„Erfolgreicher Angriff“: Ukraine trifft erneut das Herz der russischen Wirtschaft
Schwerer Schlag gegen Russlands Wirtschaft: Laut eigenen Angaben hat die Ukraine ein Öl-Depot auf der Krim angegriffen. Es soll mitunter Putins Armee versorgen.
Moskau – Ein weiterer Versuch der Ukraine, Russlands Wirtschaft an einer besonders empfindlichen Stelle zu treffen: Kiew hat in den letzten Monaten die Zahl der Angriffe auf den russischen Energiesektor erhöht, um Wladimir Putins Mittel für den Ukraine-Krieg einzuschränken. Jüngste ukrainische Angriffe nahmen offenbar eine Öl-Anlage in Feodossija ins Visier. Es handelt sich dabei um den größten Umschlag-Terminal auf der Krim.
Schlag gegen Russlands Wirtschaft: Öl-Anlage auf der Krim brennt nach ukrainischen Angriffen
Das ukrainische Militär hatte mitgeteilt, dass ein „erfolgreicher Angriff“ auf das gegnerische Offshore-Ölterminal im vorübergehend besetzten Feodossija auf der Krim durchgeführt wurde. Der ukrainische Generalstab erklärte in den sozialen Medien zudem, dass der Öl-Terminal in Feodossija an der Südküste der von Russland besetzten Halbinsel Krim die russische Armee mit Treibstoff versorgt habe. Der Angriff diene deshalb, „das militärische und wirtschaftliche Potenzial der Russischen Föderation zu untergraben.“
Infolge des mutmaßlichen Angriffs brach ein Feuer aus. Schon den zweiten Tag in Folge brennt das Öl-Depot in Feodossija wohl auf der besetzten Halbinsel Krim. Das Feuer soll inzwischen eine Fläche von 2.500 Quadratmetern erreicht haben, schreibt Anton Geraschtschenko, ehemaliger Berater des ukrainischen Innenministeriums, auf X. Am Abend und in der Nacht zu Montag, 7. Oktober, weitere Tanklager explodiert sein.
Russische Beamte auf der Krim haben sich zu dem ukrainischen Angriff nicht geäußert, aber einen Brand in der Anlage eingeräumt. Sie fügten hinzu, dass es keine Verletzten gegeben habe. Das russische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, dass in derselben Nacht zwölf ukrainische Angriffsdrohnen über der Halbinsel abgeschossen worden seien, von insgesamt 21, die Kiew gegen Russland eingesetzt habe.
Ukraine zielt immer häufiger auf Öl-Anlagen – um Russlands Wirtschaft zu schaden
Ukrainische Angriffe aus Russlands Energiesektor haben sich seit dem Ukraine-Krieg intensiviert. Erst im September haben ukrainische Drohnen Anlagen der „Moskau Raffinerie“, einer Tochtergesellschaft von Gazprom Neft, bei einem Angriff am 1. September getroffen.
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Die Drohnenangriffe haben laut Angaben aus Russland ein Feuer in einem „separaten technischen Raum“ der Raffinerie verursacht. Der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge konnten Rettungsdienste zwar den Brand eindämmen – doch Quellen teilten Reuters mit, dass die Anlagen die Ölverarbeitung aufgrund von Reparaturen erst nach einigen Tagen wieder aufnehmen kann. Die Folge solcher Angriffe könnten verheerend sein.
Angriffe auf Öl-Raffinerien könnten russische Wirtschaft nachhaltig beschädigen
„Wenn das Ausmaß der ukrainischen Drohnenangriffe auf dem Niveau vom März beibehalten wird und sich die russische Luftabwehr nicht verbessert, wird die Ukraine in der Lage sein, die russischen Raffinerien schneller zu beschädigen, als sie repariert werden können, und so die Raffineriekapazität des Landes langsam aber stetig zu untergraben“, schrieb Energieexperte Sergey Vakulenko in einem Beitrag für die Denkfabrik „Carnegie Endowment for International Peace“ im April 2024.
Mehr als ein Dutzend Raffinerien in neun russischen Regionen wurden in diesem Jahr in ähnlicher Weise angegriffen, erklärte Politico. Philip Ingram, ein ehemaliger britischer Geheimdienstoffizier, sagte zur US-Tageszeitung, es sei eine sehr „gute Möglichkeit, den Druck von der Front zu nehmen.“ Die Angriffe „zeigen Wirkung, weil sie die Ölinfrastruktur und andere kritische nationale Infrastrukturen zerstören“, so Ingram.
Warum der Energiesektor wichtig für Russlands Wirtschaft ist
Der Energiesektor ist für Russlands Wirtschaft eine treibende Kraft. Hauptgrund ist, dass Wladimir Putin aus Geschäften in dem Sektor viele Einnahmen erzielt, wenngleich die Gewinne vor dem Ukraine-Krieg und vor Erlassung etlicher Sanktionen größer waren. Vor allem die Ölexporte machen einen großen Anteil der russischen Finanzmittel für den Krieg gegen die Ukraine aus. Zudem wirken sich Angriffe insbesondere auf Öl-Anlagen auf die Versorgungssicherheit aus. (bohy)