein schlechter Katholik“, sagte Müller.  

Seine Karriere in der Kirche hat Müller von der deutschen Glaubensgemeinschaft in die höchsten Ränge der Kurie geführt. Der Theologe aus Mainz war ab 2002 Bischof von Regensburg. 2012 hat ihn der im Dezember 2022 verstorbene Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der römischen Glaubenskongregation ernannt. Müller hatte somit bis 2017 das einflussreiche Amt des Glaubenshüters inne. In dem Amt geht es traditionell darum, die katholische Lehre zu bewahren.  

Müller stellte sich gegen die Pläne Franziskus´ quer  

2014 hat schließlich der nun in diesem Jahr verstorbene Papst Franziskus Müller zum Kardinal ernannt. Mit der Zeit gab es immer mehr Probleme zwischen dem neuen Papst und seinem konservativen Glaubenspräfekten. Schon früh wurde Müller somit als „hartnäckigster Gegner“ von Papst Franziskus bezeichnet, während er zugleich als enger Vertrauter von dessen Vorgänger Benedikt XVI. galt. 

Besonders bei den Bischofssynoden 2014/15 zu Ehe und Familie hatten sie ganz unterschiedliche Ansichten. Franziskus öffnete vorsichtig die Türen – etwa indem er wiederverheirateten Geschiedenen in "Amoris laetitia" in Einzelfällen den Kommunionempfang ermöglichen wollte –, doch Müller stellte sich quer.  

Intern galt er vielen schon damals als jemand, der die päpstlichen Pläne für Reformen eher verlangsamte. Trotzdem blieb Müller bis zum regulären Ende seiner Amtszeit im Sommer 2017 im Amt. Ein vorzeitiger Rausschmiss hätte als Affront gegen Benedikt gegolten, schreibt die „Frankfurter Rundschau“.  

Als Franziskus Müllers Mandat nach fünf Jahren dann aber nicht verlängerte, war das für viele eine Entlassung des „Hardliners“. Müller erfuhr auch erst kurz vorher, dass er seinen Posten räumen muss. Seitdem bekleidet er kein kuriales Leitungsamt mehr. 

Vatikan, Vatikanstadt: Medienvertreter stehen vor dem Petersdom.
Vatikan, Vatikanstadt: Medienvertreter stehen vor dem Petersdom. Andrew Medichini/AP/dpa

Streitfragen: Sexualmoral und Frauen in der Kirche 

Inhaltlich zeichnet sich Müller durch ein striktes Festhalten an der klassischen katholischen Morallehre aus. Abtreibung lehnt er ab und warnt vor jeder Relativierung in bioethischen Fragen. Katholische Politiker hätten die Pflicht, gegen Abtreibung und Euthanasie zu kämpfen und dabei die gesamte katholische Soziallehre in ihrer politischen Arbeit anzuwenden, sagte Müller 2020 der „Catholic News Agency“ (CNA). 

Ähnlich unverrückbar ist seine Haltung zur Sexualmoral: Homosexuelle Handlungen und Partnerschaften betrachtet Müller als Sünde, eine Gleichstellung lehnt er strikt ab. Die Segnung homosexueller Paare ist für ihn „Gotteslästerung“.  

Jeder Bischof müsse verpflichtet sein, derart „sakrilegische Taten zu verhindern“, so Müllers Appell. Solche Äußerungen lösten inner- und außerhalb der Kirche Widerspruch aus und trugen zu Müllers Image als kompromissloser Hardliner bei. 

Ähnlich rigoros zeigt sich Müller in der Frage der Rolle der Frau in der Kirche. Er erteilt jeder Form der Öffnung des Weiheamtes für Frauen eine klare Absage. Die Priesterweihe von Frauen sei „sakramental unmöglich“, betont er immer wieder.  

In einem Interview stellte er 2024 noch einmal unmissverständlich klar: Selbst, wenn Frauen sich subjektiv zum Priesteramt berufen fühlten, „Frauen können nicht zu diesem Amt berufen sein. Das muss ein Irrtum sein“, so der Kardinal. Das Priestertum sei von Christus an das Mannsein gebunden; eine Berufung von Frauen schloss Müller als „Widerspruch zur Symbolik dieses Sakraments“ kategorisch aus.  

Für Reformkatholiken sind diese Positionen ein Affront, während sie von konservativer Seite als notwendige Verteidigung der Tradition begrüßt werden. Müller selbst versteht sich somit offenbar als treuer Anwalt der Lehre, auch wenn er damit bewusst Konfrontationen in Kauf nimmt.  

Außenseiter im Rennen ums Pontifikat 

Ein Schatten auf Müllers Bilanz fällt durch seine umstrittene Haltung bei der Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals. Als Glaubenspräfekt im Vatikan war er ab 2012 zentral mitverantwortlich für die Aufarbeitung der weltweiten Missbrauchsfälle. Kritiker werfen ihm jedoch vor, das Ausmaß des Problems verharmlost zu haben.  

Tatsächlich äußerte Müller mehrfach, beim sexuellen Missbrauch durch Geistliche handele es sich vor allem um bedauerliche Einzelfälle – ein systematisches Versagen der Kirche wollte er nicht erkennen. Die öffentliche Empörung über die Enthüllungen bezeichnete er 2018 sogar als „Pogromstimmung“ gegen die Kirche.  

Trotz – oder gerade wegen – seines Profils wird Müller in Vatikankreisen zwar als möglicher Papstkandidat gehandelt, gilt aber eher als Außenseiter. Der heute 77-jährige Kardinal gehört zu den sieben deutschen Purpurträgern, von denen nur drei wahlberechtigt sind, und wäre im Falle seiner Wahl erst der zweite deutsche Papst der Neuzeit.