Der Holzwurm ist überall in der Starnberger Stadtpfarrkirche: Jetzt reagiert die Pfarrei
Der Holzwurm hat sich durch die ganze Starnberger Stadtpfarrkirche gefressen. Die Pfarrei greift deshalb zu einer Maßnahme, die 50 000 Euro kostet, eines langen Vorlaufs bedurfte und nur alle 30 bis 40 Jahre zur Anwendung kommt.
Starnberg – Der Holzwurm macht nicht mal vor Heiligen Halt. Das zeigt besonders ein Blick auf Konrad von Parzham, den Kapuzinerbruder, einst sehr geschätzt bei den Wallfahrern in Altötting. Die Holzfigur in der Starnberger Stadtpfarrkirche St. Maria, vom Altar aus gleich rechts, ist regelrecht durchlöchert. Von den Schultern bis zu den Händen. Den anderen Heiligen, die an den großen Betonsäulen angebracht sind, geht es nicht viel besser. Hans Raphael sagt: „Von der Decke, über die Orgel und den Beichtstuhl bis zu den Bänken: Der Holzwurm ist praktisch überall.“ Zum Beweis klopft der Mesner in Reihe vier gegen das Holz – bis unten feiner Staub austritt.
Die Pfarreiengemeinschaft will nicht warten, bis Bänke eines Tages auseinanderbrechen oder Figuren bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind. Der Wurm muss raus – beziehungsweise unschädlich gemacht werden. Und deshalb ist die Stadtpfarrkirche bald rund zwei Wochen geschlossen, vom Freitag, 31. Mai bis voraussichtlich Mittwoch, 12. Juni. Für eine Maßnahme, die ein ganzes Jahr Vorlauf bedurfte. Die in dieser Dimension nur alle 30, 40 Jahre durchgeführt wird. Und die rund 50 000 Euro kostet.

„Zwei Drittel zahlt das Bistum Augsburg, den Rest die Kirchenstiftung“, sagt Kirchenpfleger Dr. Richard Leopold. Er kann auch erklären, wie die Materialschutz-Spezial-Firma aus Mittelfranken bei der „Holzwurm-Begasung“ vorgehen wird. Die Kirche wird nicht nur eingezäunt, sondern auch mit Folien abgedichtet. Dann kommt das Mittel zum Einsatz, das den Larven des Gemeinen Nagekäfers den Garaus machen soll: Sulfuryldifluorid, ein farb- und geruchloses, giftiges Gas. Die Gasflaschen werden so lange im großen Innenraum der Kirche aufgedreht, bis die Konzentration für die Schädlingsbekämpfung ausreicht. Laut Leopold testet die Fachfirma durch Einbringen einzelner Holzwürmer, ob es funktioniert. Stellt sich Erfolg ein, wird die Kirche durchgelüftet und kann wieder genutzt werden. Die Gottesdienste finden in der Zwischenzeit in St. Josef statt.
Laut Mesner Raphael kam die Maßnahme zuletzt im Rahmen der Generalsanierung 1989 zum Einsatz. Mehrere Genehmigungen waren einzuholen, Lagepläne zu erstellen und sämtliche Anwohner der Umgebung zu informieren, ergänzt Kirchenpfleger Leopold: „Das ist hochkompliziert.“ Deshalb eben das Jahr Vorlauf.
Die Löcher am Arm wird der Heilige Konrad von Parzham übrigens behalten. Die Wurm-Begasung ist reine Schadensbegrenzung, das Restaurieren der angefressenen Figuren und anderen Holzflächen kommt laut Raphael und Leopold nicht in Frage. Wegen des Aufwands, der Kosten – und die Frage ist, ob es überhaupt machbar wäre. „Die Löcher gehören jetzt halt dazu“, sagt Raphael.

Im Vergleich zu anderen Gotteshäusern ist die 1933, zur Zeit des Nationalsozialismus, eingeweihte Kirche St. Maria noch nicht alt. Recht pflegebedürftig ist sie trotzdem. Die Risse an den Außenwänden machen der Pfarrei seit Jahren Sorgen. Laut Kirchenpfleger Leopold ist die Außensanierung „auf den Weg gebracht. Wir hoffen heuer auf das Okay“. Das Bistum Augsburg müsse zustimmen, auch was die Finanzierung angeht.
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Den Innenraum der Kirche würde die Gemeinde um Stadtpfarrer Dr. Andreas Jall ebenfalls gerne dem Zeitgeist entsprechend modernisieren. In dieser Hinsicht ist aber noch große Geduld gefragt – wahrscheinlich bis 2028. Denn ein Erbe des Kirchenerbauers, der bis dahin die Rechte an der Innenarchitektur besitzt, müsste zustimmen. Damit ist dem Vernehmen nach weiterhin nicht zu rechnen. Immerhin: Die Orgel bereitet den Verantwortlichen derzeit kaum Kummer. 2021 war die Königin der Instrumente großflächig von Schimmel befallen worden. Mesner Raphael: „Das Problem haben wir gerade ganz gut im Griff.“
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