Wissenschaftler enthüllen überraschende Erkenntnis: Bier-Hefe als Schlüssel im Kampf gegen Krebs

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Hefe, die auch beim Brauen von Bier zum Einsatz kommt, könnte Wegbereiter neuer Krebsbehandlungen sein. Forscher stoßen auf eine unerwartete Anpassung.

Charlottesville – Die Medizin macht stetig immense Fortschritte. Etwa in der frühzeitigen Diagnose und Ursachenbestimmung bestimmter Krankheitsbilder, etwa bei Autismus oder Demenz. Selbst in der Erforschung von Krebs und wirksamen Therapien dagegen tut sich einiges. Ein Allheilmittel gegen Krebserkrankungen gibt es trotz intensiver Forschungsbemühungen aber weiterhin nicht. Nun könnte aber gerade Bier den Schlüssel zu wirksamen Krebstherapien liefern, wie eine neue Forschungsarbeit zeigt, die im Journal Nature Communication veröffentlicht wurde.

Schlüssel zum Verständnis von Krebs? Bier-Hefe hat besondere Fähigkeit

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of Virginia (UVA) School of Medicine und ihre Kolleginnen und Kollegen am europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg haben eine unerwartete Entdeckung gemacht. Diese hat möglicherweise das Potenzial, die Krebsforschung zu revolutionieren.

Bier als eines der beliebtesten Getränke der Deutschen ist selbst kein passables Mittel im Kampf gegen Krebs. Alkohol gilt als ein Faktor, der bei Menschen mit einem höheren Krebsrisiko einhergeht. Doch ein spezifischer Pilz im Bier könnte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die richtige Fährte führen, wenn es um das Verständnis bestimmter Krebserkrankungen geht.

Das Forschungsteam untersuchte im Rahmen einer Studie, die in der Zeitschrift nature communications erschienen ist, die Bierhefeart S. pombe. Diese Art von Hefe kommt nicht nur beim Bierbrauen zum Einsatz, sondern dient auch als wertvolles Forschungswerkzeug, da sie menschlichen Zellen ähnlich ist. Diese Hefeart hat laut den Forscherinnen und Forschern die Fähigkeit, in einen Ruhezustand zu gehen, wenn Nährstoffe knapp werden – ähnlich wie Krebszellen, die bei Nährstoffmangel „schlafen“, um zu überleben.

internationales Forschungsteam Hefezellen Krebs forscher forschen
Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, dass sich Hefezellen zur Stressvermeidung in eine „unerwartete Decke“ hüllen. © Isabel Romero Calvo/EMBL

Durchbruch für Krebsforschung? Hefezellen hüllen sich in „unerwartete Decke“

Doch was bedeutet das jetzt im Hinblick auf das Entstehen und Überleben von Tumorzellen im menschlichen Körper? „Zellen können eine Pause einlegen, wenn es hart auf hart kommt, indem sie sich in einen Tiefschlaf begeben, um am Leben zu bleiben, und dann zu einem späteren Zeitpunkt scheinbar einfach zurückkommen“, unterstreicht Ahman Jomaa vom Zentrum für Membran- und Zellphysiologie der UVA in einer Stellungnahme.

Aufgrund dessen wollen die Forscher „die Grundlagen der Anpassung an Hunger verstehen“ und somit herausfinden, „wie diese Zellen in den Tiefschlaf gehen, um am Leben zu bleiben und den Tod zu vermeiden“. Bei den Hefezellen gelang es den Forschenden mittels hochauflösender Elektronenmikroskopie zu visualisieren, dass sich Hefezellen zur Stressvermeidung in eine „unerwartete Decke“ hüllen: Die Mitochondrien der Hefe wurden mit deaktivierten Ribosomen überzogen.

Forscherteam sucht nach Grund für Zellreaktion der Hefe – Grundlage für weitere Forschung mit Krebszellen

Unklar bleibt laut den Forschenden, warum sich die Ribosomen, die in den Zellen eigentlich für die Herstellung von Proteinen zuständig sind, „kopfüber“ an die Zelloberfläche heften. Dies könnte etwa Schutz bieten oder eine Signalkaskade auslösen, meint Simone Mattei vom EMBL.

„Da S. pombe eukaryotisch ist, vermuten wir, dass es beim Übergang in den Ruhezustand Ähnlichkeiten mit Krebszellen gibt“, so Jomaa gegenüber Newsweek. Das Verständnis dieser Mechanismen könnte zu neuen Methoden führen, um Krebszellen gezielt anzugreifen und Rückfälle zu verhindern. Denn aufgrund ihres ungebremsten Wachstums mit einem ständigen Nährstoffmangel konfrontiert, schlüpfen Krebszellen wie Hefe ebenfalls oft in eine Art „Ruhezustand“, um nicht entdeckt zu werden.

Die Forscherinnen und Forscher arbeiten jedoch daran, die Grundlagen dieser Prozesse in Hefe zu verstehen, bevor sie sie auf Krebszellen anwenden. Jomaa erklärt: „Wir sind sehr daran interessiert, zu verstehen, wie Zellen in diesen Ruhezustand übergehen und wie sie wieder daraus erwachen. Zunächst werden wir Hefe verwenden, da sie einfacher zu manipulieren ist.“ In einer anderen Studie aus dem Jahr 2023 schafften es Forscher der University of California, einen Mechanismus zu entdecken, der die Selbstzerstörung von Tumorzellen ermöglicht.

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