Israel im Krieg mit Iran unter Beschuss: Video zeigt surreale Szene mit Partygästen und Musiker

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Israel und der Iran lassen die Lage in Nahost mit Luftangriffen eskalieren. Im Libanon scheinen junge Menschen die Raketen am Himmel zu feiern.

Beirut – Wenn die tödliche Gefahr vorbeigeflogen kommt, werden die Handys gezückt. Denn während die Menschen in Israel und im Iran wegen der Luftangriffe um ihr Leben fürchten, stellen die Attacken für andere offenbar ein Spektakel dar. Im Internet kursiert ein Video, das im Libanon entstanden sein soll und angesichts der jüngsten Eskalation zwischen Jerusalem und Teheran surreal wirkt.

Im Zentrum steht ein Saxophonist, der auf einer Rooftop-Party ein Lied zum Besten gibt, während im Hintergrund helle Punkte am Himmel ihrer Wege ziehen. Dabei soll es sich um Raketen handeln, die vom Iran auf Israel abgeschossen wurden. Am Rand des Dachs nutzen ein Mann und eine Frau ihre Handys, um den Luftangriff zu dokumentieren und sehr wahrscheinlich mit Familie, Freunden oder Followern zu teilen.

Israel im Krieg: Saxophonist aus Video wird für seinen Einsatz bei Rooftop-Party gefeiert

Die Szene soll unweit der libanesisch-israelischen Grenze aufgenommen worden sein. In der Region war die Lage erst im vergangenen Herbst ebenfalls erneut eskaliert, als die vom Iran unterstützte Hisbollah den Norden Israels mit Luftattacken überzog und Jerusalem mit Bombardements und einem Einmarsch von Bodentruppen antwortete. Jene Libanesen, die damals fliehen mussten, scheinen nun die Angriffe aus dem Iran als Rache anzusehen und entsprechend mit bester Sicht auf die Flugrouten verfolgen zu wollen.

Nächtliche Luftangriffe unter Beobachtung: Während der Iran Israel beschießt, spielt ein Saxophonist und unterhält Schaulustige bei einer Rooftop Party. © IMAGO / Middle East Images, Screenshot TikTok/@dailymail

Der Saxophonist wird in den Kommentaren unter den Posts aber nicht nur von jenen gefeiert, die Israel offensichtlich nichts als die Zerstörung wünschen. So lobt ein User: „Es ist unglaublich, dass er die Fähigkeit besitzt, sich selbst und andere in einem solchen Shitstorm zu beruhigen. Man-of-the-Year-Award.“ Etwas kritischer sieht es dieser Beitrag, der mehr als 100 Jahre zurückschaut: „Das ist, als wären wir auf der sinkenden Titanic und die Musik müsste weiterspielen.“

Seit Beginn der israelischen Angriffe sind im Iran nach dortigen Angaben 224 Menschen ums Leben gekommen. 90 Prozent der Opfer sollen Zivilisten sein. Auch auf israelischem Territorium sind trotz des Raketenabwehrsystems Iron Dome zahlreiche Einschläge zu verzeichnen, mindestens neun Tote sollen zu beklagen sein.

Luftangriffe zwischen Iran und Israel: „Tage voller Angst, Erschöpfung und viel Stress“

Die Zahlen werden auf beiden Seiten wohl noch deutlich steigen, denn eine Annäherung ist nicht in Sicht. Israel will den Iran zum Stopp seines Atomprogramms zwingen, weil es den Bau von Atombomben befürchtet. Teherans Führung hält dem entgegen, die Forschung und Entwicklung diene lediglich zivilen Zwecken. Ob Jerusalem überhaupt in der Lage ist, die Atomanlagen außer Gefecht zu setzen, ist auch unter Experten umstritten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu scheint davon überzeugt zu sein. Und so schauen die Menschen in den beiden betroffenen Ländern mit ganz anderen Augen auf die hellen Punkte am dunklen Himmel als die jungen Männer und Frauen rund um den Saxophonisten aus dem Video. „Das ist nicht mein Krieg. Ich unterstütze weder die eine noch die andere Seite. Ich möchte einfach nur mit meiner Familie überleben“, zitiert BBC Persian eine nicht näher benannte Person, die Teheran wegen der Luftangriffe verlassen hat.

Eine Frau aus der iranischen Hauptstadt sagt zudem: „Wir versuchen alle, diese Tage voller Angst, Erschöpfung und viel Stress zu überstehen. Das ist extrem hart und schmerzhaft.“ Andere berichten, während des Iran-Irak-Kriegs in den 1980ern sei die Bevölkerung durch Sirenen oder Warnungen rechtzeitig vor den Angriffen alarmiert worden. Dies sei nun nicht der Fall.

Experte über Iran-Israel-Konflikt: „Viel größer als Kämpfe gegen Hamas oder Hisbollah“

In einem anderen BBC-Artikel kommt Professor Yossi Mekelberg vom Middle East and North Africa Programme der Denkfabrik Chatham House zu Wort. Ihm zufolge ist die aktuelle Auseinandersetzung „viel größer als die Kämpfe gegen die Hamas in Gaza, selbst die gegen Hisbollah im Libanon oder die sehr begrenzte direkte Konfrontation mit dem Iran“. Er befürchtet bereits einen „ausgewachsenen Krieg“.

Nach 20 Monaten Krieg – angefangen mit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 – würde sich jedoch Müdigkeit in Israel ausbreiten. Entsprechend drohe bei weiteren endlos erscheinenden Kämpfen die Unterstützung in der Bevölkerung zusammenzubrechen.

Videos wie jenes rund um den Saxophonisten rufen da also mutmaßlich aus mehreren Gründen nur Kopfschütteln hervor. Die unmittelbaren Konsequenzen dieser Raketenflüge durch den nächtlichen Himmel wurden Millionen Menschen im Nahen Osten schließlich zuletzt bereits vor Augen geführt. Mit der Folge, dass die Lage nur immer weiter eskalierte. (mg)

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