Aus nach „unangemessenem Verhalten“ auf Firmenevent: Nächster SAP-Vorstand muss gehen
Jürgen Müller verlässt den SAP-Vorstand Ende September. Dem Technologiechef wird sein Verhalten auf einer Firmenveranstaltung zum Verhängnis.
Walldorf – Binnen kurzer Zeit verliert SAP sein drittes Vorstandsmitglied. Wie der Softwarekonzern aus dem badischen Walldorf mitteilt, hat sich der Aufsichtsrat mit Jürgen Müller einvernehmlich darauf geeinigt, dass der Chief Technology Officer zum 30. September 2024 aus dem Vorstand des Unternehmens ausscheidet. Die überraschende Entscheidung geht demnach auf einen Zwischenfall innerhalb des Hauses zurück.
„Bei einer vergangenen Firmenveranstaltung kam es zu einem Ereignis, bei dem ich mich unangemessen verhalten habe“, erklärt Müller in dem Statement. „Ich bedauere, dass ich unüberlegt gehandelt habe und entschuldige mich aufrichtig bei allen involvierten Personen.“ Sein Verhalten habe „nicht unsere Werte bei SAP widergespiegelt“.
Video: SAP plant Stellenabbau - Nettogewinn schrumpft um 69 Prozent
SAP-Vorstand Müller muss gehen: „Mein Rücktritt ist das Beste für das Unternehmen“
Nähere Einzelheiten machte der Konzern nicht öffentlich. Weiter hält Müller, dessen Vertrag erst im Mai bis 2027 verlängert worden war, fest: „Ich übernehme die volle Verantwortung und denke, dass mein Rücktritt das Beste für das Unternehmen ist.“
Der 2013 zum börsennotierten Konzern gestoßene und sechs Jahre später in den Vorstand aufgerückte Müller wird dafür gelobt, dazu beigetragen zu haben, die SAP Business Technology Platform (BTP) zu etablieren. Diese Plattform liefere heute „die technische Grundlage für das Best-of-Suite Angebot der SAP“. So würden 23.000 Live-Kunden unterstützt.
Der erst seit Mai amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Pekka Ala-Pietilä kommt wie folgt zu Wort: „Wir danken Jürgen Müller für seine signifikanten Leistungen und wünschen ihm alles Gute für seine weitere Zukunft.“

Meine news
SAP trennt sich binnen eines Monats von drittem Vorstand: Vor Müller schieden Russell und White aus
Die Nachfolgeregelung sieht zunächst so aus: Der Vorstandsvorsitzende Christian Klein übernimmt die Verantwortung für den größten Teil des Vorstandsbereichs Technologie und Innovation, den Müller leitet. Das SAP Security & Cloud Compliance Team wechselt in den Vorstandsbereich Customer Services & Delivery unter Thomas Saueressig.
Gerade erst hatten mit Scott Russell und Julia White zwei weitere Mitglieder den SAP-Vorstand verlassen. Beide schieden zum 31. August aus, wie das Unternehmen bereits einen Monat zuvor verkündet hatte. Russell war als Chief Revenue Officer laut SAP dafür verantwortlich, Kunden weltweit „auf ihrem Weg in die Cloud zu unterstützen“. White modernisierte als Chief Marketing and Solutions Officer die Bereiche Marketing und Kommunikation und baute das Produktmarketing auf.
Nach Informationen des Manager Magazin war der Aufsichtsrat hinsichtlich Russell unzufrieden mit dem zähen Umbau des Vertriebs. Bei White sollen Spannungen der Grund für die Trennung gewesen sein. Ihr Job soll demnach wegfallen, für Russell wird ein Nachfolger gesucht.
SAP-Vorstand Müller tritt nach Zwischenfall zurück: Nur zwei Vorstände im Konzern besser bezahlt
Über Müller heißt es in dem Artikel, der 42-Jährige gelte als Protegé von SAP-Gründer Hasso Plattner, arbeitete vor dem Wechsel zum Konzern in dessen Institut. Demnach war er mit 3,7 Millionen Euro Jahresgehalt 2023 der drittbestbezahlte SAP-Vorstand. Vor ihm lagen nur Klein mit 7,2 Millionen Euro und der erst im März des Jahres eingestiegene Chiefs Financial Officer Dominik Asam mit 3,9 Millionen Euro.
Asams Vorgänger Luka Mucic kam sogar auf 11,6 Millionen Euro. Allerdings spielt dabei auch eine Abfindung von 9,6 Millionen Euro mit hinein, die für den mittlerweile für Vodafone tätigen Manager bei seinem Ausscheiden Ende März 2023 floss.
Auch der geplante Stellenabbau bei SAP sorgte bereits für Schlagzeilen. Beschäftigten sollen üppige Zahlungen winken, wenn sie in den Vorruhestand gehen. Dadurch droht dem Unternehmen dem Vernehmen nach ein Desaster. Offenbar will der Konzern einige Mitarbeiter nicht ziehen lassen. (mg)