Putins peinlicher Verlust: Billig-Drohne schießt Russen-Kampfjet vom Himmel

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Eine R-73-Kurzstreckenrakete, die unter einer Tragfläche angebracht ist.
Zweckentfremdet: Die R-73-Rakete wird normalerweise von Flugzeugen gestartet. Die Ukraine setzt die Kurzstreckenrakete inzwischen auch vom Boden oder von der See aus ein – die Startschiene wird offenbar dort angebracht, wo sie passt. © IMAGO/RIA Novosti

Zwei Billig-Raketen auf einer Billig-Drohne – und Russland hat keine Chance zur Gegenwehr. Der Drohnenkrieg der Ukraine gewinnt auch auf See an Fahrt.

Noworossijsk – Der gelungene Angriff sei ein „historischer Schlag“, schrieb die „Gruppe 13“ – die Drohnen-Spezialeinheit feierte im Dezember 2024 einen sensationellen Sieg gegen Wladimir Putins Invasionsarmee: Die Ukraine hat erstmals einen russischen Hubschrauber in der Luft zerstört – und zwar mit einer Seedrohne. Jetzt haben die Verteidiger ihr Husarenstück nochmals übertroffen. Offenbar. Wie verschiedene Medien berichten, soll eine maritime Drohne der Ukraine am 2. Mai einen russischen Kampfjet abgeschossen haben.

„Dieses einmalige Ereignis spiegelt die rasante Entwicklung der Seekriegsführung wider“, schreibt HI Sutton für das Magazin Naval News. Das Gefecht soll stattgefunden haben zwischen einer Magura-Drohne und einer russischen Suchoi Su-30 Flanker; tatsächlich beziehen sich die Meldungen auf unbestätigte Informationen. Wie Naval News ausführt, soll sich die Maschine im östlichen Schwarzen Meer Hunderte von Kilometern von der ukrainischen Küste entfernt im Tiefflug befunden haben.

Putins Gegner: „Die Ukraine hatte einen Haufen alter sowjetischer Luftkampfraketen herumliegen“

Dessen Aufgabe sei gewesen, vor dem russischen Marinestützpunkt Noworossijsk und der Straße von Kertschi im Wasser herumlungernde Drohnen zu lokalisieren und zu eliminieren. Die Magura-Drohne ist ein von der Ukraine entwickeltes unbemanntes Wasserfahrzeug in Form eines Schnellbootes von fast sechs Metern Länge und fast zwei Metern Breite. Das rund eine Viertelmillion Dollar teure Fahrzeug war anfangs lediglich mit ungefähr 300 Kilogramm Sprengstoff und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde sowie einem Radius von 800 Kilometer auf dem Schwarzen Meer in Kamikaze-Einsätzen unterwegs gewesen. Mittlerweile hat sie an Gefährlichkeit deutlich gewonnen mit ihren beiden Wympel R-73-Raketen – die Nato bezeichnet sie als AA-11 Archer.

„Dies ist die weltweit erste Zerstörung eines Kampfflugzeugs durch eine Marinedrohne.“

Normalerweise werden sie als Luft-Luft-Raketen von Flugzeugen aus eingesetzt. „Die Ukraine hatte einen Haufen alter sowjetischer Luftkampfraketen herumliegen; jetzt feuert sie sie von jedem verfügbaren Abschussgerät ab“, schreibt dazu das Magazin Forbes. Wahrscheinlich hat keine Armee bisher ihre Gefechte mit einer ähnlichen Patchwork-Ausrüstung führen und aus der Not eine Tugend machen müssen: „Die Luftkampfrakete R-73 aus der Sowjetzeit etabliert sich schnell als bevorzugte Waffe für improvisierte ukrainische Boden-Luft-Raketensysteme“, schreibt Thomas Newdick. Die Raketen sollen die Wärmesignaturen heißer Düsentriebwerke über eine Entfernung von bis zu 30 Kilometer verfolgen können, schreibt sein Forbes-Kollege David Axe.

Das Magura-Unmanned Surface Vessel (USV) wird von der Gruppe 13 des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) betrieben. „Die Männer versprechen, dass dies erst der Anfang für die russische Marine sei, denn die Zukunft liege in der Technologie“, schreibt der ukrainische Militärgeheimdienst auf seiner Website. Diese Gruppe von Piloten maritimer Drohnen habe bereits mehr als ein halbes Dutzend feindlicher Kriegsschiffe zerstört, darunter das Raketenschiff „Iwanowez“, das Patrouillenschiff „Serhij Kotow“ und die Fregatte „Admiral Makarow“, so die Selbstdarstellung.

Putins Verluste: Kostengünstige Drohnen mittlerweile die häufigste Todesursache auf dem Schlachtfeld

Für Benjamin Jensen ist das eine folgerichtige Entwicklung der Innovationskraft, dank derer die ukrainische Armee als einzigartig nach dem Ukraine-Krieg dastehen werde. Wie der Analyst in einem Aufsatz für den US-Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS) aktuell darlegt, ist die Magura-Drohne kein Exot mehr und ein Kräftemessen zwischen einem Kampfjet und dieser Waffe offenbar zunächst ausgeglichen. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, dass Drohnen ein integraler Bestandteil moderner kombinierter Waffen seien, schreibt Jensen.

Seinen Analysen nach seien kleine, kostengünstige Drohnen mittlerweile die häufigste Todesursache auf dem Schlachtfeld. Völlig  neue Drohnenformen und deren technische Fähigkeiten hätten sich so weit entwickelt, dass sie russische Angriffe im Keim ersticken könnten; auch vermeintlich teure Rüstungsgüter könnten ihren Preis gegenüber den Drohnen kaum mehr rechtfertigen, legt die Analyse nahe. Eine Su-30 wird auf einen Preis von bis zu 70 Millionen Dollar geschätzt.

Das Ukrainian Shipping Magazine hat im November vergangenen Jahres die Überzeugung geäußert, dass der Magura die Herrschaft auf dem Schwarzen Meer bald gehören würde – Russland hatte zu der Zeit bereits einen Teil seiner Schwarzmeer-Flotte in vermeintlich sichere Häfen wie Noworossijsk umzuleiten versucht. „Diese Drohne und andere ukrainische Entwicklungen haben eine neue Realität der Seekriegsführung geschaffen, in der große und teure Schiffe mit deutlich günstigeren und mobileren Mitteln zerstört werden können“, wie das Magazin schrieb.

Das war auch rund einen Monat bevor der Drohne dank neuer Bewaffnung auch ein Mitspracherecht über dem Ozean gelingen sollte – für die Ukraine ein Sieg von hohem ideellen Wert, wie der Kiyv Independent den ukrainischen Militärgeheimdienst zitiert: „Dies ist die weltweit erste Zerstörung eines Kampfflugzeugs durch eine Marinedrohne.“

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