Robert Schael ist Geretsrieds Weltkriegs-Bunkern auf der Spur – und erstellt umfangreiches 3D-Modell

Robert Schael ist Mitglied des Arbeitskreises Historisches Geretsried und erstellt von ehemaligen Bunkern der ehemaligen Rüstungswerke umfangreiche 3D-Modelle.
Geretsried – Aus über 600 Bunkern, Baracken und sonstigen Gebäuden bestanden die ehemaligen Rüstungswerke, auf deren Resten Heimatvertriebene die Stadt Geretsried errichteten. Um Wohnhäusern Platz zu machen, riss man einen Großteil im Laufe der Jahrzehnte ab. Einige Bunker wurden umgebaut – wer genau hinschaut, kann das erkennen. Wie hat das Gelände wohl während des Zweiten Weltkriegs ausgesehen? Wo standen welche Bunker? Antworten auf diese Fragen will Robert Schael geben. Der Geretsrieder erstellt derzeit ein 3-D-Modell der beiden Munitionsfabriken Dynamit AG (DAG) und Deutsche Sprengchemie (DSC).
Schael ist von Beruf Bürokaufmann und seit über 20 Jahren Mitglied im Arbeitskreis Historisches Geretsried. Sein Steckenpferd ist seit der Kindheit der Modellbau. Alles habe mit Kartonmodellen angefangen, erzählt der 47-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Vor ein paar Jahren stieg er auf den Computer um.
Aktuelle Nachrichten aus Geretsried lesen Sie hier.
Schael baute die ersten Gebäude nach und wagte sich an die historische Altstadt von München, wie sie im Jahr 1806 aussah. „Separat dazu erstelle ich ein maßstabsgetreues Modell der Frauenkirche, dessen Inneres der damaligen Zeit entspricht“, erklärt Schael. Im Arbeitskreis Historisches Geretsried sei dann die Idee entstanden, die beiden Rüstungswerke zu rekonstruieren. „Thomas Holzer hat mich auf die Idee gebracht“, berichtet der Geretsrieder, dem die Idee gefiel.

Grundlage für Schaels Arbeit ist eine Karte der beiden Munitionsfabriken. Abgebildet sind darauf sämtliche Gebäude inklusive ihrer Funktionen, Verkehrswege, Leitungen, Kanäle und Gleisanlagen für die Werksbahn. Erstellt wurde sie inklusive Gutachten von Prof. Dr. Johannes Preuß vom Geografischen Institut der Universität Mainz im Jahr 1992. Sie fußt auf Originalplänen der Montan Industriewerke – und Luftbildern der US-Luftstreitkräfte vom 11. April 1945.
Zwei Tage vorher war die DAG von den Alliierten bombardiert worden. Innerhalb weniger Minuten fielen damals wie berichtet über 2000 Bomben auf das Werk im heutigen Stadtteil Gartenberg. Durch den militärischen Einsatz wurden die Gebäude nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Ein Umstand, der sich für Schael als Vorteil erweist. Von vielen Bunkern gibt es Fotos, die sie in ihrem ursprünglichen Zustand zeigen. An diesen Bildern orientiert sich der Hobby-Historiker für die 3-D-Modelle.
Meine news

Geretsrieder Bunker wurden mit Bäumen getarnt – Arbeit noch nicht fertig
Schael kopierte zunächst die Karte mit den Munitionsfabriken in ein Konstruktionsprogramm. Anschließend zeichnete er die Rollwege nach, fügte Gebäude und Bäume ein – zu Tarnzwecken waren die Werke Ende der 1930er-Jahre bewusst im Wolfratshauser Forst errichtet worden. So hat der Hobby-Historiker beispielsweise den sogenannten Wutzig-Bunker und die Verladerampe daneben maßstabsgetreu rekonstruiert. „Der Bunker hat seinen Namen von Kurt Wutzig, einem Lebensmittelgroßhändler, der zuerst in Bad Tölz war und dann nach Geretsried kam“, erklärt Schael.
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter.
Am heutigen Watzmannweg habe der Geschäftsmann geeignete Gebäude gefunden, um zu expandieren. „1973 wandelte er seinen Großhandel in ein SB-Warenhaus um und so kam es, dass am 22. März 1973 der BLV-Markt eröffnet wurde.“ Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre, wurde der Markt laut Schael zum Meister-Markt und kurz darauf zum Krone-Center. Mit der Eröffnung des neuen Krone-Centers an der Blumenstraße (heute Kaufland) sei der Markt am Watzmannweg ausgezogen. Abgerissen wurde der Wutzig-Bunker vor gut sechs Jahren, die Verladerampe wich schon etliche Jahre vorher Wohnhäusern.

Das Erstellen der Bunker am Computer sei nicht sehr aufwendig, meint Schael. „Aber die Masse macht es aus.“ Hilfreich sei, dass manche Bunker baugleich gewesen seien, das erleichtere ihm die Arbeit. Schael möchte alle Gebäude rekonstruieren und einige auch von innen zeigen. Außerdem will er über ihre frühere Nutzung informieren, das Abrissdatum angeben und das Ganze um eine Bildergalerie ergänzen. Wenn er fertig ist, will der Geretsrieder sein Werk der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auf ihn wartet also noch jede Menge Arbeit. Aber Schael ist zuversichtlich, dass er bis Ende des Jahres fertig ist. Dann können sich Interessierte auf einen virtuellen Rundgang durch die Rüstungswerke begeben.