Allein im Jahr 2024 kamen mehr als 130.000 Besucher: Die Penzberger Stadtbücherei hat sich etabliert. Entsprechend stolz wurde das 50-Jährige gefeiert.
Penzberg – Da saß er, auf einem der Sessel in der Penzberger Stadtbücherei. Große Kopfhörer auf den Ohren. Im Rekorder lief eine Kassette von TKKG, Die drei ??? oder Fünf Freunde. Einige Stunden hat Bürgermeister Stefan Korpan als Bub in der alten Stadtbücherei verbracht – dass er sich bis heute so lebhaft daran erinnert, zeigt, welche prägenden Momente und spannenden Welten die städtische Bücherei Menschen schafft und eröffnet. Einige dieser Erinnerungen wurden in der Nacht der Bibliotheken geteilt. Denn da feierte die Penzberger Stadtbücherei ihr 50-jähriges Jubiläum.
Die Penzberger Stadtbücherei feierte ihr 50-Jähriges - und hörte viel Lob für das Geschaffene
Braucht es die Bücherei überhaupt noch? Ist diese „in diesen Zeiten von ChatGPT, Netflix und der zunehmend virtuellen Welt überhaupt noch relevant?“, fragte Leiterin Ilka Heissig, als sie auf die Festgäste blickte. Rund 130 Besucher waren gekommen. Heissigs Antwort auf ebendiese Frage: „Ja“, sagte die Leiterin, „gerade jetzt“. In diesen Zeiten sei der Zugang zu Bildung, zu Informationen umso wichtiger. „Wissen war schon immer der Schlüssel zum Erfolg.“
Die Jugend im Blick
In der Stadtbücherei „bemühen wir uns, Kinder und Jugendliche auf die Herausforderungen dieser Welt vorzubereiten“. Die Stadtbücherei liege nicht nur „im Herzen der Stadt“, sondern ist für Heissig auch ein Herzensort: offen für alle, „unabhängig von Alter, Religion und sozialer Herkunft“, und werde auch gern als Aufenthaltsort aufgesucht. Allein 2024 kamen 135.340 Besucher. Heissig: „Darauf sind wir tatsächlich sehr stolz, denn das ist genau das, wofür wir brennen.“
Korpan brannte als Kind für Bücherei
Als Kind brannte auch Stefan Korpan für die Bücherei. Damals wohnte er an der Philippstraße und spazierte gern zur alten Stadtbücherei am Rathausplatz. „Ich hab‘ mich dann immer verzupft.“ Er hörte Kassetten, blätterte in Comics, versank in Kinderbüchern. „Wer hätte damals gedacht, dass man das Angebot noch toppen kann?“, fragte er. „Man hat es toppen können.“
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Der Bürgermeister dachte etwa daran, was sich alles mit dem Umzug in die Rathauspassage getan hat, und mit der Erweiterung. Korpan glaubte, dass da „aktuell keine Wünsche offen“ gelassen werden. Das habe nicht allein etwas mit den Räumen zu tun, sondern auch und vor allem mit dem starken Team. Die Bücherei sei ein „populärer Treffpunkt“ und ein „wichtiger Verteidiger im Kampf gegen Desinformation“. Aktuell ist die finanzielle Lage der Stadt schwierig. Aber „das Licht am Ende des Tunnels naht, wir haben so langsam die Talsohle erreicht“. Bei der Stadtbücherei werde man versuchen, die Ausleihgebühren so gering wie möglich zu halten.
Ex-Leiterin Fügener: „Kompliziert Geburt“
Auch die ehemalige Leiterin Katrin Fügener blätterte in ihrer Rede zurück. „Bis die erste Stadtbücherei nur wenige Meter von hier eröffnen durfte, war es eine komplizierte Geburt.“ Es habe kontroverse Diskussionen gegeben. Es habe Mut gebraucht für einen Neubau. Bis zur Eröffnung 1975 tingelte die Bücherei, damals noch Volksbücherei, von Provisorium zu Provisorium.
Aber auch der Neubau war irgendwann überholt. „Wenn ich an meinen ersten Sommer 2010 zurückdenke, sehe ich Treppen, lange, steile Treppen, die das Zentrum der Stadtbücherei bilden.“ Nicht die einzige Krux. Enge WC-Räume. Zugige Fenster. Fehlende Fluchtwege. Ein Kellerbüro mit maximaler Verweildauer von einer Stunde – Belichtung und Belüftung wegen. „So manche Kollegin taumelte etwas bleich aus diesem Verließ.“
Schließlich der Umzug in die Rathauspassage. Neuausrichtung als Dritter Ort. Später Erweiterung. „Eine Bücherei muss flexibel sein, wenn sie lebendig bleiben will. Medien und Nutzen ändern sich, der Wert nie“, betonte Fügener. Um Änderungen kommt man also nicht umhin. So wurden etwa vor zehn Jahren die „die letzten Kassetten entsorgt“, sagte Fügener. „Stefan, tut mir leid!“
Eine der spannendsten Bibliotheken
Ja, das alte Treppenhaus, das „war beeindruckend“, meinte Ute Palmer, Leiterin der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in Bayern, die voll des Lobes für die Stadtbücherei war. „Ohne Übertreibung, und sich sag’s aus vollstem Herzen, dass die Bücherei mit die spannendste Bibliothek in Bayern ist.“ Netzwerk und Kooperationen seien außergewöhnlich. „Es gibt nur wenige Bibliotheken in dieser Größenordnung, die das so selbstverständlich machen.“ Auch die interkommunale Zusammenarbeit mit Iffeldorf sei einzigartig. Die zweijährige „Urmel“-Preisverleihung sei ebenfalls etwas Besonderes. Auch lobte Palmer die Arbeit des Teams, das einen wertvollen Beitrag zur Stadtgesellschaft leistet. „Das Hiersein für andere ist Barrierefreiheit im wahrsten Sinne des Wortes.“
Musikalisches Kompliment
An diesem Abend war einiges geboten, von Stationen bis Pub-Quiz.. Die Gymnasiasten Felix Boos und Jonathan Beyer lieferten musikalische Beiträge, darunter eine Eigenkomposition. Ein Geburtstagsständchen der besonderen Art, mit dem die Schüler dem Ort auf ihre Weise ein dickes Kompliment machten, etwa im Refrain „Penzberg Stadtbücherei, 50 Jahre, doch noch immer geil“.
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