Ein rettendes Erbe und ein Abschied
Nach fast 25 Jahren hat die Nachbarschaftshilfe Seefeld am Mittwoch ihre Geschäftsleiterin Patricia Kalchschmidt verabschiedet. Die Versammlung traf zudem zwei wichtige Entscheidungen.
Seefeld – Obwohl keine Wahlen anstanden, wird die Jahresversammlung der NBH Seefeld am Mittwoch im gut besetzten Pfarrsaal Peter und Paul in die Geschichte eingehen: Zum einen verabschiedete sich Geschäftsleiterin Patricia Kalchschmidt. Ihre Nachfolgerin Stefanie von Dehn ist seit einer guten Woche im Amt. Die Mitglieder beschlossen zudem, den Jahresbeitrag von 30 auf 40 Euro zu erhöhen. Wegweisend wird auch diese Entscheidung sein: Die NBH hat von Adeline Mayer aus Meiling, im Oktober 2022 verstorben, eine Hofstelle geerbt. Der Vorstand um Kassier Peter Schlecht erwägt den Verkauf. „Dafür brauchen wir die Zustimmung der Jahreshauptversammlung“, sagte Schlecht. Nur drei Mitglieder stimmten dagegen.
Die Berichte der Vorstandschaft
Die Vorsitzende Johanna Senft sprach offen über die Schwierigkeiten, in denen Einrichtungen wie die NBH Seefeld stecken. „Wir stehen vor einem massiven Umbruch und einer problematischen Zukunft“, sagte sie. Die NBH sei eine der wichtigsten Säulen in der Gemeinde, aber auch Arbeitgeber und ambulanter Pflegedienst, der ein Familienzentrum, ein Mehrgenerationenhaus und damit alle Generationen betreue. Ohne das Erbe von Adeline Mayer wäre die NBH zahlungsunfähig gewesen. So aber konnten die EDV erneuert und auch Geld in eine professionelle Personalsuche gesteckt werden. Die bundesweite Misere in der Pflege sei auch bei der NBH Seefeld deutlich spürbar. „Nur durch den großartigen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte der Pflegebetrieb weiter gut funktionieren.“ Allerdings steht die NBH derzeit ohne Pflegedienstleitung (Pdl) da. „Formell ist dies für den Betrieb eines Pflegedienstes notwendig“, erklärte Senft. Dankenswerterweise habe Stellvertreterin Petra Niekiel mit der Ausbildung für die Pdl begonnen.
Positives berichteten Patricia Kalchschmidt, Sylvia Fischer (Familienzentrum) und Elfriede Schuhmacher (Mittagsbetreuung). Die unterschiedlichen Angebote werden gut angenommen, es gibt einen Papa-Kind-Stammtisch und ein sehr beliebtes Repair-Café. Sylvia Fischer bedauerte die Fluktuation bei den Spielgruppen: „Früher waren Kinder auch mal zwei Jahre da, das ist heute anders.“ Dafür wären die Eltern bereit, für bestimmte Angebote immer weiter anzureisen, „weil es beispielsweise offene Treffs in anderen Gemeinden immer weniger gibt“.
An die 50 Kinder besuchen die Mittagsbetreuung, unter ihnen immer mehr mit Migrationshintergrund. „Wir haben aber tolle Betreuer gefunden. So konnten einzelne Kinder zusätzlich bei den Hausaufgaben unterstützt werden,“ freute sich Elfriede Schuhmacher. Auch für das kommende Schuljahr lägen bereits Anmeldungen vor. „Das Team ist beständig, wir machen das seit mehr als zehn Jahren“, sagte sie.
Petra Niekiel, noch stellvertretende Pdl, gab einen kurzen Abriss über die Pflege: 54 Klienten habe die NBH 2023 morgens und abends im Rahmen der Behandlungspflege versorgt, in der Grundpflege waren es 26 Klienten. Krankenhausvermeidungspflege sei in fünf Fällen angewandt worden, dazu kämen 90 Beratungsgespräche. „Wir haben versucht, alles mit weniger Personal hinzukriegen. Ich danke dem tollen Team.“
Die Finanzen und die Erbschaft
Schließlich war Peter Schlecht mit den Zahlen dran, die dem Strukturproblem entsprechend wenig rosig sind: Den Aufwendungen in Höhe von 357 000 Euro standen 299 000 Euro an Erstattungen und Einnahmen entgegen, darunter ein 45 000-Euro-Zuschuss von der Gemeinde. „58 000 Euro mussten wir aus den Rücklagen entnehmen.“ Die NBH habe dies nur ausgleichen können wegen des Vermächtnisses von Adeline Mayer, die der NBH nicht nur Geld vererbte, sondern auch die erwähnte Immobilie. „Wir haben lange überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoll wäre, die Immobilie zu veräußern.“ Dabei handele es sich um eine Hofstelle aus den 1920-er Jahren. „Der Vorstand will sie ortsverträglich vermarkten und nicht an einen Investor“, kündigte Schlecht.
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Der Abschied und die Nachfolgerin
Dann ging es an die Verabschiedung von Patricia „Patti“ Kalchschmidt. „Du hast immer für ein gutes Miteinander gekämpft und Dich dafür eingesetzt“, sagte Johanna Senft. Kalchschmidt hatte einst die Bewerbung für das Mehrgenerationenhaus durchgesetzt, dann später die Einrichtung der Mittagsbetreuung und die Erweiterung der NBH im Schulgebäude organisiert und schließlich noch den „2-te-Hand-Laden“ im Alten Rathaus. Kalchschmidt dankte den NBH-Gründerinnen Therese Manthey und Deloyce Conrad, die sie damals überhaupt in die Geschäftsleitung gelockt hätten.
Nachfolgerin Stefanie von Dehn kommt aus Steinebach, studierte Ernährungswissenschaften, lebte einige Zeit in Hechendorf, dann in München und wohnt nun wieder in Steinebach. Sie hat drei erwachsene Kinder, arbeitete 15 Jahre bei TQ Systems und zuletzt im Qualitätsmanagement, absolvierte eine Ausbildung zur Stadtführerin in München, arbeitete dann in der Geschäftsführung einer Münchner Bäckerei. Im Gespräch mit Angelika Obermaier, Schatzmeisterin der NBH Hechendorf, habe sie von der Suche der NBH Seefeld nach einer Geschäftsleitung erfahren. „Und nun hoffe ich, dass ich die großen Schuhe von Patricia Kalchschmidt tragen und damit weitergehen kann.“
Gewählt wurden an dem Abend noch die Kassenprüfer Werner Neumeier und Sebastian Probst. Nach mehr als acht Jahren legte Friedrich Hanrieder sein Amt nieder.
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