Stellenabbau bei SAP: Desaster droht durch Mitarbeiter-Abfindungen

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Die Restrukturierung bei SAP nimmt eine unerwartete Wendung. Das Interesse am Abfindungsprogramm übersteigt die Erwartungen.

München – Bei der aktuellen Restrukturierung von SAP haben einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland mehr Beschäftigte Interesse an einer Abfindung als gedacht. Über 5300 von ihnen hätten sich für das Abfindungs- und Vorruhestandsprogramm registriert, schrieb das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise am Donnerstag. Zuvor hatte die Zeitung berichtet, dass den Planungen zufolge in Deutschland 2600 Stellen wegfallen sollten.

SAP hatte zu Jahresbeginn einen Konzernumbau angekündigt, um sich für die Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) fit zu machen.
SAP hatte zu Jahresbeginn einen Konzernumbau angekündigt, um sich für die Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) fit zu machen. © Uwe Anspach/dpa

SAP will sich mit Stellenumbau für KI-Ära fit machen

Zu den aktuellen Zahlen wollte sich ein Sprecher des Walldorfer Software-Konzerns nicht äußern. „Aufgrund der Attraktivität beider Programme haben wir erwartungsgemäß ein sehr hohes Interesse verzeichnet.“ Allerdings könnten deutlich weniger Mitarbeiter gehen, weil das Unternehmen eine Abfindung verweigern kann, um „den Verlust kritischen Know-hows“ zu verhindern.

SAP hatte zu Jahresbeginn einen Konzernumbau angekündigt, um sich für die Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) fit zu machen. Hiervon seien weltweit etwa 8000 der insgesamt mehr als 105.000 Stellen betroffen, hatte es damals geheißen. Da gleichzeitig in zukunftsträchtigen Bereichen eingestellt werde, bleibe die Gesamtzahl der Beschäftigten voraussichtlich gleich.

Bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse im April hatte Finanzchef Dominik Asam betont, dass unklar sei, ob die 2,2 Milliarden Euro schweren Rückstellungen die Kosten für die Restrukturierung decken werden. Dies hänge unter anderem davon ab, wie viele Beschäftigte die Abfindungsangebote annähmen. 

SAP-Management zerstreut Sorgen um Kundennachfrage

Europas größter Softwarehersteller hat derweil Anlegersorgen wegen der aktuellen Flaute in der Branche gedämpft. Derzeit gebe es in einigen Bereichen ein etwas schwächeres Umfeld, räumte Vertriebschef Scott Russell am Mittwochabend (5. Juni) in einer Fragerunde mit Analysten auf der Kundenmesse Sapphire in Orlando (Florida) ein. Trotz dieser vereinzelten Schwäche stiegen die Ausgabebudgets der Kunden für IT jedoch weiter, fügte Russell an. Finanzchef Dominik Asam ergänzte, derzeit laufe das Geschäft mit den Kernprodukten des Unternehmens ziemlich stabil. Die vor rund einer Woche von schlechten Branchensignalen belastete Aktie erholte sich am Donnerstag weiter.

SAP habe angesichts der zuletzt negativen Nachrichten aus der Branche einen optimistischeren Eindruck bezüglich der aktuellen Nachfrage hinterlassen, schrieb Baader-Bank-Analyst Knut Woller. Das könne bedeuten, dass die Walldorfer mit ihrem Ansatz eines Komplettangebots aus einer Hand derzeit vergleichsweise besser mit der Situation zurechtkämen als die Rivalen, die mit Speziallösungen in einem bestimmten Bereich glänzen wollten, schrieb der Fachmann. 

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