Alfred Höbel rettete vor 30 Jahren die Musikkapelle Krün: Vom Scherbenhaufen zur Hochglanzgruppe

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Eine Ära geht zu Ende: Alfred Höbel (l.) übergibt seinen Dirigentenstab nach über 30 Jahren an seinen Nachfolger Christian Klar (r.). Musikkapelle stand 1993 vor der Auflösung Ein Isarwinkler übernimmt das Ruder © Musikkapelle Krün/ Achner

Alfred Höbel ist zum ersten Ehrendirigenten in der Geschichte der Krüner Musikkapelle ernannt worden. 1993 stand er allerdings vor einem Scherbenhaufen. Wie er die traditionsreiche Vereinigung vor der Auflösung bewahrte.

Krün – Ein einfacher Start sieht anders aus. Alfred Höbel steht vor einem regelrechten Scherbenhaufen. Nur noch 14 aktive Musikanten spielten. Die Krüner Musikkapelle befindet sich im Sturzflug, droht auseinander zu brechen. Die Auflösung steht im Raum. Das Ende jener Gruppierung, die sich am 12. Oktober 1912 im Finck’schen Anwesen am Barmsee gründete. Höbel weiß, dass es eine Herausforderung wird. Er stellt sich ihr im Jahr 1993, wird Dirigent und damit musikalischer Leiter – zum Glück, nicht nur für die Musikkapelle, sondern für das ganze Isartal. Höbel hat die „Katastrophe“ verhindern können, wie sich Vorsitzender Thomas Holzer bei seiner Laudatio am Jahresabschlusskonzert im Kurhaus zurückerinnert. Der Supergau, nämlich die Auflösung jener traditionsreichen Kapelle ist schon längst Geschichte – den drei Jahrzehnten unter Höbels Führung sei Dank. Deshalb gab’s nun ein Novum in der Geschichte der Musikkapelle: Höbel ist zum ersten Ehrendirigenten überhaupt ernannt worden. Gleichzeitig hört der Uffinger nach über 30 Jahren auf und übergibt seinen Dirigentenstab an den Lenggrieser Christian Klar.

Es war ein langer Weg, bis die Kapelle aus dem Gröbsten heraus war und so da steht, wie sie heute beinand ist: Ein gesunder Verein mit reichlich Zuspruch. Viel Geduld war für Höbel nötig. Nach seiner Dirigenten-Übernahme im Jahr 1993 begann er fleißig Werbung um neue Mitglieder zu machen. Sein großes Ziel: Den Klangkörper in Richtung moderne Blasmusik umzubauen. Es gelang ihm, sogar mit Bravour. Und nicht nur das: Er brachte die Musikantinnen und Musikanten auf ein hohes, nie da gewesenes Niveau. Das Repertoire ging in die Breite, deckte sämtliche Musikrichtungen ab.

Alfred Höbel war Mentor und Vorbild zugleich

Für sämtliche Mitglieder war Höbel fortan Mentor und Vorbild. Der Uffinger wurde zum Ausnahmedirigenten in Krün. Mit der Taktstock-Übergabe geht somit eine musikalische Ära zu Ende. Kein Wunder also, dass das Krüner Kurhaus beim Abschlusskonzert proppevoll war.

Die Krüner Musikanten gaben sich nicht mit dem sonst üblichen Programm zufrieden. Für ihren ausscheidenden Dirigenten inszenierten sie in Anbetracht der großen Verdienste Höbels eine wahre Sternstunde der Musik mit vielen ausgewählten Stücken. Die beiden Moderatoren, Holzer und sein Stellvertreter Matthias Bader, würdigten die enormen Leistungen, die Höbel nicht nur im musikalischen Sinne erbrachte. Er war ein Inbegriff der Zuverlässigkeit, lobte Holzer. Wie oft er die Strecke von seinem Heimatort Uffing ins Isartal antrat? Unzählige Male.

Musikkapelle stand 1993 vor der Auflösung

Ein Engagement, das auch Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) hoch zu schätzen weiß. Bei seiner Laudatio hob er Höbels Verdienste für Krün und die gesamte Alpenwelt Karwendel hervor. In dasselbe Horn stieß Josef Felix, Bezirksleiter des Bezirksmusikbundes Werdenfels im Musikbund Oberbayern und Niederbayern. Doch kein starker Mann, hinter dessen Rücken keine starke Frau steht: Mit großen Applaus ist auch seine Frau Alexandra auf die Bühne gebeten und gewürdigt worden.

Ein Isarwinkler übernimmt das Ruder

Wenn sich ein Kapitel schließt, öffnet sich ein anderes: Als zweiter Höhepunkt des Abends folgte die Stabübergabe an den neuen musikalischen Leiter. Christian Klar, in Lenggries verheiratet, ist Vater von zwei Kindern. Der Isarwinkler tritt in die Fußstapfen seines langjährigen Musikkameraden Höbel. Klar ist kein Unbekannter auf der Krüner Bühne. Als Aushilfe und Freund ist er den Isartaler Musikern schon lange ein Begriff. Der Lenggrieser tritt in große Fußstapfen und dirigierte das gelungene Konzert zu Ende.

Die letzten drei Märsche jedoch gehörten Dirigenten-Urgestein Höbel: Zu seiner großen Überraschung betraten zum Schluss noch einmal alle ehemaligen aktiven Musikanten, insgesamt 50, die Bühne. Sie spielten unter Höbels Leitung zum letzten Mal, ehe das Konzert in tosendem Beifall endete. VON LEONHARD HABERSETZER

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