Kino und Restaurant kalt erwischt: Kochler Heimatbühne „ohne Vorwarnung“ geschlossen
Verwirrung gab es dieser Tage rund um die Kochler Heimatbühne. Nun überraschte der Bürgermeister die Nutzer mit einer „rein vorsorglichen“ Schließung.
Kochel am See – Wie geht es weiter mit der Kochler Heimatbühne? Genaueres dazu wird sich wohl erst in den kommenden Tagen klären. Kurzfristig allerdings hat Bürgermeister Jens Müller die Hauptnutzer am Freitag (1. März) darüber informiert, dass das Gebäude „bis auf Weiteres nicht genutzt werden darf“.
Landratsamt widerspricht Darstellung von Bürgermeister Müller
Wie war es so weit gekommen? Dass bei dem in den 1930er-Jahren errichteten Haus Sanierungsbedarf besteht, war länger bekannt. Im Sommer 2023 beschloss der Gemeinderat, die Kosten für eine Sanierung sowie auch für einen Abriss und Neubau ermitteln zu lassen.
Welche Dringlichkeit das Thema schon bald gewinnen sollte, war allerdings nicht bekannt. Vergangenen Mittwoch nun überraschte der neue Rathaus-Chef Jens Müller mit der Mitteilung, die Heimatbühne dürfe aufgrund von Brandschutzauflagen ab sofort nicht mehr für größere Veranstaltungen mit über 200 Personen genutzt werden.
Am Donnerstag dann erklärte Landratsamt-Sprecherin Sabine Schmid auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Heimatbühne darf entgegen der bisherigen Berichterstattung aktuell bis zur Behebung der sicherheitsrelevanten Mängel grundsätzlich nicht genutzt werden.“ Anders als Müller angenommen hatte, betreffen die Auflagen der Behörde also keineswegs nur den Saal und auch nicht nur größere Veranstaltungen.
Heimatbühne inklusive Kino und „Kochler Stuben“ geschlossen
Genaueres konnte Müller nach eigenen Angaben am Freitag mit dem Landratsamt nicht mehr klären. Auch auf Anfrage unserer Zeitung erteilte die Behörde am Freitag keine detaillierteren Auskünfte. Der Bürgermeister beschloss daraufhin „rein vorsorglich“, wie er sagt, dem Kinoverein, dem Wirt der „Kochler Stuben“ und dem Theaterverein die Nutzung fürs Erste zu untersagen.
Wie genau es weitergehen kann, das wolle er mit dem Landratsamt kommende Woche möglichst schnell klären, so Müller. Beim Restaurant hoffe er darauf, dass es bei der Schließung über dieses Wochenende bleibe. Jedenfalls habe er dem Wirt versprochen, dass die Gemeinde für dessen Umsatzeinbußen aufkommen werde. „Er kann ja wirklich nichts dafür.“
Fürs Kino wünscht sich Müller, dass bald „zumindest eine Zwischenlösung“ möglich ist, um es wieder in Betrieb zu nehmen. Hauptproblem ist offenbar die Heizung, die in dem Gebäude über die Lüftungsanlage erfolgt. Lediglich beim großen Saal als Versammlungsstätte „befürchte ich, dass es eventuell eine längere Angelegenheit wird“, sagt der Bürgermeister.
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Schließung „komplett überraschend und ohne Vorwarnung“
„Komplett überraschend und ohne Vorwarnung“ kam die Schließungs-Mitteilung für Stefan Bauer, den Vorsitzenden des Vereins „Kino in Kochel“. Im Gespräch mit Müller habe er schon am Freitag überlegt, ob sich der Kinobetrieb von der Lüftungsanlage des Hauses abkoppeln lasse, sodass der Betrieb mit Hilfe von Interimslösungen schnell wiederaufgenommen werden kann.
„Wenn die Schließung ein paar Wochen dauert, wäre das für uns ein Schlag ins Kontor“, sagt Bauer. Da das Kino ehrenamtlich betrieben wird, wäre das Finanzielle dabei nicht einmal das größte Problem. „Löhne und Gehälter müssen wir ja nicht bezahlen. Schlimmer wäre aber die fehlende Regelmäßigkeit. Unsere Besucher sollen sich darauf verlassen können, dass es jeden Abend um 20 Uhr eine Vorstellung gibt.“
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Von einer „blöden Situation“ spricht der Wirt der „Kochler Stuben“, Laurent Pigault. Die Mitteilung der Gemeinde sei sehr kurzfristig gekommen, er habe fürs Wochenende schon alles eingekauft und vorbereitet gehabt. Dennoch bleibt der Gastronom halbwegs gelassen. „Wenn Gefahr da ist, muss man gegensteuern, das liegt nicht in unserer Hand.“
Wirt der „Kochler Stuben“ muss umdisponieren
Größere Feiern seien für dieses Wochenende in seinem Restaurant keine gebucht, so Pigault. Die Gäste, die bei ihm für Veranstaltungen in den kommenden zwei, drei Wochen reserviert haben, habe er vorsorglich über die unsichere Lage informiert und auch die Fühler unter seinen Kochler Gastronomie-Kollegen ausgestreckt, ob sie notfalls übernehmen könnten.
Eher entspannt blickt Fridolin Söhl, Zweiter Vorsitzender des Kochler Theatervereins, auf die Situation. „Wir werden uns zu helfen wissen“, sagt er. Die Erwachsenen-Theatergruppe pausiert seit dem überraschenden Tod von Regisseur Peter Heimbeck Ende 2023. Bis die Theaterer den Saal wieder für eine Aufführung brauchen, werde es sicher Anfang 2025.
Aktuell in Vorbereitung ist laut Söhl dagegen eine Krimiaufführung von Kindern zwischen 10 und 12 Jahren. Angepeilt ist ein Termin kurz vor den Sommerferien. „Natürlich ist es das Ziel der Kinder, auf der großen Bühne zu stehen“, sagt Söhl. Für die Proben aber werde man sicherlich eine Ausweichmöglichkeit finden, zum Beispiel in der Schule. Und für die Aufführung im Sommer werde es im Ernstfall bestimmt auch eine Lösung geben. (müh/ast)