Franziska Scharpf aus Sonthofen ist kürzlich zur neuen Präsidentin der Landesapothekerkammer gewählt worden. Damit repräsentiert erstmals eine Frau den jahrzehntelang männlich dominierten Berufsstand. „Ich möchte unseren Beruf in der Öffentlichkeit so sichtbar machen, dass jeder weiß, wie wichtig Apotheker in unserer Gesellschaft sind“, sagt die 41-Jährige.
Sonthofen/Allgäu - Die „Apotheke Scharpf“ an der Kreuzung „Berghofer-/Östliche Alpen-Straße“ versorgt Sonthofener seit 1978 mit Tabletten und Tropfen. Schon die Eltern haben dort Salben gerührt, Rezepte beliefert und Menschen getröstet. Kein Wunder also, dass Tochter Franziska und Sohn Christian in ihre Fußstapfen getreten sind, seit neun Jahren führen die beiden die Apotheke. „Für mich war klar, dass ich mal pharmazeutisch-technische Assistentin werde“, erzählt die neue Präsidentin. Sie ließ sich in Isny ausbilden und begann dann ein Studium in Großbritannien. „Ich bin anglophil und liebe das Land und seine Menschen.“
Nach vier praxisorientierten Jahren an der Londoner „Kingston University“ und Praktika in München und Sonthofen bekam sie die Approbation als Apothekerin. „In der Ausbildung erfahren wir eine unglaubliche Vielfalt an Wissen, Chemie, Physik, Biologie, Arzneimittelherstellung und -kunde und welche Wechselwirkungen es gibt. Das fasziniert mich heute immer noch und es ist einfach toll, dieses Wissen einzusetzen, um Menschen mit gesundheitlichen Problemen zu helfen.“
Apotheken sind mehr als Zäpfchen und Zahnseide
Franziska Scharpf kann auch Zäpfchen gießen oder Augentropfen herstellen, in Zeiten von Lieferengpässen wird die Apotheke sogar zur Produktionsstätte, dann wird der Fiebersaft für Kinder eben in der hauseigenen „Rezeptur“ gemischt. „Wir haben auf fast jede Frage eine Antwort“, lächelt sie. Inzwischen sind Bayerns Apotheken auch zu Impfstationen und Beratungszentren geworden, in denen längst mehr angeboten wird als das banale Blutdruckmessen. „Wir haben eine enorme soziale Funktion“, betont Scharpf, „wir sind Anlaufstation für Einsame und Alte, nehmen Menschen in den Arm, spenden Trost und Tipps, kümmern uns um das Umfeld unserer Apotheke. Die demografische Entwicklung erhöht diese Bedeutung immer mehr.“
Während Kunden bzw. Patienten das zu schätzen wissen, fühlen sich die frisch gewählte Präsidentin und ihre Kollegen von der Politik zu wenig beachtet und wertgeschätzt. „Allein das gesetzlich festgelegte Honorar für die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel ist seit Jahren nicht erhöht worden, obwohl bei uns immer ein Akademiker anwesend sein muss und wir viele bürokratische Vorschriften zu erfüllen haben, ob sinnvoll oder nicht.“
Auch Bayerns Gesundheitsministerin hat gestaunt
Franziska Scharpf sieht die Probleme, möchte jetzt „nach außen hin ganz viel sprechen, zuhören und gestalten, standesintern das Bewusstsein stärken und allen klar machen: „Wir sind keine Schmalspurmediziner oder Schubladenzieher, wir sind Apotheker!“ Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach war schon zu Besuch in der Apotheke. „Die hat ganz schön gestaunt über unser Angebot!“, so Scharpf.
Wenn sie nicht Notdienst machen muss (25-mal im Jahr), ihrem Amt in der Führungsetage der Bundesapothekerkammer nachkommt oder ihre drei Kinder (8, 5, 4 Jahre) betreut („Meistens macht das mein Mann, der macht auch die Buchhaltung!“), liefert die Apothekenchefin wichtige Medikamente auch mal selbst aus. „Das ist selbstverständlich. Wer nicht zu uns kommen kann, zu dem kommen wir.“
Bei all den Aufgaben hofft Scharpf, auch weiterhin noch genug Zeit für Familie und Freizeit zu finden. Früher, bis zum Studium, hat sie Fußball gespielt – Jobbeschreibung: „Mittelfeldregisseurin, die Fäden ziehen!“ Noch heute ist die 41-Jährige Fan des FC Bayern München, ab und an geht’s auch zum Klettern in die Halle oder mit dem Radl durchs Oberallgäu: „Aber ich fahr nicht mit dem Cargobike hinauf aufs Oberjoch!“
Coole Idee: bei Hitze in die Apotheke
Für den Hitzesommer 2025 empfiehlt Frau Präsidentin: „Trinken Sie viel, isotonisch! Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach möglichen Unverträglichkeiten zwischen Medikament und Hitze, schmieren Sie sich mit Lichtschutzfaktor 50 ein – drunter macht´s keinen Sinn.“ Und sie hat noch einen echten „Geheimtipp“ für hitzegeplagte Allgäuer: „Kommen Sie mal zu uns. Aufgrund der gesetzlichen Apothekenbetriebsordnung darf die Temperatur in den Apotheken nicht über 25 Grad steigen. Wir haben also immer angenehm kühle Räume.“ Franziska Scharpf weiß offensichtlich gut, wie es geht, Apotheken sichtbarer zu machen…