Er lernte seine spätere Ehefrau als Schüler in Schongau kennen, wurde Lehrer und durfte zum Ende seiner Laufbahn achteinhalb Jahre diese Schule leiten: Diese Geschichte ist einfach zu schön, und sie wurde bei der emotionalen Abschiedsfeier für Bernhard O‘Connor (62) am Welfen-Gymnasium am Freitag natürlich oft erzählt.
Christian Schloßnikel konnte sich noch gut erinnern, als bekannt wurde, wer neuer Schulleiter wird. Denn mit dem Namen Bernhard O‘Connor konnte niemand etwas anfangen, sagt der heutige Vize-Schulleiter. „Es gab sorgenvolle Gesichter in der Englisch-Fachschaft, ob da ein Muttersprachler kommt“, erzählte Schloßnikel unter dem Gelächter der Besucher in der Aula. Doch schnell war klar, dass O‘Connor ein waschechter Bayer ist, in Landshut geboren und in Altenstadt aufgewachsen, und nur den Namen seiner Frau angenommen hatte.
„Es kann nur einen geben“
Schloßnikel hatte zu seiner Abschlussrede den Kopf seines Noch-Vorgesetzten in Fotos aller möglichen bekannten Connors montiert und deren Stärken beschrieben – Eishockey-Superstar Connor McDavid, Radstar Ben O‘Connor, eben erfolgreich bei der Tour de France unterwegs, Sängerin Sarah Connor oder Connor MacLeod, der Highlander aus dem Kultfilm. Dessen Spruch „es kann nur einen geben“ münzte Schloßnikel auf den scheidenden Schulleiter, der einfach unvergleichlich gewesen sei.
Als Fan im Bus nach Berlin
„Das ist schwer zu toppen“, sagte anschließend Kreiskämmerer Matthias Brugger als Vertreter des Landratsamts. Doch auch er verstand es, aus den Jahren mit O‘Connor besondere Begebenheiten zu erzählen. Zum Beispiel, dass er bei Sitzungen oft witzige Bemerkungen abgegeben habe, über die man erst nachdenken musste, um sie richtig zu verstehen. „Herz, Haltung und Humor“ attestierte Brugger dem scheidenden Schulleiter und dass er die Schüler in den Mittelpunkt gestellt habe. Oder welcher Gymnasiums-Leiter setze sich sonst in einen Bus nach Berlin, nur um als Fan seine Fußballerinnen beim Bundesfinale anzufeuern? Als Geschenk hatte der Kreiskämmerer neben der Landkreismedaille in Gold auch einen Apfelbaum dabei.
„Wir lassen Sie ungern gehen“
„Wir lassen Sie ungern gehen“, zitierte Bürgermeister Falk Sluyterman einen Satz aus der Landshuter Zeitung, als sich O‘Connor vor achteinhalb Jahren von dort Richtung Schongau aufgemacht habe, „und diesen Satz könnte man jetzt wieder verwenden.“ Sluyterman, dessen Sohn 2017 unter O‘Connor Abitur gemacht hatte, dankte für die gute Zusammenarbeit und überreichte ihm einen Bildband der Partnerstadt Lucca – auf italienisch. „Sie als Lateiner kommen damit schon klar“, sagte Sluyterman schmunzelnd.

Scheidender Schulleiter als „einziger Abiturient“
Nach einer musikalischen Einlage der Big Band von Gymnasium und Musikschule unter Andreas Immler folgte die Ministerialbeauftragte Brigitte Grams-Loibl, die eine viel zu lange und mit dem Schwenk zum Thema Antisemitismus streckenweise völlig deplazierte Rede hielt, ehe die Elternbeiratsvorsitzende Sarah Erhard („Wir dürfen unseren Schulpapa in den Ruhestand versetzen“) und vor allem die Personalratsvorsitzende Corinna Konstas wieder passende Töne anschlugen. Auch sie erwähnte die feine Ironie und den Humor O‘Connors, seine nette Art – „wir haben nur einen Abiturienten in diesem Jahr, und das sind Sie“.

„Sie hatten immer ein Ohr für unsere völlig absurden SMV-Vorhaben“, sagte schließlich Schülersprecher Johannes Siegl, der mit Luisa Tholen einen Comedy-reifen Auftritt hinlegte voller Spontanität und Wortwitz und als Beispiel den von ihm initiierten Brotzeitautomaten nannte, der ewig an O‘Connor erinnern werde. Und Siegl kündigte an, dass am letzten Schultag am Donnerstag noch Überraschungen auf ihn warten.
O‘Connor: „Habe zwei Traumschulen leiten dürfen“
„Jetzt muss ich mich erstmal sammeln“, sagt schließlich O‘Connor bewegt bei seiner Abschlussrede. Er habe zwei Traumschulen leiten dürfen, in seiner Geburtsstadt Landshut und jetzt in Schongau, wo sich der Kreis geschlossen hat vom Schüler, der 1971 hier in die 5. Klasse gekommen war und seine Frau Isabell kennengelernt hat. „Ich bin dankbar, wie alles gekommen ist“, sagte O‘Connor und bedankte sich bei allen, vom Hausmeister bis zu den Eltern, und gab eine Liebeserklärung an seinen Job ab. „Es gibt keinen schöneren Beruf als Lehrer, mich hat er immer glücklich gemacht.“
Auch eine große Baustelle hat O‘Connor mitgemacht als Schulleiter.
Der Nachfolger
Als Nachfolger von Bernhard O‘Connor wird Alexander Pfaffendorf ab August die Leitung des Welfen-Gymnasiums übernehmen. Er war dort bereits Lehrer und Mitglied der Schulleitung. Zuletzt war Pfaffendorf, der im Schongauer Land lebt, Leiter des Leonhard-Wagner-Gymnasiums Schwabmünchen.