Reden und Bücher: Habeck kann üppig verdienen und Baerbock und Scholz abhängen

Von Robert Habeck, dem Ex-Minister, gibt es Neuigkeiten in den Auslagen der Buchhandlungen. Auf den ersten Blick zumindest, denn da liegt sein Roman „Die zweite Heimat der Störche“, den der Grünen-Politiker gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch verfasst hat. 

Habecks beruflicher Neustart

Auf den zweiten Blick handelt es sich allerdings nur um die Neuauflage eines Buches des Autorenpaars, das bereits vor über 20 Jahren unter dem Titel „Der Schrei der Hyänen“ erschien und sich mit der kolonialen deutschen Vergangenheit in Namibia, dem einstigen „Deutsch-Südwest“, befasst. Man darf ob der gewachsenen Prominenz des Namens davon ausgehen, dass die Verkaufszahlen der neuen Version die des Originals übertreffen werden.

Überhaupt ist angesichts seiner ambitionierten Pläne als Redner, Think-Tank-Experte und Autor zu erwarten, dass Habeck künftig wesentlich besser verdienen wird als in den Ampel-Minister-Jahren von 2021 bis 2024. Damals betrug sein Amtsgehalt 15.547,87 Euro. Hinzu kamen eine Dienstaufwandsentschädigung von 306,76 Euro, eine allgemeine Stellenzulage von 30,68 Euro und ein variabler Ortszuschlag, der bei Habeck über 1.200 Euro betrug. Damit belief sich sein festes Gehalt auf etwa 17.000 Euro brutto pro Monat.

Und jetzt? Sein Festgehalt als einfacher Bundestagsabgeordneter sinkt zunächst auf eine monatliche „Abgeordnetenentschädigung“ in Höhe von 11.227,20 Euro. Hinzu kommt eine Aufwandspauschale von 4.725 Euro pro Monat, die allerdings unter anderem für Kosten im Rahmen der Wahlkreisbetreuung vorgesehen ist.

Behält Habeck sein Bundestagsmandat?

Bislang lässt Habeck offen, ob er sein Bundestagsmandat, das er über die Landesliste bekam, für die gesamte Legislaturperiode behalten wird. Attraktiv wäre es nicht nur wegen der Diäten: Pro Jahr der Mitgliedschaft im Bundestag erwirbt ein Abgeordneter zusätzlich einen Pensionsanspruch (Altersentschädigung) in Höhe von 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung bis zum Höchstsatz von 65 Prozent. Habeck ist Mitglied des Bundestags seit 2021. Hinzu kommen Altersbezüge aus seiner vorherigen Zeit als Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein (seit 2009) und als Landesminister sowie stellvertretender Ministerpräsident (2012 bis 2018). 

Interessanter wird es, wenn man auf die zu erwartenden Nebeneinkünfte Habecks schaut. Denn viele Spitzenpolitiker können erst nach ihrer Amtszeit richtig gut verdienen. So bekam Ex-Kanzlerin Angela Merkel für ihren Memoiren-Band „Freiheit“ zusammen mit ihrer Co-Autorin und Büroleiterin Beate Baumann dem Vernehmen nach einen Vorschuss im zweistelligen Millionenbereich. Das Buch ist in 31 Ländern erschienen. Merkel hatte aber angekündigt, die Einnahmen aus „Freiheit“ an wohltätige Organisationen spenden zu wollen. 

Noch üppiger fallen Honorare für US-Präsidenten aus. Bill Clinton soll für seine Memoiren „My Life” 15 Millionen Dollar kassiert haben und Barack Obama für „A Promised Land“ und „Becoming“ zusammen mit Ehefrau Michelle sogar 65 Millionen Dollar. Bill Clinton und Barack Obama kassieren zudem für Reden zwischen 200.000 und 500.000 Dollar pro Auftritt; für eine Rede von Hillary Clinton sind ebenfalls rund 200.000 Euro anzusetzen. 

In den USA regt sich übrigens kaum jemand darüber auf, dass Ex-Politiker teilweise reich werden. Finanzieller Erfolg ist gesellschaftlich viel mehr akzeptiert als in Deutschland.

Der Vergleich mit anderen Ex-Ministern

Habeck, Minister für drei Jahre, spielt etliche Ligen unterhalb von Merkel, die 16 Jahre lang als Kanzlerin auf internationaler Bühne agierte, und von einem Marktwert wie ihn frühere US-Präsidenten haben, wagt er sicher nicht einmal zu träumen. Aber auch deutsche Spitzenpolitiker oder Ex-Minister erhalten für Auftritte als Redner üppige Honorare. Anfragen dazu im Bundestagsbüro von Habeck blieben unbeantwortet. 

Aber es gibt vergleichbare Fälle deutscher Politiker, die als Redner unterwegs sind, in der Regel vermittelt über entsprechende Agenturen. Der einstige SPD-Finanzminister Peer Steinbrück geriet 2012 als Kanzlerkandidat seiner Partei in die Kritik, weil Kritiker monierten, fünfstellige Honorare für Vorträge bei Banken, Versicherungen oder auf Finanzkongressen hätten ihn in Abhängigkeiten bringen können. Steinbrück veröffentlichte schließlich die Daten. Ergebnis: Sein Standardhonorar für einen Vortrag lag bei 15.000 Euro brutto. 

