Iny Lorentz: Stiftung will inspirieren und zum Lesen anstiften
Albert Hingerl ist Sprecher der neuen Lorentz-Stiftung von Iny Klocke und Elmar Wohlrath, bekannt als Iny Lorentz, die Autoren der berühmten „Wanderhure“. Ein Interview:
Poing - Iny Lorentz ist eines der Pseudonyme des deutschen Schriftstellerehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihre Bücher erreichten bis 2023 eine Gesamtauflage von 20 Millionen Exemplaren. Sie stammen aus Köln und Franken, leben aber schon lange in der Gemeinde Poing. Der Roman Die Wanderhure wurde 2009 verfilmt und am 5. Oktober 2010 von Sat 1 erstmals ausgestrahlt. Der Film erhielt den Filmpreis Diva als erfolgreichster Deutscher Fernsehfilm des Jahres 2010. Das Paar gilt als Vielschreiber; und zu Deutschlands erfolgreiches Schriftstellern.
Erst vor ein paar Wochen berichteten die Poinger der Heimatzeitung, dass ihre Erfolgsreihe „Die Wanderhure“ heuer abgeschlossen werde. Der zehnte Band erschien erst unlängst am 2. September. Inzwischen hat sich aber noch Weiteres getan. Wie berichtet, ist die von den beiden ins Leben gerufene Stiftung staatlich anerkannt worden. Stiftungssprecher ist der ehemalige Poinger Bürgermeister Albert Hingerl. Eine Hauptaufgabe sieht man in der Stiftungsarbeit darin, das Lesen unter Poinger Kindern und Jugendlichen zu fördern. Wir sprachen mit Hingerl genau über dieses Thema.

Herr Hingerl, wie war das bei Ihnen als Kind. Können Sie sich erinnern, wann Sie erstmals zu einem Buch gegriffen haben? Und um welches Buch ging es da?
Ich war elf oder zwölf Jahre alt. Meine Mutter war Mitglied beim Bertelsmann Lesering bzw. Bertelsmann Club. Auf diese Weise kamen pro Quartal die Bücher mit der Post zu uns nach Hause. Meine Mutter hat meinen älteren Bruder und mich auch sehr früh beim Club angemeldet.
Welche Rolle spielten Bücher in ihrer Kindheit?
Mit den Büchern begann ich die Welt kennenzulernen. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Die Volksschule hatte zwei Klassenzimmer. Eine Lehrerin für die erste bis vierte Klasse und einen Lehrer, der mit seiner Familie im Schulhaus wohnte, für die fünfte bis achte Klasse. Ich erinnere mich an die Autoren Ronald Dahl, Ephraim Kishon, Mario Simmel und Willi Heinrich.
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Und was bedeutete Ihnen das Lesen in den Jahren danach? Sagen wir mal in der klassischen Sturm- und Drangzeit?
Das Lesen bedeutet mir sehr viel. Das Buch „Der Dschungel“ von Upton Sinclair gehört dazu. Ebenso die Bücher von dem Nobelpreisträger Nagib Machfus aus Ägypten. Als ich das Buch Djamila von Tschingis Aitmatov gelesen habe, wollte ich unbedingt das Land kennenlernen, wo die Geschichte spielt. Nach dem Ende des Kalten Krieges bin ich mit meinem Freund Hans nach Kirgisien gereist. Heute noch lasse ich mich von Büchern für meine Reisen und Ideen inspirieren.
Meine news
Sie sind nun Sprecher einer Stiftung, die sich um Kulturförderung bemüht und dabei insbesondere die Lesekompetenz Poinger Kinder im Auge hat. Gibt es in ihrer Gemeinde besonderen Handlungsbedarf? Gibt es Gründe, sich genau mit dieser Aufgabenstellung zu befassen?
Es geht grundsätzlich um alle Kinder. Der Schwerpunkt soll jedoch in unserer Gemeinde Poing sein. Aus meiner Sicht entstehen beim Lesen eines Buches besondere Fähigkeiten wie zum Beispiel Konzentration, Sprachentwicklung, emotionale und soziale Fähigkeiten, die für Entwicklung unserer Kinder von großer Bedeutung sind.
Welche konkreten Möglichkeiten der Umsetzung sehen Sie in Poing speziell und auch allgemein, um das Lesen von Büchern bei jüngeren Leuten wieder populärer zu machen?
Gute Frage. Schwer zu beantworten. Mit der Stiftung versuchen wir, das Lesen, insbesondere von Büchern, bereits von Kindheit an zu fördern. Es ist für uns ein Herzensprojekt.
Gibt es schon konkrete Projekte für Poing?
Noch nicht von der Stiftung. Wir warten noch auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Das Stifterehepaar bezahlt aus ihrer Privatkasse einen Workshop der Bücherei, bei dem Kinder und Jugendliche heuer in den Herbstfreien mit einer Comic-Künstlerin eigene Mangas entwerfen können.
Welchen Rat können bzw. wollen Sie Eltern Heranwachsender geben?
Ich möchte keinen Rat geben. Die Eltern können das, wenn sie mit einem guten Beispiel vorangehen.
Sie waren lange Erster Bürgermeister in Poing. Konnten Sie da Akzente in puncto Leseförderung setzen?
Ich hoffe, dass wir als Gemeinde unseren Beitrag geleistet haben. Wir haben jedes Jahr zum Schulbeginn für alle Erstklässler einen kostenlosen Leseausweis verteilt. Für unsere Bücherei war und ist es immer wichtig, mit den Schulen zusammenzuarbeiten. Das Literaturhaus signalisiert den hohen Stellenwert der Bücher für unsere Gesellschaft.
Gibt es noch andere Akzente, die die Stiftung setzen möchte?
Neben der Leseförderung für Kinder unterstützen wir auch kulturelle und soziale Projekte.
Letzte Frage: Wie ist das mit Ihren ganz persönlichen Lesegewohnheiten heute?
Ich habe fast immer ein bis zwei Bücher zum Lesen. Ich gehe gerne die Bücherei und in das Literaturhaus am Marktplatz.
Das Interview führte: Jörg Domke