Putin feiert „Tag des Sieges“ in Russland – und kassiert mehrere Absagen
Trübe Stimmung in Moskau: Putin muss bei seiner Militäparade am „Tag des Sieges“ mehrere Gäste verzichten. Was steckt hinter deren Fernbleiben?
Moskau – Am 9. Mai steht in Russland der „Tag des Sieges“ über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg an, ein Datum von zentraler Bedeutung für den russischen Nationalstolz. Traditionell inszeniert Präsident Wladimir Putin zu diesem Anlass eine opulente Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau. Diese dient nicht nur der Zurschaustellung militärischer Stärke, gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs, sondern auch als Bühne für internationale Diplomatie.
Doch in diesem Jahr zeichnen sich bereits im Vorfeld erste Absagen von erwarteten Staatsgästen ab, was die Bedeutung des Ereignisses für Putin zu schmälern droht.
„Tag des Sieges“ in Russland: Für Putin gibt es erste Absagen
Noch Mitte April hatte der Kreml vermeldet, dass mehr als 20 Staatschefs ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten zum „Tag des Sieges“ in Moskau angekündigt hätten. Das berichtete t-online.de. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass einige dieser Zusagen nicht eingehalten werden können. Allen voran steht Indiens Premierminister Narendra Modi, der seine Teilnahme bereits abgesagt hat, wie der Kremlsprecher Dmitry Peskov am 30. April gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti bestätigte.
Als offizieller Grund wurden die wachsenden Spannungen mit dem Nachbarland Pakistan genannt, die durch einen tödlichen Angriff auf Touristen in der umstrittenen Kaschmir-Region zusätzlich angeheizt wurden. Auch der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh wird nicht nach Moskau zu Putins Militärparade reisen; stattdessen soll lediglich der Vizeverteidigungsminister Sanjay Seth an den Feierlichkeiten zum „Tag des Sieges“ teilnehmen, heißt es in verschiedenen Medienberichten.
Putins „Tag des Sieges“ in Moskau: Absage von Vucic, Fico dementiert Nicht-Teilnahme
Zusätzlich zu den politischen Verwicklungen werfen auch gesundheitliche Probleme einen Schatten auf Putins Gästeliste. Die Teilnahme des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic am „Tag des Sieges“ ist derzeit ungewiss. Vucic, der sich Mitte der Woche zu Gesprächen in den USA aufhielt, musste seine Reise aufgrund eines medizinischen Notfalls vorzeitig abbrechen und auf ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump verzichten, schreibt Newsweek. Laut dem Kardiologen Dragan Dincic klagte Vucic über „heftige Schmerzen in der Brust“, und es sei unwahrscheinlich, dass er in den kommenden Tagen seine Amtsgeschäfte wieder vollumfänglich wahrnehmen könne, vermeldet ferner die Ukrainska Pravda.
Auch hinter der Reise des slowakischen Premierministers Robert Fico nach Moskau stand zunächst ein Fragezeichen. Fico sagte in den vergangenen Tagen mehrfach Termine ab. Laut dem slowakischen Nachrichtenportal TV Noviny habe Fico zum 1. Mai mehrere Veranstaltungen anlässlich des Tags der Arbeit nicht wahrnehmen können. Er hatte bereits im April eine Reise nach Großbritannien gecancelt. Als Grund nannte der slowakische Premier Folgen des an ihm verübten Attentats vor rund einem Jahr.
Fico selbst wies jedoch Medienberichte zurück, wonach er nicht an Putins Militärparade in Moskau teilnehmen werde, vermeldete baha.com am Sonntag (4. Mai). „Ich gehe zu der Feier. Punkt“, sagte Fico demnach in einer Videoansprache.
„Tag des Sieges“ in Russland: Selenskyj warnt vor Sicherheitsrisiko für Putins Gäste
Die Absagen und Unsicherheiten werfen indes ein Schlaglicht auf die komplexen geopolitischen Herausforderungen, mit denen Russland konfrontiert ist. Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Spannungen mit dem Westen machen den „Tag des Sieges“ zu einem politisch aufgeladenen Ereignis.
Vor diesem Hintergrund warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Staats- und Regierungschefs davor, an Putins Parade in Moskau teilzunehmen, da Kiew nicht für die Sicherheit der Besucher garantieren könne, so das ZDF. Russland könne etwa selbst Brandanschläge, Sprengungen oder Ähnliches durchführen und dann die Ukraine beschuldigen, mahnte er.
Moskau wies die Warnung mit martialischen Drohgebärden zurück. Auch Fico konterte Selenskyj scharf: „Ich lehne solche Drohungen aus Sicherheitsgründen ab. Ich respektiere voll und ganz, dass die Sicherheit der Teilnehmer eine innere Angelegenheit der Russischen Föderation ist, aber wenn Herr Selenskyj glaubt, dass seine Ausbrüche ausländische Delegationen davon abhalten werden, dorthin zu kommen, irrt er sich gewaltig.“
Bislang bestätigte Staatsgäste für Putins Tag des Sieges: | Funktion/Amt: |
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Xi Jinping | Staats- und Parteichef von China |
Lula da Silva | Präsident von Brasilien |
Nikol Paschinjan | Premierminister von Armenien |
Nicolás Maduro | Staatspräsident von Venezuela |
Milorad Dodik | Präsident der Republika Srpska (Bosnien und Herzegowina) |
Alexander Lukaschenko | Präsident von Belarus |
Qassym-Schomart Toqajew | Präsident von Kasachstan |
Emomalij Rahmon | Präsident von Tadschikistan |
Mahmud Abbas | Palästinenserpräsident |
Miguel Diaz-Canel | Staatspräsident der Republik Kuba |
To Lam | Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams |
Ibrahim Traore | Übergangspräsident von Burkina Faso |
Shavkat Mirziyoyev | Präsident der Republik Usbekistan |
Sadyr Dschaparow | Präsident von Kirgisistan |
Chinas Xi Jinping will bei Putins Militärparade erscheinen
Neben der Absagen gibt es aber auch Zusagen prominenter Staatsgäste für Putins Militärparade am „Tag des Sieges“. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, Brasiliens Präsident Lula da Silva und Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan haben ihre Anwesenheit bestätigt, heißt es in verschiedenen Medienberichten.
Laut Reuters wird erwartet, dass Xi Jinping sogar vom 7. bis 10. Mai Russland besuchen wird, um mit Präsident Wladimir Putin die Entwicklung der strategischen Partnerschaft der beiden Länder zu erörtern und eine Reihe von Dokumenten zu unterzeichnen. Auch der venezolanische Machthaber Nicolás Maduro wird in Moskau erwartet sowie Vertreter anderer mit Russland befreundeter Staaten, schreibt t-online.de.
Klar ist: Bei allen Unsicherheiten und der politischen und militärischen Spannungen – oder gerade auch deswegen – bleibt der „Tag des Sieges“ ein wichtiges Ereignis für Russland. Vor allem aber auch für Putins Propaganda-Apparat.