Von 89 Reden, die der Sozialdemokrat gegenüber der Bundestagsverwaltung gemeldet hatte, wurden 74 mit dieser Summe vergütet. Dreimal lag die Vergütung über dem Standardhonorar, nämlich im Jahr 2011, als er bei der DZ Bank AG 18.000 Euro kassierte, bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall 20.000 Euro und beim "Atriumtalk" der Stadtwerke Bochum gar 25.000 Euro. Er sprach auch gegen Bezahlung auf einer Küchen-Messe und einer Reifen-Messe. Seit 2009 war Steinbrück damit auf ein Zubrot von rund 1,25 Millionen Euro brutto gekommen.

Das könnte der auch für ein jüngeres Publikum vermittelbare Polit-Popstar Habeck, den seine Parteifreundin Claudia Roth einmal als „Sahneschnitte“ bezeichnete, locker toppen. Er wäre eher in der Etage vom ebenfalls grünen Ex-Außenminister Joschka Fischer anzusiedeln, der schon vor zehn Jahren Rednerhonorare von bis zu 29.000 Euro erhielt. Der vormalige Kanzler Gerhard Schröder kam gar auf 75.000 Euro pro Auftritt. 

Habeck steht dem Vernehmen nach in Kontakt mit Berkeley, eine der angesehensten staatlichen Universitäten der USA, wo er unterrichten möchte. Für eine Vorlesungsreihe an der kalifornischen Hochschule sind Vergütungen zwischen 25.000 und 75.000 Dollar erwartbar – bei Keynote-Reden zu zentralen Veranstaltungen kann das Honorar leicht auf 100.000 Dollar oder mehr hochschnellen.

Ihn zieht es nach Kopenhagen

Zudem hat der habilitierte Philosoph Habeck, der teilweise in Dänemark studierte und die Landessprache spricht, Interesse bekundet an einer Tätigkeit für das Dänische Institut für Internationale Studien (DIIS) in Kopenhagen. In Dänemark bezahlen akademische Forschungseinrichtungen dieser Art in der Regel ein Standardhonorar von rund 1230 Euro für einen 16-stündigen Aufenthalt (2 Werktage) mit Vorträgen, Diskussionen und Evaluierungen zu Themen wie Globalisierung oder Energiewende. 

Außerdem beginnt am 5. Oktober am „Berliner Ensemble“ eine neue Diskussionsreihe „Habeck live“. Habecks Gäste in der ersten Folge sind TV-Talkerin Anne Will und der vormalige Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der nach dem Platzen der Ampel einen Austritt aus der FDP dem Ausscheiden aus der Regierung vorzog. Die Veranstaltung ist bis auf wenige Restkarten à 25 Euro bereits ausverkauft. Die Höhe des Honorars für Gastgeber Habeck ist unbekannt.

Olaf Scholz will „nicht reich werden“

Nicht alle Ex-Politiker wollen offenkundig so medienpräsent bleiben wie der einstige Grünen-Chef. Der vormalige Kanzler Olaf Scholz (SPD) gehört dem Bundestag weiterhin an und muss sich darum nicht um sein finanzielles Auskommen sorgen – er wird damit wie Habeck auf knapp 16.000 Euro im Monat kommen. Scholz ließ wissen, er werde keine Riesenhonorare für Reden zu verlangen und auch keine Aufsichtsratsmandate übernehmen. Bei seiner Verabschiedung zum Zapfenstreich erklärte er: „Ich werde nicht reich werden. Ich werde keinen Lobbyismus machen.“

Scholz ist Rechtsanwalt seit 1985. Während seiner Zeit als Kanzler durfte er in seinem Beruf nicht tätig sein. Im Mai sagte sein Sprecher, „auf absehbare Zeit“ sei da keine Änderung geplant. Doch auf der Homepage seiner Anwaltskanzlei Zimmermann, Scholz & Partner ist der gelernte Arbeitsrechtler weiterhin namentlich, mit Foto, beruflicher Vita und Email aufgeführt. Wie lange ist die Zeit „absehbar“?

Baerbock verdient ihr Geld in New York

Die vormalige Außenministerin Annalena Baerbock bleibt als Präsidentin der UN-Generalversammlung präsent auf der internationalen Bühne. Finanziell wirklich auszahlen wird sich das zunächst nicht: Sie bekommt für diese Position rund 13.000 Euro pro Monat. Allerdings addieren sich entsprechend den Regularien des zuvor von ihr geleiteten Auswärtigen Amtes ein Auslandszuschlag für den teuren Standort New York City, ein Mietzuschuss, das Schulgeld für die mitreisenden Töchter, Jahrgang 2011 und 2015, und gegebenenfalls eine Haushaltshilfe hinzu. Das Präsidentenamt hat Baerbock nur für ein Jahr. Was danach kommt, ist offen; ihr Bundestagsmandat hat die 44-Jährige Ende Juni aufgegeben. 

Dieser Artikel entstand aus einer Kooperation mit "The European"