So viel müssen Sie verdienen, um sich die Miete in Ihrer Region leisten zu können
52.159 Euro verdient ein typischer Vollzeitarbeiter in Deutschland in diesem Jahr. Von diesem mittleren Lohn, so empfehlen es Finanzfachleute, sollten Sie maximal 30 Prozent des Nettoeinkommens für die Miete inklusive aller Nebenkosten ausgeben. Das wäre ein Budget von 816 Euro im Monat.
68 Quadratmeter bewohnt der typische Single in Deutschland. Neben der Kaltmiete muss er dafür auch Nebenkosten bezahlen, die laut Deutschem Mieterbund aktuell mit rund 3,15 Euro pro Quadratmeter zu veranschlagen sind. Darin sind etwa schon Strom, Heizung und Wasser enthalten. Bei 68 Quadratmetern gingen also bereits rund 214 Euro im Monat allein dafür drauf. Für den mittleren Verdiener blieben also noch 602 Euro im Budget für die Kaltmiete.
Vom Vogtlandkreis bis München
Die reichen derzeit in knapp der Hälfte der 400 deutschen Städte und Landkreise für eine 68 Quadratmeter große Wohnung. Wer wirklich typisch durchschnittlich sein will, der muss in den Saarpfalz-Kreis im Saarland ziehen. Hier zwischen Homburg und St. Ingbert finden Durchschnitts-Verdiener Durchschnitts-Wohnungen zum perfekten Preis.
Weniger Bruttoeinkommen reicht bereits in den meisten ländlichen Gegenden Deutschlands, besonders im Osten. Den geringsten Lohn brauchen Sie im sächsischen Vogtlandkreis. Hier kostet der Quadratmeter Miete nur 6,48 Euro, so dass Sie inklusive Nebenkosten schon für rund 587 Euro auf 68 Quadratmetern wohnen können. Dafür reichen 34.899 Euro Bruttoeinkommen im Jahr oder 2908 Euro im Monat.
Das andere Ende der Skala ist wenig überraschend München. In der bayrischen Landeshauptstadt kosten 68 Quadratmeter mit Nebenkosten im Schnitt 1693 Euro Miete. Um hier die 30-Prozent-Regel einzuhalten, bräuchten Sie schon ein monatliches Nettoeinkommen von 5642 Euro. Brutto ergäbe das für einen Single rund 10.000 Euro im Monat oder etwas mehr als 120.000 Euro im Jahr. Nur ein kleiner einstelliger Prozentsatz der Deutschen kann sich das überhaupt leisten.
Auch die Landkreise um München herum sind teuer: Der Landkreis München verlangt nach einem Bruttoeinkommen von rund 102.000 Euro pro Jahr, im Landkreis Starnberg sind es 92.600 Euro und im Landkreis Fürstenfeldbruck 91.300 Euro. Weit vorne liegen auch andere Großstädte: In Frankfurt am Main müssten Sie 93.000 Euro verdienen, in Stuttgart und Berlin rund 89.000 Euro.
Vier teure Hotspots in Deutschland
Insgesamt gibt es 13 Regionen, in denen Sie schon Spitzenverdiener mit mehr als 82.000 Euro brutto im Jahr sein müssen, um sich eine durchschnittliche Wohnung leisten zu können. Neben den genannten sind das noch die ebenfalls um München herum liegenden Landkreise Dachau, Ebersberg (beide je 86.500 Euro) und Miesbach (83.800 Euro) sowie die Städte Freiburg im Breisgau (88.500 Euro), Heidelberg (84.100 Euro) und Köln (83.400 Euro).
Wer bei weitem nicht so viel verdient, aber gerne in einer Großstadt leben würde, der ist in Chemnitz am besten aufgehoben. Hier reichen schon 37.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr für 68 Quadratmeter, ohne mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens dafür ausgeben zu müssen. Ebenfalls günstig sind Gera in Thüringen (38.200 Euro), Wilhelmshaven in Niedersachsen (42.600 Euro), Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg (je 42.900 Euro).
