Weil Zuschüsse ausbleiben: Studienzentrum Josefstal muss Tagungshaus schließen
Der Protest des Vereins Josefstal Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit ist ins Leere gelaufen. Mangels Zuschüsse der Landeskirche ist das Aus des Tagungshauses in Neuhaus nun besiegelt.
Neuhaus – Die ersten Buchungen für 2025 sind schon eingegangen. Pfarrer Roger Schmidt und sein Team vom Studienzentrum Josefstal werden sie nun sukzessive stornieren. Denn ihr Tagungshaus mit seinen 103 Betten wird Ende 2024 seine Türen schließen.
63 Jahre lang haben sich hier hauptamtliche Mitarbeiter in der evangelischen Jugendarbeit aus ganz Deutschland fort- und weitergebildet, Schulklassen ihre Orientierungstage verbracht und Gästegruppen ihre Ferien. Doch die letztlich unabwendbare Streichung von Zuschüssen durch die Landeskirche ließ dem Verein Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal keine andere Wahl: Die Mitgliederversammlung hat sich laut Pressemitteilung am Mittwoch „schweren Herzens“ entschieden, sich ab 2025 auf die (nach wie vor mit Landesmitteln finanzierte) „inhaltliche Arbeit“ zu konzentrieren. In anderen Tagungshäusern, Jugendherbergen oder in digitalen Formaten – aber eben nicht mehr im Josefstal.
Acht langjährige Mitarbeiter verlieren ihre Jobs
„Es ist ein Abschied von einer Institution, die Generationen junger Menschen aus Bayern, Deutschland und Europa geprägt hat“, sagt Albert Schweiger, Vorsitzender des Vereins, dem das Haus gehört. Doch ohne zusätzliche Mittel für Immobilie und Tagungsbetrieb sehe sich der Verein „außerstande, die gewohnte hohe Qualität der Unterbringung und Verpflegung bei gleichzeitig fairen Löhnen für die Mitarbeitenden zu gewährleisten“. Die Schließung des Tagungshauses sei die einzige Option, „dramatischere Konsequenzen für die inhaltliche Arbeit zu verhindern“. Für die acht langjährigen Mitarbeiter im Bereich Hauswirtschaft und -technik sei dieser Schritt aber mit einem Verlust ihrer Jobs verbunden. Der Verein suche aber „aktiv nach Alternativen“ für sie.
Auch wenn die Pressemitteilung mit „Neuausrichtung“ betitelt ist und der Vorstand des Vereins sich zuversichtlich gibt, „für die Zukunft neue attraktive Angebote schaffen und Bewährtes weiterführen zu können“: Der Abschiedsschmerz ist deutlich spürbar. Und auch die Enttäuschung, dass sämtliche Bemühungen, die Landeskirche noch von einer Fortführung des Tagungshauses zu überzeugen, nicht gefruchtet haben. Wie berichtet, hatte der Verein unmittelbar nach Bekanntwerden in einem zweiseitigen Schreiben an Oberkirchenrat Michael Martin gegen die Sparpläne protestiert und um ein „vertiefendes Gespräch“ gebeten. Ja sogar ein Maßnahmenpaket für eine energetische Sanierung und eine wirtschaftlich notwendige Erweiterung des Gebäudes legte der Vorstand vor. Die bittere Antwort teilt Schmidt auf Nachfrage kurz und knapp mit: Die Landeskirche habe keine Möglichkeit für ein finanzielles Entgegenkommen gesehen, alle Möglichkeiten seien bereits ausgeschöpft.
Fokus auf inhaltliche Arbeit
Trotzdem blicke der Verein optimistisch in die Zukunft, betont Schweiger. „Wir sehen hierin eine Chance für einen Neubeginn.“ Mit einem Mix aus digitalen Formaten und Präsenzveranstaltungen, für die bereits andere Tagungshäuser als Veranstaltungsorte gesichert worden seien, werde die Arbeit fortgeführt. Den durch die „digitale Transformation“ bedingten Anstieg der Teilnehmerzahlen von jährlich rund 900 auf mehr als 10 000 im Jahr 2023 wertet Schmidt als „Beleg für das hohe Interesse an den innovativen Angeboten des Studienzentrums“. Die „Tage der Orientierung“ für rund 60 Schulklassen pro Jahr würden künftig in einer Jugendherberge stattfinden und von einem ehrenamtlichen Team betreut.
Was aus dem ab 2025 leer stehenden Gebäude im Josefstal wird, steht laut Schmidt noch nicht fest. Der Verein führe als Eigentümer aber bereits Gespräche über eine weitere Verwendung. Weder einen Verkauf, noch eine Verpachtung will der Pfarrer derzeit ausschließen. Zu klären wird ferner sein, wo die für die derzeit neun Mitarbeiter im inhaltlichen Bereich dann ihre Büros haben werden. „Da“, sagt der Leiter des Studienzentrums, „ist noch vieles offen.“
sg