Nordkorea im Ukraine-Krieg: Neue Zahlen aus Südkorea verdeutlichen Putins herbe Verluste
Nordkorea unterstützt Wladimir Putin in seinem Ukraine-Krieg umfangreich. Über das Ausmaß und die Verluste für Kim Jong-un gibt es neue Zahlen aus Südkorea.
Seoul – Aktuell machen im Ukraine-Krieg Soldaten aus Nordkorea Schlagzeilen. Dafür sorgte bereits am Montag die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, die erstmals offen über die von Kim Jong-un an Russlands Seite beorderten Einheiten aus Pjöngjang berichtete.
Demnach würdigte die Zentrale Militärkommission der Arbeiterpartei die „heldenhaften Leistungen“, die mit dazu beigetragen hätten, „schwerwiegende Souveränitätsverletzungen durch die ukrainischen Behörden“ zu vereiteln. Moskau hatte bereits zuvor bestätigt, dass die nordkoreanischen Kämpfer an der Rückeroberung des von Kiews Truppen besetzten Grenzgebiets Kursk beteiligt seien.
Nordkoreanische Soldaten im Ukraine-Krieg: Laut Südkorea sind 600 Kim-Kämpfer tot
Nun gibt es auch aus Südkorea, das bereits häufiger über die Beteiligung des nördlichen Nachbarn am Ukraine-Krieg berichtete, neue Informationen über Kims Soldaten, die für Kreml-Chef Wladimir Putin Blut vergießen. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap schreibt, 15.000 Soldaten sollen von Pjöngjangs Machthaber nach Russland geschickt worden sein. Weiter heißt es, die Verluste unter ihnen belaufen sich auf 4700, darunter seien 600 Tote zu beklagen.
Die Zahlen hätten die Abgeordneten Lee Seong-kweun von der Partei Macht der Staatsangehörigen und Kim Byung-kee von der Gemeinsamen Demokratischen Partei unter Berufung auf den Nachrichtendienst National Intelligence Service (NIS) geteilt. Zuvor sei diese Einschätzung von den Geheimdienstlern während einer nichtöffentlichen Besprechung des Geheimdienstausschusses der Nationalversammlung auf den Tisch gekommen.
Weiter verrieten die beiden Politiker demnach, dass Nordkorea seine Truppen in zwei Phasen nach Russland verlegt habe. Die Kampfhandlungen hätten seit April abgenommen, nachdem es Moskau gelungen sei, die meisten Gebiete rund um Kursk wieder unter Kontrolle zu bringen.
Im August 2024 waren ukrainische Einheiten dort eingedrungen und offenbar auf wenig Widerstand gestoßen. Es verging rund ein halbes Jahr, ehe Putins Truppen die Kiewer Soldaten zurückdrängten. Allerdings dementierte die Ukraine die Meldung aus Moskau, wonach sich das Gebiet wieder komplett in russischer Hand befinden soll.
Putin und Kims Soldaten im Ukraine-Krieg: Berichte über exzessiven Alkoholkonsum nach Kämpfen
Wie Yonhap weiter vermeldet, hat der NIS zwar keine weiteren Entsendungen nordkoreanischer Soldaten nach Russland ausgemacht, die Geheimdienstler könnten diese Möglichkeit aber auch nicht ausschließen. Von der internationalen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (afp) heißt es weiter, Lee zufolge wurden die Leichen der Gefallenen in der Grenzregion Kursk eingeäschert und nach Nordkorea überführt.
Demnach wurden 2000 der Soldaten bereits wieder in die Heimat zurückbeordert. Sie würden sich an verschiedenen Orten aufhalten und seien unter Isolation gestellt, habe der Politiker unter Berufung auf Berichte erklärt. Dazu schreibt die Washington Post, hier handele es sich um verletzte Soldaten, die zwischen Januar und März ausgeflogen oder per Zug nach Nordkorea gebracht worden seien.
Pjöngjang soll Putin insgesamt bislang mit 18.000 Soldaten unterstützt haben. Seit die Kämpfe wie erwähnt abgenommen hätten, seien vermehrt Berichte über „Fehlverhalten“ unter den Nordkoreanern aufgekommen, darunter exzessiver Alkoholkonsum oder Diebstahl.
Kims Einsatz für Putins Ukraine-Krieg: Russland dankt wohl mit elektronischer Kampfausrüstung
Im Januar war unter Berufung auf den NIS von mindestens 300 getöteten Kim-Kämpfern und weiteren 2700 Verletzten zu lesen gewesen. Über die Nordkoreaner wurde zudem berichtet, sie würden eher ihr Leben selbst beenden, als in ukrainische Gefangenschaft zu geraten. Vereinzelt gelang es Kiews Truppen dennoch, von Pjöngjang entsandte Soldaten aufzugreifen, was auch mit Fotos dokumentiert wurde.

Der NIS rechnet Yonhap zufolge damit, dass Kim von Putin als Dank für die bereitgestellten Soldaten und Waffen eine Startrampe für Spionagesatelliten, Drohnen, elektronische Kampfausrüstung und Boden-Luft-Raketen vom Typ SA-22 erhalten hat. Beide Länder seien außerdem in Gesprächen über eine Modernisierung der Industrie in 14 Sektoren, darunter Luftfahrt, Energie und Tourismus. Rund 15.000 nordkoreanische Arbeiter sollen in diesem Zusammenhang nach Russland geschickt werden.
Bei den Feierlichkeiten am Jahrestag des Siegs über Nazi-Deutschland am 9. Mai wird Putin jedoch wohl auf seinen Freund aus Pjöngjang verzichten müssen. Der NIS geht nicht davon aus, dass Kim anreist. Denn es würden Anzeichen dafür fehlen, dass entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen würden. Als Vertreter könnte mit Choe Ryong-hae der Vorsitzende des Ständigen Parlamentsausschusses nach Moskau geschickt werden. (mg)