Die Epoche der Diskotheken endet: Clubs schließen reihenweise, die Gen Z feiert weniger. Die wirtschaftlichen Folgen sind weitreichend.
Schleswig – Die schwarzen Särge neben der Tanzfläche des Kult-Clubs „Ela Ela“ sind nicht nur Dekoration für die Gothic Night, sondern symbolisieren düster das Schicksal einer ganzen Branche. „Wir kämpfen ums Überleben“, erklärt Betreiber Kaj-Uwe Dammann dem NDR.. Wo einst 1.000 Gäste feierten, kommen heute nur noch 250.
Die Entwicklung ist eindeutig: In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Clubs und Diskotheken in Schleswig-Holstein nahezu halbiert. Laut Statistischem Bundesamt existierten 2014 noch 75 Diskotheken im Land, zehn Jahre später sind es nur noch 44. Ein Trend, dem die Branche, besonders im Hinblick auf die Generation Z, kaum gewachsen scheint.
Clubs bekommen Konkurrenz vom Smartphone
Die Konkurrenz für Diskotheken kommt heute aus dem Smartphone, wie der Bundesverband deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe dem Sender mitteilt. Streamingdienste wie Spotify und Dating-Apps wie Tinder übernehmen Funktionen, die früher den Diskotheken vorbehalten waren: Musik hören und neue Menschen treffen. Hinzu kommen steigende Kosten. Die GEMA-Gebühren orientieren sich an der Raumgröße, nicht an der Besucherzahl, was große, aber schlecht besuchte Locations benachteiligt.
Auch die fortschreitende Gentrifizierung verschärft die Disko-Krise. Immer mehr Nachtclubs müssen für den Bau von Autobahnen, Hotels oder Einkaufszentren weichen, wie das ZDF bereits im vergangenen Sommer berichtete. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Lokale beschleunigen den Wandel in deutschen Städten. „Neue Läden wird es nicht mehr geben. Die Epoche der Diskotheken geht zu Ende“, äußert sich Klubbetreiber Archie Epler gegenüber dem NDR.
Andere Lebensweise der Gen Z stürzt Kult-Branche in die Krise
Die Lebensweise der Generation Z passt nicht mehr zum klassischen Feiern. Die 18- bis 25-Jährigen setzen andere Prioritäten: Sie konsumieren weniger Alkohol, gehen früher schlafen und vermeiden Stress. Feiern ist keine Pflichtveranstaltung mehr, sondern nur eine von vielen Optionen. Zwei Jahrgänge haben durch die Corona-Pandemie das traditionelle Disco-Erlebnis nie erlebt.
Selbst Berlin, bekannt als Party-Hauptstadt, bleibt von diesem Trend nicht verschont. „Das Clubsterben erreicht wieder neue Dimensionen“, schrieb die Clubmission bereits im August 2024. Die Probleme haben sich seither kaum verändert. Dies ist nicht nur für Feierlustige bitter, sondern auch für die deutsche Wirtschaft.
Die Clubkultur stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, wie eine Studie im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unter Senatorin Franziska Giffey (SPD) zeigt. Die Clubs generieren jährlich etwa 216 Millionen Euro Umsatz und ziehen rund drei Millionen Touristen in die Hauptstadt.
„Berlin ist ohne sein Nachtleben nicht vorstellbar“, betont Giffey im Vorwort der Studie. Die Stadt hat einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erstellt, da die Berliner Technokultur seit 2024 auch als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist. Andere deutsche Städte müssen sich möglicherweise früher damit abfinden, dass die Generation Z die Clubs nicht retten wird. Ein anderes Gen-Z-Phänomen verwirrt dagegen viele.