Irans Präsident fällt Putin in den Rücken und verurteilt „russische Aggression“ in der Ukraine

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Massud Peseschkian streitet Waffenlieferungen an Russland während seiner Amtszeit ab – und deutet Verhandlungen mit dem Westen an. Der Kreml reagiert.

New York – Der Iran gilt seit Jahren als einer der wichtigsten Verbündeten Russlands. Westliche Regierungen beschuldigen Teheran, sowohl Drohnen als auch ballistische Raketen an Russland zu liefern, um sie im Ukraine-Krieg einzusetzen. Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die USA verhängten deshalb Anfang September neue Sanktionen gegen das Mullah-Regimer in Teheran.

Irans Präsident Massud Peseschkian streitet Waffenlieferungen an Russland ab, zumindest während seiner noch jungen Amtszeit. Nun lässt er mit einer Äußerung über den Krieg aufhorchen, die die Kreise rund um Machthaber Wladimir Putin in Moskau zu einer Erklärung zwingen.

Massud Peseschkian, Präsident des Iran
Massud Peseschkian, Präsident des Iran. © Atta Kenare/AFP

Peseschkian zum Ukraine-Krieg: Iran habe „russische Aggression“ nie gebilligt

Russland hat dem Iran die Bereitschaft signalisiert, seinen Verbündeten „die Position Russlands zum Krieg in der Ukraine zu erläutern“. Das kündigte Putins Vertrauter und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag (24. September) als Reaktion auf die jüngsten Äußerungen Peseschkians an.

Der 69 Jahre alte Politiker hatte am Rande der UN-Vollversammlung in New York gesagt, man sei im Iran „bereit, uns mit den Europäern und den Amerikanern an einen Tisch zu setzen, um einen Dialog und Verhandlungen zu führen“. So zitieren ihn ukrainische Medien. „Wir haben die russische Aggression gegen ukrainisches Territorium nie gebilligt“, hieß es vom Präsidenten der Islamischen Republik weiter.

Peseschkian wurde am 28. Juli zum Präsidenten ernannt und zwei Tage später im Parlament vereidigt. Auf seiner ersten Pressekonferenz im Amt bestritt er bereits die Lieferung ballistischer Raketen an Russland: „Es mag in der Vergangenheit solche Lieferungen gegeben haben. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es seit meinem Amtsantritt keine derartigen Lieferungen an Russland gegeben hat“, sagte Peseschkian.

Waffen für den Ukraine-Krieg: Putin sucht Zusammenarbeit mit Teheran

Peseschkian hatte im Juli die Präsidentschaftswahl im Iran gewonnen. Der 69-Jährige galt als einziger Kandidat aus dem Reformer-Lager. Die Neuwahl war nötig geworden, nachdem Präsident Ebrahim Raisi sowie dessen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian im Mai bei einem Hubschrauber-Absturz gestorben waren. Peseschkians Macht gilt als erheblich eingeschränkt. Seinen Wahlsieg sehen Fachleute als eher symbolischen Gewinn für die Reformer im Iran an. Das Parlament wird nämlich von Hardlinern dominiert – und das letzte Wort liegt ohnehin beim „Obersten Führer“, Ali Chamenei, politisches und religiöses Oberhaupt des Mullah-Regimes.

Seit dem von Wladimir Putin befohlenen Überfall auf die Ukraine haben Russland und der Iran ihre Beziehungen immer weiter ausgebaut, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch. Die Ukraine hat den Iran eindringlich aufgerufen, Russland unter keinen Umständen mit ballistischen Raketen auszustatten. Sollten sich Berichte internationaler Medien bestätigen, dass der Iran Russland mit solchen Raketen für Angriffe auf die Ukraine versorge, werde das die bilateralen Beziehungen zwischen Kiew und Teheran schwer beschädigen, teilte das ukrainische Außenministerium mit. Ende Oktober soll Peseschkian zum Gipfel der BRICS-Staaten nach Russland reisen.

Eine Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Putin und dem Mullah-Regime bedrohe nicht nur die Sicherheit der Ukraine, sondern ganz Europas, des Nahen Ostens und der Welt, teilte das Ministerium weiter mit. Die iranische Führung müsse unter Beweis stellen, dass sie Russlands Kriegsmaschine nicht unterstütze. Kiew wirft Teheran schon seit langem vor, Putins Krieg in der Ukraine zu unterstützen – anfangs vor allem auch mit der Überlassung iranischer Shahed-Drohnen und Bauplänen für die Herstellung der unbemannten Flugobjekte. (lrg mit Agenturen)

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