Beim Blick auf die Deutschland-Karte zeigen sich denn auch verschiedene Hotspots. So gehört die Gegend um München wie erwähnt zum teuersten, was Deutschland zu bieten hat. Auch in den meisten Gegenden Baden-Württembergs müssen Sie schon zu den Besserverdienern gehören, um sich eine typische Wohnung leisten zu können. Vier weitere Cluster bilden sich um Berlin, Hamburg, im Rheinland rund um die Großstädte Köln und Düsseldorf und im Rhein-Main-Gebiet von Frankfurt über Mainz bis nach Heidelberg und Mannheim.
Daneben gibt es verschiedene Ausreißer. So ist Münster inmitten des ansonsten sehr günstigen Umlandes ein teurer Fleck, der 73.300 Euro Bruttoeinkommen erfordert. Gleiches gilt für Leipzig in Sachsen, Bremen, Hannover in Niedersachsen, Jena in Thüringen sowie Trier und Koblenz in Rheinland-Pfalz.
Umgekehrt gibt es in den meisten ostdeutschen Bundesländern – von Brandenburg abgesehen – nur eine Handvoll Städte, wo Sie mehr als der Durchschnittsdeutsche verdienen müssten, um sich eine Wohnung leisten zu können. Sachsen-Anhalt gehört dabei zu den günstigsten Regionen des ganzen Landes.
Was machen, wenn Ihre Region zu teuer ist
Wie schaffen es jetzt also Menschen, die einen Job in München haben, dort trotzdem zu leben, wenn doch ein so hohes Bruttoeinkommen dafür notwendig ist, dass die meisten gar nicht haben? Nun, wir haben hier mit Daten für ein typisches Szenario gerechnet, eben 68 Quadratmetern zur durchschnittliche Miete der jeweiligen Region mit durchschnittlichen Nebenkosten sowie der Regel, dafür maximal 30 Prozent Ihres Nettoeinkommens auszugeben. Wer trotzdem in einer der teuren Regionen leben will oder muss, der muss die Parameter dieser Rechnung verschieben. Lösungen könnten sein:
- Sie finden eine günstigere Wohnung. Schließlich operieren wir hier mit Durchschnittsdaten, es muss also in jeder Region auch 68-Quadratmeter-Wohnungen zu niedrigeren Preisen geben. Aber Vorsicht: Ein niedriger Preis kann oft auch schlechtere Qualität bedeuten. Vielleicht wohnen Sie dann direkt an einer Hauptstraße oder mit schlechter Schall- oder Wärmedämmung.
- Sie wohnen in einer kleineren Wohnung. Unsere Rechnung gilt für 68 Quadratmeter. Wenn Sie als Single auch auf 40 Quadratmetern gut leben können, dann brauchen Sie entsprechend weniger Bruttoeinkommen, um die 30--Prozent-Regel nicht zu verletzen. Im teuren München würden dann schon rund 67.000 Euro brutto im Jahr reichen. Das ist immer noch eine Menge, aber deutlich machbarer als zuvor.
- Sie geben mehr als 30 Prozent Ihres Nettoeinkommens für die Miete aus. Das widerstrebt zwar dem Rat von Finanzexperten, aber unter Umständen bleibt Ihnen in besonders teuren Städten wenig anderes übrig. Umfragen zeigen, dass Menschen in München etwa oft 50 Prozent Ihres Nettoeinkommens allein für die Wohnung bezahlen. Dazu würden wir zwar nicht raten, wenn Sie sonst sparsam genug leben, geht das aber. In München würden dann für 68 Quadratmeter rund 69.000 Euro Bruttoeinkommen reichen.
- Sie wohnen nicht allein. Die bisherigen Rechnungen gehen von einem Single aus, der allein in einer Wohnung auf 68 Quadratmetern wohnt. Wenn Sie aber mit einem Partner oder Freunden zusammenziehen, dann verringert sich die Wohnfläche pro Person deutlich. In Zwei-Personen-Haushalten sinkt die Wohnfläche pro Person laut Statistischem Bundesamt schon auf 52 Quadratmeter, bei drei Personen sind es nur noch 38. Das liegt daran, dass Gemeinschaftsräume wie Bad oder Küche nicht für jede Person einzeln vorhanden sind. Entsprechend mit der Wohnfläche sinkt auch das notwendige Bruttoeinkommen. Zu zweit sparen Sie pro Person bereits fast 25 Prozent der Kosten, zu dritt sind es 45 Prozent.