Neuer Papst: Wie die Donald-Trump-Fans jetzt das Konklave kapern wollen
Papst Franziskus ist keine 24 Stunden nach der Begegnung mit US-Vizepräsident J.D. Vance verstorben. Das gibt Beobachtern allerlei Anlass zum Feixen. Auch die deutsche Tageszeitung taz hat diesen Umstand aufs Titelblatt gehoben und konstatiert „Vance sehen und sterben“.
In der Vergangenheit waren J.D. Vance und dessen oberster Dienstherr, Donald Trump, mehrfach mit dem Pontifex zusammen gerasselt, weil der Papst die Flüchtlingspolitik der Amerikaner als gottlos gegeißelt hatte. Daraufhin polterten der zum Katholizismus konvertierte Vance ebenso wie der „gGenz-Zar“ Trumps, Tom Homan, ebenfalls ein Katholik, heftig gegen ihren spirituellen Führer und geistliches Oberhaupt. Ziemlich un-katholisch.
Kim-Davis-Eklat belastet Papst-Ruf bis heute
Es dürfte dem mächtigen Einfluss der amerikanischen Kardinäle im Vatikan geschuldet sein, dass ein müder und sichtlich erschöpfter Papst an seinem letzten Tag auf Erden dem amerikanischen Vize-Präsidenten begegnen musste.
Schon einmal haben die mächtigen Amerikaner im Vatikan Franziskus in ein Treffen manövriert, das ihn düpierte. Bei seiner Auslandsreise in die USA im Jahr 2015 brachten sie ihn mit der rechten Anti-Homosexuellen-Aktivistin Kim Davis zusammen.
Diese hatte sich geweigert, homosexuellen Paaren einen Trauschein auszustellen, wie es ihre Pflicht als Angestellte des öffentlichen Dienstes gewesen wäre. Die erzkonservativen Amerikaner schlachteten die Begegnung aus als Beleg dafür, dass Franziskus doch nicht so liberal und weltoffen sei, wie immer behauptet wurde.
Als das Kirchenoberhaupt davon in Kenntnis gesetzt wurde, mit wem ihn die Amerikaner zusammenbrachten, wurde der für diese Begegnung verantwortliche Prälat seiner Aufgabe entbunden.
Das Rennen um die Papstnachfolge hat begonnen
Der mächtigste rechte Kleriker der USA, Kardinal Edmund Burke, den Franziskus im Jahr 2014 gefeuert hatte, dürfte hier seine Finger im Spiel gehabt haben.
Eben jener Burke wurde am Tag nach dem Tod Franziskus' frühmorgens bereits auf dem Petersplatz gesehen und gefilmt. Dass er so schnell aus seinem amerikanischen Exil (der Papst hatte ihm seine Dienstwohnung in Rom gestrichen) in die Ewige Stadt zurückgekehrt ist, belegt, dass das Rennen um den Nachfolger eröffnet und Burke willens und immer noch in der Lage ist, Strippen zu ziehen.
Denn die nächsten Tage sind alles entscheidend, denn in den kommenden Tagen werden informelle Gespräche geführt, welche strategischen Ziele die Kirche in den kommenden Jahrzehnten verfolgen will.
Burke will Einfluss auf die Wahl nehmen
Zwar betont der Vatikan immer, dass es letztendlich der Heilige Geist sei, der die Kardinäle bei ihrer Entscheidung leite. Allerdings belegen 2000 Jahre Kirchengeschichte, dass mehr als einmal ganz handfeste menschliche Interessen den Ausschlag für die Papstwahl gegeben haben.
Kardinal Burke wird versuchen, gemeinsam mit seinen amerikanischen Gesinnungsgenossen die Kardinäle zu bearbeiten, indem er das Augenmerk auf einen Kandidaten lenkt, der zwar sehr konservativ sein dürfte, ihn aber aus anderen Gründen anpreist.
Sollten die Kardinäle beispielsweise darin übereinkommen, dass die Kirche in den kommenden Jahren ihren Blick auf Asien oder Afrika verstärken müsse, dürfte er einen Kandidaten von dort unterstützen, allerdings keinen liberalen, sondern einen erzkonservativen.
Dabei kommt Burke und seinen Mannen zupass, dass viele der Kardinäle, die nun nach Rom kommen, von Franziskus relativ frisch ernannt wurden und einander noch nicht kennen. Sie sind auch nicht mit den Seilschaften und Intrigen vertraut, die den Vatikan zu einem obskuren Ort machen.
Deshalb ist es alles andere als ausgemachte Sache, dass ein Mann zum Papst gewählt werden wird, der aus dem weltoffenen und toleranten Lager von Franziskus kommt, obwohl diese, rein rechnerisch, die Mehrheit im Konklave der 135 wahlberechtigten Kardinälen bilden.
Trumps Hoffnung: Ein Papst aus den eigenen Reihen
Burke hat, wenn schon nicht den Allmächtigen, dann doch Donald Trump auf ihrer Seite. Ihn konnte Papst Franziskus nicht ausstehen. Immer wieder widersprach der Statthalter Christi dem amerikanischen Präsidenten und wies darauf hin, dass seine Flüchtlingspolitik gegen die Lehre des Evangeliums verstoße.
Der US-Präsident hat bereits auf Social Media mitgeteilt, dass er und die First Lady zur Beisetzung nach Rom kommen werden. Ihm und der MAGA-Bewegung würde es sicher sehr gut gefallen, wenn der nächste Papst ein konservativer Amerikaner wäre, denn dann bräuchte das Weiße Haus keinen Widerspruch mehr aus dem Vatikan zu befürchten.
Die katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft in den Vereinigten Staaten, ihre Gläubigen sind dazu verpflichtet, dem Papst in spirituellen Fragen zu folgen.
Ein Dauerkonflikt über die Menschenrechte und den Umgang mit den Flüchtlingen könnte daher für Trump und seine Republikaner delikat werden. Umso wichtiger ist es für Präsident Trump, dass Kardinal Burke Erfolg hat.