Neues Raketensystem: Rheinmetall und Lockheed Martin arbeiten an Himars-Weiterentwicklung
Rheinmetall und Lockheed Martin haben in Paris eine Weiterentwicklung des Himars-Systems vorgestellt. Bereits fünf Länder haben Bedarf angemeldet.
Paris – Die Rüstungskonzerne Rheinmetall aus Deutschland und Lockheed Martin aus den USA haben auf der Eurosatory die Weiterentwicklung des Raketenwerfers Himars vorgestellt. Die Eurosatory ist eine Rüstungsmesse, die alle zwei Jahre nördlich von Paris in Villepinte stattfindet. Der Schwerpunkt liegt auf Heeres- und Luftlandetechnik.
Das neuartige System mit dem Namen Gmars habe eine Reichweite von etwa 400 Kilometern. Das System könne bis zu zwölf Raketen gleichzeitig fassen, sagte Rheinmetallchef Armin Papperger am Montag dazu auf der Messe.
Gmars verfüge über ein größeres HX 8x8-Chassis, das zwei Raketenkapseln beherbergt und so die Feuerkraft in einer einzelnen Mission verdoppelt. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Systemen liege in ihrer Werfer-Konfiguration. Essenziell für die Produktion soll der Rheinmetall-Standort im Niedersächsischen Unterlüß sein, wie das Handelsblatt berichtet. Dort sollen die Raketenantriebe und Treibladungen für die Gmars-Systeme hergestellt werden.
Neues Raketensystem Gmars soll deutlich besser sein als Himars
Eine entscheidende Verbesserung stelle die „Shoot-and-Scoot“-Fähigkeit von Gmars dar. Im Gegensatz zu dem kleineren Profil von Himars mit nur einem Werfer werde eine schnelle Neupositionierung nach dem Abfeuern ermöglicht, um Gegenmaßnahmen zu umgehen. Bei beiden Systemen werde Mobilität großgeschrieben, da sie Plattformen auf Rädern für einen schnellen Einsatz auf dem Schlachtfeld nutzen. Der integrierte Kran von Gmars macht zudem zusätzliche Unterstützungsfahrzeuge überflüssig und erhöht so die Einsatzbereitschaft, betonen die Rüstungskonzerne.
Auch hinsichtlich der technischen Daten übertreffe Gmars- das Himars-System: Es verfügt über eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Himars hat eine Reichweite von 300 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 85 Kilometern pro Stunde.
In Bezug auf Munition und Logistik ähnelt Gmars seinem älteren Brudersystem mehr und gewährleistet eine Integration in die bestehende Infrastruktur der Nato. Seine Kompatibilität mit der MLRS-Munitionsfamilie (MFOM) erhöht seine Reichweite und Präzision und verstärkt so seine strategische Bedeutung, betonte Rheinmetall auf der Messe.

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Raketensystem Himars trug zur Abwehr des russischen Erstschlags bei
Im Sommer 2022 war der Einsatz von Himars entscheidend für den Erfolg der Ukraine, da sie die Offensive der russischen Streitkräfte stark zurückdrängen konnte. Die Nachfrage nach umfangreichen Waffensystemen stieg daraufhin stark. Zum Beispiel gab Polen Ende letzten Jahres bekannt, dass es bis zu 486 Himars-Systeme bestellen würde. Daher ist das Himars-System, das momentan in den Vereinigten Staaten produziert wird, für Jahre ausgebucht. Das Gmars-System könnte insbesondere der hohen Nachfrage in Europa als zukünftiges Gegenstück dienen.
Rheinmetall-Chef Papperger zufolge unterhält das Unternehmen Gespräche mit fünf möglichen Abnehmerländern. Wer das genau ist, sagte man nicht. Der Vorstandschef erklärte, dass man in diesem Jahr einen Abschluss mit einem Kunden erzielen wolle. Das erste Gmars-System könnte im nächsten Jahr geliefert werden.
Raketensysteme: Deutsche und amerikanische Waffenhersteller vertiefen Zusammenarbeit
Nach Lockheed Martins und Rheinmetalls Wunsch soll das Gmars-System das Raketenartilleriesystem Mars 2 in Europa ersetzen. Dieses wird derzeit auch von der Bundeswehr genutzt. Der Prozentsatz der Systeme, die übereinstimmende Komponenten aufweisen, sei dazu entsprechend hoch. Darüber hinaus kann das Gmars mit derselben Munition ausgestattet werden wie im Mars 2. Dies soll sicherstellen, dass Gmars, Himars und Mars 2 in den Nato-Streitkräften untereinander funktionieren.
Vor kurzem gab die Bundesregierung bekannt, drei neue Himars-Systeme von den US-Streitkräften zu erwerben, um die Ukraine in ihrem anhaltenden Konflikt mit Russland zu unterstützen, wie Newsweek berichtet. Das Pentagon hat die Lieferung weiterer 40 Himars-Systeme und der dazugehörigen Munition als Teil eines 400 Millionen Dollar schweren Hilfspakets bestätigt.
Mit der Entwicklung des neuen Raketenwerfers haben die beiden Rüstungsunternehmen ihre Kooperation erweitert. Rheinmetall beteiligt sich bereits an der Herstellung des Kampfflugzeugs F-35. Im ersten Schritt sollen der Bundeswehr 35 Fliegereinheiten zur Verfügung gestellt werden, die über die Waffengattung hinweg vernetzt eingesetzt werden können.