Gnadenlos effektiver Vampir: Ukraine pulverisiert Putins Stellungen und eliminiert Kräfte
Der Drohnenkrieg verspricht Erfolg auf Erfolg. Experten sehen die Ukraine bereits als sicheren Sieger; und beobachten, wie Russland die Puste ausgeht.
Kiew – „Das Auftreten der ukrainischen Armee hat sich bis hierher in Teilen verbessert aufgrund von einem hohen Rekrutierungsniveau und Motivation. Hohe Verluste und Desertion bleiben aber Herausforderungen der ukrainischen Armee, um wirklich effektiv zu operieren“, urteilt der Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses von Anfang Februar. Das heißt: Wladimir Putins Invasionsarmee beißt sich also weiterhin die Zähne aus im Ukraine-Krieg. Jetzt haben ukrainische Drohnen-Piloten offenbar die nächste Stellung russischer Kräfte ausgehoben.
Soldaten der 15. mobilen Grenzschutzabteilung „Steel Border“ hätten offenbar Verstecke der russischen Besatzer in der Region Sumy entdeckt und die dort verborgenen Besatzer eliminiert, berichtet aktuell das Magazin Defense Express. Auch Yurri Clavilier und Michael Gjerstad loben die Vorstellung des ukrainischen David gegen den Goliath Putin: Trotz Munitionsmangels und Infanterie-Defiziten wäre den ukrainischen Streitkräften im vergangenen gelungen, die russischen Gebietsvorstöße abzuwehren und erhebliche Verluste und materielle Verluste zu verursachen, schreiben die beiden Autoren des Thinktanks International Institute for Strategic Studies (IISS)
Ukraine-Krieg: Der Angriff geht zurück auf die Erfolgsgeschichte der „Vampir“-Drohne der Ukraine
Weitere Rückschläge auf dem Schlachtfeld könne die Ukraine ihrer Meinung nach allerdings lediglich vermeiden, wenn der Westen weiterhin unterstütze und die Ukraine ihr Personal effektiver verwalte. Trotzdem gelangen die beiden Analysten zu der These, dass der eigentliche Gewinner dieses vermeintlichen Patts auf dem Schlachtfeld die Ukraine sei: „Diese Ergebnisse, die trotz des akuten Munitionsmangels der Ukraine im ersten Halbjahr 2024 und der Personalschwierigkeiten erzielt wurden, zeigen, dass die Erfolge Russlands auf dem Schlachtfeld sicherlich nicht entscheidend sind“, schreiben sie aktuell im IISS-Blog.
„Der Krieg ist eine Mischung aus dem Ersten und dem Dritten Weltkrieg – und könnte ein zukünftiger Krieg sein.“
Anders herum vielleicht schon: Der aktuell erfolgreiche Angriff geht zurück auf die Erfolgsgeschichte der „Baba Yaga“- oder „Vampir“-Drohne der Ukraine: eine bewaffnete Multirotor-Drohne, die für russische Streitkräfte zu einem wahren Albtraum geworden sei, wie das Magazin Armyrecognition gelobt hat, weil sie speziell für hochpräzise Nachtangriffe entwickelt worden sei. Die Drohne mit ihren sechs Rotoren soll eine Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde erreichen und einen Aktionsradius von zehn Kilometern umfassen. Ihr Trumpf sei eine Wärmebildkamera, mit der sie Ziele aus einer Entfernung von 120 Metern erkenne, wodurch sie sich gut für gezielte Angriffe auf Frontpositionen eigne, insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen, wie Armyrecognition darlegt.
„Diese Drohne wird eingesetzt, um feindliche Panzerfahrzeuge, Munitionsdepots und russische Verteidigungsinfrastruktur anzugreifen. Ihre Fähigkeit, TM-62-Minen zu tragen und abzuwerfen, macht sie zu einem innovativen Werkzeug für Sprengmissionen“, so das Magazin. Eine Innovation, die neben den anderen Fertigkeiten der Ukraine Analysten zu steilen Thesen reizt: „Die Ukraine gewinnt den Krieg und der Westen will es nicht erkennen“, schreibt im Magazin Osteuropa beispielsweise Eliot A. Cohen.
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Verluste machen deutlich: Ukraine hat Chance auf einen einigermaßen akzeptablen Ausgang des Krieges
Der US-amerikanische Politikwissenschaftler macht zunächst lediglich einen klaren Verlierer des Ukraine-Krieges aus: „Das Versagen der professionellen Beobachter wird eines der Elemente dieses Krieges sein, die es nach seinem Ende zu untersuchen gilt“, wie er behauptet. Cohen orientiert sich strikt an den militärischen Erfolgen der Ukraine – so unbedeutend sie auch erscheinen mögen im Gesamtkontext dieses Krieges. Unmittelbar vor dem Erfolg der Ukraine bei Sumy hatte der Defense Express von einem ähnlichen Sieg bei Charkiw berichtet: Ukrainische Drohnenpiloten hätten demnach russische Panzer, Infanteriefahrzeuge und Munitionsdepots eliminiert.
