Studienzentrum Josefstal: Gemeinderat beschließt Sondergebiet und Veränderungssperre

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Schliersee

Kommentare

Nur noch bis Ende November in Betrieb: das Studienzentrum Josefstal in Neuhaus. Um die langfristige Nutzung für Fremdenverkehr und Bildung sicherzustellen, hat der Gemeinderat Schliersee nun die Aufstellung eines Bebauungsplans und den Erlass einer Veränderungssperre beschlossen. © THOMAS PLETTENBERG

Auch im Schlierseer Rathaus geht man davon aus, dass nach der Schließung des Studienzentrums Josefstal eine neue Nutzung geplant wird. Nun hat der Gemeinderat darauf reagiert.

Schliersee – An Spekulationen, was nach dem Ende des Studienzentrums auf dem Gelände im Josefstal passieren könnte, mangelt es in Neuhaus nicht. Eine offizielle Aussage, in welche Richtung es gehen könnte, gibt es bis dato jedoch nicht. Und auch im Schlierseer Rathaus weiß man offenbar nichts Konkretes. So zumindest liest sich die Beschlussvorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung: „Es liegen Informationen vor, dass derzeit geprüft wird, inwieweit sich das Studienzentrum für andere Nutzungen eignet.“ Ein entsprechender Antrag werde „in naher Zukunft“ erwartet.

Obwohl das circa 22 600 Quadratmeter große Grundstück mit mehreren Gebäuden bebaut ist sowie vollständig im Landschaftsschutzgebiet und teilweise auch im Überschwemmungsgebiet des Hachelbachs liegt, dürfte es „Begehrlichkeiten wecken“, meinte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU). Da Schliersee mit einer Umnutzung eine wichtige touristische Einrichtung verlieren würde und dabei auch die Auszeichnung als zertifizierte Kinder- und Jugendreisedestination ins Wanken kommen könnte, schlug der Rathauschef den Gemeinderäten vor, einer ungewünschten Entwicklung planerisch zuvorzukommen: mit der Ausweisung eines Sondergebiets Fremdenverkehr und Bildungsstätte im Flächennutzungsplan und der darauf basierenden Aufstellung eines einfachen Bebauungsplans könnte man die bisherige Nutzung des Außenbereichsareals an der Aurachstraße für die Zukunft sichern. Bis die Planung rechtskräftig ist, soll eine Veränderungssperre den aktuellen Zustand einfrieren.

Bürgermeister: „Keine Verhinderungssperre“

Schnitzenbaumer betonte, dass es sich nicht um eine „Verhinderungssperre“ handelt. Vielmehr wolle die Gemeinde mit diesem Mittel erreichen, bei der Nachfolgenutzung „mitreden“ können. Letztlich ein ähnliches Vorgehen wie auf dem Grundstück der ehemaligen Seniorenresidenz in Unterleiten, man werde lediglich die Art der baulichen Nutzung festschreiben, erklärte Schnitzenbaumer. Die Gemeinderäte stimmten beiden Punkten (Änderung Flächennutzungsplan und Aufstellung Bebauungsplan sowie Erlass der Veränderungssperre) einmütig und ohne Diskussion zu.

Ein paar mehr Details zum Status quo und zur Begründung des gemeindlichen Vorgehens liefert die Beschlussvorlage zur Sitzung. So umfasse das Studienzentrum derzeit verschiedene Tagungsräume für Gruppen von bis zu 30 Personen sowie Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmer (wahlweise Vollverpflegung oder Selbstversorgung) mit insgesamt 81 Betten. Zur Tourismusstatistik der Gemeinde habe das Studienzentrum 2023 gut 13 900 Übernachtungen beigesteuert, im ersten Halbjahr 2024 7080 Übernachtungen. Im Flächennutzungsplan sei das Anwesen im Bereich des Bestandsgebäudes als „Gemeinbedarfsfläche“ und im Umgriff als Fläche für die Landwirtschaft und als Wald dargestellt. Das Haus sei ursprünglich 1959 als „Jugendausbildungs- und Freizeitheim“ genehmigt und seither mehrfach umgebaut und erweitert worden. Ein Bebauungsplan bestehe bislang nicht.

Studienzentrum will sich noch nicht äußern

Als städtebauliche Begründung für die Ausweisung des Sondergebiets samt Erlass der Veränderungssperre führt die Gemeinde unter anderem die bestehende touristische Infrastruktur, den Erhalt von Bildungs- und Erholungseinrichtungen, die Integration in die umliegende Landschaft, die Stärkung der lokalen Wirtschaft durch die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Barrierefreiheit im Bestand, die gute Verkehrsanbindung (Auto, Bus, Rad) sowie die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des geplanten einfachen Bebauungsplans an. Wie das Studienzentrum Josefstal das Vorgehen der Gemeinde bewertet und was dies für die weitere Entwicklung bedeutet, dazu wollte sich Leiter Roger Schmidt auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern: „Wir müssen das jetzt erst mal bewerten und besser verstehen.“

Auch interessant

Kommentare