Wichtige Industriestadt im Osten - Moskau zahlt für Eroberung von Kurachowe hohen Preis - hat jetzt aber zwei große Vorteile
Gerade noch sah es gut aus für die Ukraine: Am Wochenende gab Kiew einen überraschenden Vorstoß in der russischen Grenzregion Kursk bekannt, wo die ukrainischen Truppen zuvor noch zurückgedrängt worden waren. Doch nur einen Tag später meldet Russland seinerseits einen militärischen Erfolg – und zwar im Osten der Ukraine. Hier stand die Verteidigungsarmee ohnehin verstärkt unter Druck, seit sie in Kursk gebunden war.
Es geht um die Industriestadt Kurachowe. Sie liegt an einem Stausee mit Kraftwerk. Vor der russischen Offensive im Februar 2022 lebten rund 22.000 Menschen hier. Bereits vor wenigen Tagen hatte der ukrainische Militärblog „Deepstate“ die Stadt als von russischen Truppen kontrolliert gekennzeichnet. Nun hat Russland die Einnahme offiziell gemeldet.
Die Rede ist von einer vollständigen Befreiung „des größten Orts im südwestlichen Donbass“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Montag im Onlinedienst Telegram. Es handle sich um ein „wichtiges Logistikzentrum“. Nun könne die restliche Region Donezk „in beschleunigtem Tempo“ erobert werden.
Hoher Preis für Moskau – und Vorteile
Was ist von den Aussagen der russischen Kriegspropaganda zu halten? Jedenfalls kam die Eroberung zu einem hohen Preis für Moskau. Rund zwei Monate haben die Kämpfe gedauert, die russischen Verluste gelten als hoch.
Andererseits setzen die Invasoren damit einen Trend von 2024 fort: Medienberichten aus Kiew zufolge wurden im vergangenen Jahr fast 3600 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet erobert, deutlich mehr als 2023.
Die Besetzung von Kurachowe könnte für Russland nun zwei Vorteile haben:
- Kurachowe liegt wie auch die ebenfalls umkämpfte Stadt Pokrowsk am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch könnte der russischen Armee den Weg zu den westlich gelegenen, wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.
- Bereits in den vergangenen Monaten beschleunigte Russland sein Vorrücken in der Ostukraine. Es dürfte auch darum gehen, vor dem Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump so viel Gebiet wie möglich zu erobern. Moskau hätte damit eine möglichst günstige Position in den erwarteten Verhandlungen.
Auch die Ukraine versucht offenbar, sich mit Eroberungen in Stellung für etwaige Gespräche zu bringen. Allerdings kontrolliert das ukrainische Militär von den im Sommer in Kursk eroberten knapp 1000 Quadratkilometern zurzeit nur noch die Hälfte. (AFP/dpa/TMA)
Das Original zu diesem Beitrag "Russland hat nun zwei Vorteile: Was der Fall von Kurachowe in der Ostukraine bedeutet" stammt von Tagesspiegel.