Tempo 30 in Sicht: Im Schneckentempo durch Kirchseeon
Der Gemeinderat Kirchseeon stützt sich auf ein Lärmgutachten und spricht sich für Tempo 30 auf B 304 aus. Doch bis es soweit ist, wird es noch dauern.
Kirchseeon - Jetzt gibt es einen klaren Beschluss: Der Marktgemeinderat Kirchseeon will Tempo 30 auf der Bundesstraße 304 durch den Ort. Bestätigt fühlt er sich in seiner Forderung durch Jennifer Haugk vom Planungsbüro Bockermann und Fritze. Sie betonte im Gremium, das Lärmgutachten stelle die Grundlage für die Anordnung der Geschwindigkeitsreduzierung dar. Bei Grenzwertüberschreitung müsse das Landratsamt handeln. Eine Reduzierung „auf 30 km/h wäre dann grundsätzlich möglich“.
Hintergrund ist das hohe Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße durch den Ort mit bis zu 22 750 Fahrzeugen (laut Planer) täglich. Der Verkehr wird weiter zunehmen. „Das ist gesundheitsgefährdend“, sagt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). Nun sind konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation an der Bundesstraße und zum Schutz der Bürger geplant, und zwar unabhängig davon, ob überhaupt oder wann eine Umfahrung des gesamten Ortes kommen könnte. Unabhängig sind die Maßnahmen auch von einer Bebauung des ehemaligen Bahnschwellenwerksgeländes. Die Pläne liegen derzeit auf Eis.
Weniger Schadstoffe und weniger Lärm
Vorteile der Tempo-30-Maßnahme sind laut Haugk ein gleichmäßigerer Verkehr, weniger Stau, weniger Lärm, eine höhe Verkehrssicherheit und weniger Schadstoffe. Zuvor müssen jedoch noch eine Reihe von Fragen geklärt werden, unter anderem mit der Unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt und mit dem Staatlichen Bauamt Rosenheim.
Details sind jedoch schon in der Diskussion. Bürgermeister Paeplow (CSU) bringt eine zeitliche Begrenzung der Anordnung ins Gespräch. Er hält die Einschränkung beispielsweise in der Nacht zwischen 3 und 4 Uhr für schwierig. Dem widerspricht Bettina Moder (Grüne). Gerade die derzeitige Baustelle an der B 304 mit der Geschwindigkeitsbeschränkung mache die Vorteile für die Anwohner deutlich. Vorgeschlagen wurde zudem, die 30er-Beschränkung nach Osten über den Spannleitenberg hinaus bis Kirchseeon-Dorf zu verlängern. Vorgesehen wäre die Maßnahme zunächst als Probebetrieb für ein Jahr. Die Ergebnisse sollen durch ein Gutachten dokumentiert werden.
Tempo 30 ist nur Teil eines Pakets
Die Tempo-30-Regelung ist nur ein Teil eines dreiteiligen Pakets. Ein weiterer Vorschlag ist, den sogenannten Ho Chi Minh-Pfad, die Verbindung von Eglharting nach Pöring bei Neukirchen, zu sperren. Derzeit bildet sich zu den Hauptverkehrszeiten wegen dieser Kreuzung ein erheblicher Rückstau auf der B 304. Gleichzeitig soll die Ampelanlage künftig verkehrsabhängig gesteuert werden, auch um die Anbindung der südlich der B 304 gelegenen Bucher Straße zu verbessern. Planerin Haugk erwartet eine deutliche Verkehrsreduzierung. Vorgeschlagen ist ein versenkbarer Absperrpfosten. Rettungsfahrzeuge und landwirtschaftlicher Verkehr sollen durchfahren können. Zunächst soll nun mit der Gemeinde Zorneding gesprochen werden. Susanne Markmiller (FDP) gibt jedoch zu bedenken, dass auch Kirchseeoner die Verbindung nach Pöring nutzten.
Dritter Vorschlag: Ein Kreisverkehr an der Grund- und Mittelschule in Kirchseeon mit einem Durchmesser von 26 Metern. Dadurch würden unter anderem Ein- und Ausfahrten aus der Münchener Straße einfacher. Dort bilden sich derzeit oft Staus. Laut Haugk könnte bei lange Wartezeiten die Hemmschwelle bei Autofahrern zu riskantem Einbiegen sinken. Eine gefährliche Situation. Zudem soll die Fußgängerunterführung an dieser Stelle aufgewertet werden. Zu diesem Projekt sind ebenfalls noch Abstimmungsgespräche notwendig. Haugk betont auch, dass alle drei Maßnahmen umgesetzt werden sollten, um ein gutes Ergebnis zu erhalten.
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Die Vorschläge finden im Gemeinderat eine breite Mehrheit. Peter Kohl (CSU) betont: „Ich bin froh, dass wir das erste Mal seit Jahrzehnten auf dem konkreten Punkt sind. Wir sind einen Riesenschritt weiter.“ Fraktionskollegin Barbara Burgmayr-Weigt erklärt: „Wir haben schon viele Anträge gestellt, die untergegangen sind oder abgeschmettert wurden“. Diana Thalhammer (SPD) meint: „Ich habe das Gefühl, das könnte ein Durchbruch sein.“