Automatenläden liegen im Trend. Allein im Bereich um die Tölzer Markstraße gibt es inzwischen drei davon. Die 24-Stunden-Shops etablieren sich, vor allem nach der Schließung des Edeka-Markts.
Bad Tölz - Vor wenigen Monaten hat Erik May in den ehemaligen Räumen von Lotto Glattenbacher in der Klammergasse den „Boxnshop“ eröffnet (wir berichteten). In der Nockhergasse lockt seit einem Monat der „Snack Haven“ der Brüder Zekai und Achmed Akdag Kunden an. Ein paar Meter weiter steht in der Hindenburgstraße vor „Sigmund Bauer“ der Automat von Johannes Fritz. „Manche sagen, dass Automatenläden nur ein Hype sind“, sagt Zekai Akdag. „Aber ich denke, dass sie sich etablieren werden.“ Zugleich glaubt er: „Einen Supermarkt werden sie niemals ersetzen können, weil man keine großen, schweren und breiten Dinge anbieten kann.“
Seit es keinen Supermarkt mehr in der Tölzer Innenstadt gibt, sind die Automatenläden eine willkommene Alternative für viele. „Ich habe seit Eröffnung des ,Boxnshop‘ mehr Leute kennengelernt als davor in drei Jahren in Bad Tölz“, sagt May. „Viele kommen und sagen einfach Danke.“ Er habe das Gefühl, der „Boxnshop“ sei schon ein fester Bestandteil der Stadt geworden. Insofern sei die Bilanz „sehr positiv“.
Akdag: „Bislang nur positive Resonanz“
Auch Akdag ist zufrieden: „In Tölz gab es bislang nur positive Resonanz.“ Die Idee, in Bad Tölz einen Automatenladen zu eröffnen, kam ihm während eines Spaziergangs durch die Innenstadt: „Ich habe gesehen, dass in der Nockhergasse ein Geschäft zur Vermietung steht. Da habe ich die Vermieterin angesprochen – und sie war von meinem Konzept begeistert.“

Unterschiedliche Konzepte
Die Konzepte des „Boxnshop“ und des „Snack Haven“ könnten unterschiedlicher kaum sein. Erik May berichtet: „Vor allem am Sonntag werden Dinge für die Grundversorgung erworben, wie Eier, Milch, Sahne und Wurst.“ Er passe sein Sortiment immer wieder an. „Im Sommer ging das Grillfleisch immer gut weg, dann von einem Tag auf den anderen war damit Schluss.“ Jetzt im Herbst und Winter bietet er daher Rouladen und herzhaftere Dinge an, vom lokalen Metzger.
Ganz andere Erfahrungen hat Zekai Akdag gemacht. Die regionalen Produkte, die er bislang im Sortiment hatte, seien quasi unverkäuflich gewesen. „Bei Butter und Milch ist die Haltbarkeit inzwischen fast abgelaufen.“ Viel gefragter seien die japanischen und amerikanischen Fanta-Sorten. Der Verkauf von Dubai-Schokolade habe nach seiner Einschätzung den Höhepunkt überschritten: „Die hat jetzt jeder mal probiert, die wollen die Kunden nicht mehr testen – zumal der Preis ja auch sehr hoch ist.“
Kunden kommen aus allen Altersschichten
Die Kundschaft komme aus allen Altersschichten. Jugendliche würden den Automatenladen gerne als Treffpunkt nutzen, und dort „abends abhängen“, sagt May. Bislang habe es noch keinerlei Probleme gegeben. „Keinen Ärger mit den Nachbarn, nichts wurde kaputt gemacht, kein Müll.“ Einzig einmal lag eine zerbrochene Bierflasche im „Boxnshop“. Ansonsten sei es immer sauber, es werde aber auch zweimal am Tag geputzt.
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Auch Akdag hat in Bad Tölz bislang noch keine negativen Erfahrungen gemacht – ganz anders als in Penzberg, wo er ebenfalls einen Automatenladen betreibt: „Da hat einer versucht, dieScheiben einzuschlagen und den Automaten mit einem Schweißbrenner zu öffnen.“ Ein anderer habe das Münzfach mit Sekundenkleber verschlossen. Auch sonst laufe das Geschäft in Bad Tölz ganz anders. In Penzberg hätten die Nachfüll-Packungen für E-Zigaretten „eingeschlagen wie eine Granate. Ich bin mit dem Nachfüllen gar nicht mehr nachgekommen.“ In Tölz interessiere sich dagegen kaum jemand dafür.
Bier ist ein Renner
Und im „Boxnshop“? „Augustiner-Bier ist in Tölz der absolute Renner“, berichtet May. Sonst werde querbeet alles von den Kunden angenommen. „Auch manche Softdrinks, bei denen ich mir nie gedacht hätte, dass die Geschmacksrichtung bei den Leuten ankommt.“ Neue Ideen hat er auch genügend. Für den Sommer könne er sich beispielsweise vorstellen, einen Eisautomaten aufzustellen.
Akdag denkt darüber nach, seinen Laden um einen dritten Automaten zu erweitern. Möglicherweise will er es doch noch mal konsequent mit regionalen Produkten probieren. Ganz groß aufziehen wolle er das Geschäft jedoch nicht. Hauptberuflich arbeitet Akdag bei Roche, um die Automaten kümmert er sich in seiner Freizeit. Wobei er davor warnt, den Aufwand zu unterschätzen: „Man muss den Laden putzen, viel verhandeln und recherchieren – da steckt immens viel Arbeit dahinter.“ Zugleich sei es aber auch spannend, an der App zu verfolgen, was gut zu verkaufen ist – und was Ladenhüter sind.