Gasthaus Lindauer: Pächter verschwindet und hinterlässt offenbar hohen Schuldenberg

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Bärige Werbeaktion: Noch Ende 2023 hatte der Wirt in Schongau sich etwas einfallen lassen. © Herold

Mit Sack und Pack soll der Pächter im Gasthaus zum Lindauer verschwunden sein – und einen Berg Schulden hinterlassen haben. Auch die Gäste sind sauer.

Schongau – „Gasthof zu verpachten.“ Mit diesem simplen Hinweis hat Christian Lindauer die Speisekarte neben der Eingangstüre überklebt. „Derzeit geschlossen“ steht auf dem Schild im Hof. Gäste sitzen in nächster Zeit wohl nicht im Biergarten. Stattdessen ist der Eigentümer des Gasthofs damit beschäftigt, klar Schiff zu machen in dem Traditionsbetrieb. „Vier Kubik hab ich schon nach Erbenschwang gefahren“, erzählt der 55-jährige und führt durch die verwaisten Gasträume Ecke Löwen- und Christophstraße.

Noch Ende 2023 hatte Robert Krizanac mit „bärigen Angeboten“ und einer ebensolchen Weihnachtsdekoration die Werbetrommel gerührt für das Gasthaus, Ende Februar hat der Wirt dann aber offenbar das Handtuch geworfen und muss Schongau auch bereits verlassen haben. „Ganz überraschend kam es nicht“, berichtet Lindauer, die Trennung erfolgte seiner Schilderung nach aber keineswegs vertragsgemäß. Der Zehn-Jahres-Pachtvertrag, den Krizanac vor zwei Jahren von seinem kroatischen Landsmann und Vorgänger Ivan Vuletic übernommen hatte, sei nicht ordnungsgemäß gekündigt worden, sondern habe sich nun um ein Jahr verlängert.

Verpächter Lindauer spricht von hohem Schuldenberg, den Wirt hinterlassen habe

„Ich muss jetzt hier erst mal den ganzen Schaden beheben und einiges an Geld reinstecken“, klagt Lindauer. Seinem Bericht zufolge sitzt er auf einem Berg Schulden, den der Pächter ihm hinterlassen haben soll, der 55-Jährige spricht von einem fünfstelligen Betrag. Anzeige hat er aber bisher nicht erstattet, er scheue die zusätzlichen Kosten für einen Anwalt, er sei ja auch nicht der einzige Gläubiger. „Bei der Brauerei hat er keine Schulden, sie haben sich die Lieferungen bar bezahlen lassen, andere Lieferanten waren da aber nachlässiger“, deutet Lindauer an. Auch Gäste, die noch einen Gutschein besitzen für ein Besuch im Lokal, sind sauer, denn sie gehen nun leer aus. Hierzu befragen kann man den Pächter nicht, die Handynummer des ehemaligen Wirts läuft ins Leere.

Zu verpachten steht nun im Schaukasten.
Zu verpachten steht nun im Schaukasten. © Herold

Groß gekümmert um einen neuen Pächter hat sich Lindauer noch nicht, „ich muss erst mal aufräumen, wenn sich jemand meldet, gebe ich aber sofort Gas.“ Er kehrt immer auch ein Stückchen Familiengeschichte mit hinaus aus der Gaststube. Das Gasthaus in der Altstadt gehört zu den ältesten in Schongau. 1902 hatte die Familie Lindauer die Wirtschaft zum Koch oder auch Kocherlwirtschaft – genannt nach seinem Vorbesitzer – übernommen. Fortan ging man „zur Rosa“, da sowohl die Urgroßmutter als auch die Großmutter von Christian Lindauer diesen Namen trugen.

Gasthaus gehört zu einem der Ältesten in Schongau

Nach dem Tod der Großmutter Ende 1970 übernahmen seine Eltern Alfred und Hanni die Bierwirtschaft – nach einer großen Renovierung gab es in Schongau erstmals Pils vom Fass, „eine Attraktion“, wie es in einer der zahlreichen Ausgaben der Schongauer Nachrichten heißt, in denen über die Lindauers berichtet wird.

Auch wurde die Wirtschaft vergrößert. Denn nach dem Tod seines Onkels Franz Lindauer im Jahr 1984, der im rückwärtigen Teil des Gebäudes als Metzgermeister seinen eigenen Betrieb führte, wurde dieser Bereich der Gastwirtschaft zugeschlagen – die Gäste sitzen deshalb dort im „Metzgerstüberl“.

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Christian Lindauer hatte selbst von 1988 bis 2012 mit den Eltern im Betrieb gearbeitet. Nach dem Tod seiner Eltern entschloss er sich jedoch, das Gasthaus zu verpachten.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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