Das heißt, Wladimir Putin hat erneut für seinen menschenverachtenden Expansionismus einen hohen Preis bezahlen müssen. Nur solange die Ukraine ihren eigenen Weg fortsetzt, habe sie demnach eine Chance auf einen einigermaßen akzeptablen Ausgang des Krieges: „Es ist offensichtlich, dass die Beendigung des Krieges mit Russland nur möglich ist, wenn der Aggressor nicht mehr in der Lage oder willens ist, ihn fortzusetzen, und gezwungen ist, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, ob mit oder ohne Abschluss eines neuen Friedensabkommens“, schrieb Mitte vergangenen Jahres Oleksandr V. Danylyuk. Der Analyst des britischen Thinktanks Royal United Services Institute (RUSI) fordert eine Gesamtstrategie, die alle der Ukraine und ihren Partnern zur Verfügung stehenden Mittel umfasse..
Putins Verzweiflung: Drohnenkrieg scheint der effektivste Weg gegen die russischen Aggressoren zu sein
Der Drohnenkrieg, den die ukrainische Armee führt, scheint momentan der effektivste Weg gegen die russischen Aggressoren zu sein; weit effektiver als die politischen Mittel, die die ukrainischen Unterstützer wählen. Offenbar lassen die westlichen Partnerländer alles das vermissen, was Eliot A. Cohen an den kämpfenden Truppen hervorhebt: „Die ukrainische Armee ist nicht nur motiviert und gut geführt, sie beweist auch taktisches Geschick: So haben mit Panzerabwehrwaffen, Drohnen und Artilleriegeschützen ausstattete Kampfgruppen der leichten Infanterie wiederholt viel größere russische Verbände besiegt“, wie er schreibt.
Cohen verweist auf den preußischen Generalmajor und Sachbuch-Autor Carl von Clausewitz, wonach die beste Verteidigung ein Schild aus gut gezielten Schlägen sei. In den Drohnen-Angriffen sieht Cohen die Fähigkeit der Ukrainer, nicht nur ihre eigenen Stellungen zu verteidigen, sondern auch gezielte Schläge zu führen, um den Druck der russischen Offensive zu dämpfen. Auch die IISS-Analysten Clavilier und Gjerstad sehen dem vierten Kriegsjahr halbwegs gelassen entgegen – neben den Drohnen hätte die Ukraine die Zeit der „kritischen Ausrüstungslage“ überwunden. Demgegenüber habe Russland seine horrenden Ausrüstungsverluste lediglich durch Rückgriff auf minderwertige Reserven aus Sowjetzeiten nur minimal kompensieren können.
Das werde sie in den kommenden Monaten deutlich schwächen, vermuten Clavilier und Gjerstad. Putins Invasionsarmee würde zwar ihre Offensiven „für mindestens ein weiteres Jahr durchhalten“, wie sie prognostizieren. Die Verluste an Ausrüstung und Mannschaften würden aber nochmals steigen. „Die präzise Arbeit unserer Bediener ist ein weiterer Schritt zur Befreiung unseres Heimatlandes von den Eindringlingen!“, hat die 15. mobile Grenzschutzabteilung „Steel Border“ nach ihrem jüngsten Angriff erklärt, wie der Defense Express berichtete. Das deckt sich mit den Vorhersagen der Wissenschaftler: Jeder Verlust, den die russischen Truppen in dieser Phase des Krieges erleiden, wiegt letztendlich schwer als in den Monaten und Jahren davor.
Russland verliert: Laut Experten könne von einem „Patt“ auf dem Schlachtfeld keine Rede sein
Laut Eliot A. Cohen könne von einem „Patt“ auf dem Schlachtfeld insofern keine Rede sein – der Krieg verfolge seine eigene Dynamik. Den unaufhörlichen Fluss der Meldungen der Ukraine über ihre eigenen Erfolge mache weitere Erfolge wahrscheinlich, sinniert er. Die ausbleibenden Meldungen über russische Offensiven legten seiner Meinung nach nahe, dass sich Russland an jedem Tag intensiver mit dem wahrscheinlichen Scheitern seines Feldzuges auseinandersetzen müsse. Ihm fehlen verlässliche Hinweise darauf, dass Russland in der Lage sei, die Truppen neu zu gruppieren und in großem Umfang Nachschub zu liefern, wie er schreibt.
Zudem würden auch die westlichen Politiker immer wagemutiger mit ihren Ideen für die aktive Einmischung in diesen Krieg: Die Franzosen überlegen, einen nuklearen Schutzschirm über Europa zu spannen, die Briten wagen einen rhetorischen Vorstoß für eine „Luftraum-Polizei“ über unbesetztem ukrainischen Territorium gegen anfliegende russische Waffen. Würde die Ukraine weitere Schlachten gewinnen oder Stellungen neutralisieren, wie jetzt in Sumy oder kurz vorher in Charkiw, sollte das den Zersetzungsprozess der russischen Truppen weiter befördern, so Cohen. Und die Nato sollte aufmerksam beobachten und lernen, wie der französische Admiral Pierre Vandier als Oberbefehlshaber der Nato für Transformation gegenüber der New York Times geäußert hat.
„Der Krieg ist eine Mischung aus dem Ersten und dem Dritten Weltkrieg – und könnte ein zukünftiger Krieg sein.“