Penzberger Grüne küren Spitzenkandidat: Wolfgang Schweiger soll Bürgermeister werden

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Grüne Tasse: Die bekam der frisch gekürte Bürgermeister-Kandidat Wolfgang Schweiger (Mitte) von Ortsverbands-Sprecherin Katharina von Platen. Stadtrat-Fraktionschef John-Christian Eilert (l.) hatte seine Bewerbung zurückgezogen. © Andreas Baar

Die Penzberger Grünen schicken Wolfgang Schweiger (57) als Bürgermeister-Kandidaten in die Kommunalwahl am 8. März 2026. Fast hätte es eine Kampfabstimmung gegeben.

Penzberg – Als der in feinem Anzug und Krawatte gekleidete John-Christian Eilert am Mittwochabend (17. September) im Bürgerbahnhof am Rednerpult demonstrativ seine Schuhe auszog, blieb dem Penzberger Grünen-Ortsverband eine Kampfkandidatur um den Posten des Bürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl am 8. März 2026 erspart. Das war im Vorfeld der Wahl 2020 noch anders gewesen: Damals setzte sich Kerstin Engel in einem parteiinternen Ringen um die Spitzenposition knapp mit 12:10-Stimmen gegen Katharina von Platen durch.

Am Mittwoch stellte der Penzberger Grünen-Ortsverband Wolfgang Schweiger (57) als Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl 2026 auf

Nun zog Eilert, der Stadtratsfraktionschef war im Vorfeld für die Kandidatur hoch gehandelt und am Aufstellungsabend auch wenig überraschend nominiert worden, doch einigermaßen überraschend seine Kandidatur zurück. Und zwar zugunsten seines ebenfalls vorgeschlagenen Mitbewerbers Wolfgang Schweiger – der 57-Jährige hatte Minuten zuvor eine engagierte Bewerbungsrede gehalten.

Eilert zieht zurück

„Ich kann sogar Schuhe tragen“, sagte Anzugträger Eilert süffisant mit Blick auf diverse Medienberichte über seine Barfuß-Vorliebe. Er traue sich das Bürgermeisteramt durchaus zu, betonte er, aber „für mich steht das Allgemeinwohl an erster Stelle“. Und deshalb unterstütze er lieber einen Kandidaten mit besten Aussichten für die Nominierung.

Keine Nein-Stimmen für Schweiger

Schweiger wurde denn von den anwesenden Stimmberechtigten glatt als Grünen-Bürgermeisterkandidat gewählt. Bei 23 abgegebenen und allesamt gültigen Stimmzetteln erhielt er 22 Ja-Stimmen (eine Enthaltung) – und viel Applaus.

Der 57-jährige, der von einem Einöd-Hof („Bin geprägt von einfachen Dingen“) in der Nähe von Bad Aibling stammt und seit mittlerweile 18 Jahren in Penzberg lebt, ist kein Unbekannter in der Penzberger Lokalpolitik. Schweiger, seit knapp zehn Jahren Kreisgeschäftsführer des Caritasverbands Bad Tölz-Wolfratshausen in Geretsried und zuvor 13 Jahre bei der Caritas in Garmisch-Partenkirchen tätig, saß bereits kurzzeitig von 2019 bis 2020 als Grünen-Nachrücker für Klaus Adler im Stadtrat. Für die Wahl 2020 ließ er sich auf der Grünen-Liste jedoch weit hinten aufstellen.

„Solide und planbare Finanzen“

Er habe als Caritas-Vertreter Erfahrung mit dem öffentlichen Bereich und vor allem mit „knappen Kassen“, erklärte Schweiger. „Solide und planbare Finanzen“, nannte er denn auch an erster Themen-Stelle. Ohne diese gebe es keinen Handlungsspielraum.

„Stabilisierung“ in der Verwaltung

Schweiger strebt eine „Stabilisierung in der Stadtverwaltung“ an, wie er mit Blick auf hohe Fluktuation und „gewisse Unzufriedenheit“ unter den Mitarbeitern sagte. Auch seien ihm „Beteiligung und Engagement“ der Bürger wichtig. Daseinsvorsorge und Integration, Jugend und Familien standen weiter auf seiner Agenda. Das kulturelle Leben solle weiter gefördert werden, allerdings brauche es eine gewisse Umgestaltung. Schweiger sprach in diesem Zusammenhang von einer Anspruchsgesellschaft, die es durchaus gebe. Aber: „Einfach nur streichen“ sei jedoch sicher nicht richtig, auch „einen Schritt zurückzumachen ist schwer“, erklärte der Bürgermeister-Kandidat auf eine entsprechend besorgte Nachfrage aus dem Publikum.

„Übergreifend“ im Stadtrat arbeiten

Grundsätzlich blieb der Kandidat bei Stadt-Themen an diesem Abend allerdings im Vagen. Er sei in machen Themen „nicht so drin“, entschuldigte sich Schweiger – und nannte grundsätzlich eine „Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie“ als ein Ziel. Er wolle nicht „der grüne Bürgermeister“ sein, sondern für alle Bürger, gab er sich offen. Auch im Stadtrat gelte es bei aller Wahlkampf-Konkurrenz am Ende „übergreifend“ zusammenzuarbeiten. Überhaupt gab es bei der Aufstellungsversammlung kein böses Wort vom Grünen-Spitzenkandidaten gegen die politische Konkurrenz in Penzberg.

Kein spontaner Verzicht

John-Christian Eilert, der für seine Entscheidung stehenden Applaus bekam, machte nach seinem Rückzug gegenüber der Rundschau deutlich, dass es sich um keinen spontanen Verzicht gehandelt habe. Er habe diese schon vorher geplant, es aber nicht kundgetan. Im Übrigen halte er Schweiger für einen guten Kandidaten.

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