Landeskirche streicht Zuschüsse: Studienzentrum Josefstal wehrt sich mit Protestbrief
Post aus Neuhaus hat der evangelische Oberkirchenrat Michael Martin erhalten. In einem Brief protestiert das Studienzentrum Josefstal gegen den Sparkurs der Landeskirche.
Neuhaus – Verfasst hat das zweiseitige Schreiben der Vorstand des Vereins Josefstal Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit. Darin wehren sich die Verantwortlichen gegen die Entscheidung des Landeskirchenrats, die jährlichen Zuschüsse für das Tagungshaus zu streichen und künftig nur noch die inhaltliche Arbeit zu fördern (wir berichteten). Die existenziellen Folgen des Sparkurses und Vorschläge, wie sich das sonst sichere Ende noch abwenden ließe, führt der Verein aber ebenfalls auf – und schließt mit der Bitte für ein „vertiefendes Gespräch“.
Der Protest richte sich nicht gegen die Beschlüsse als solche, betont Vorsitzender Albert Schweiger in einer Pressemitteilung. Man verstehe die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen, doch der Entzug der Unterstützung für eines in einer aktuellen Untersuchung der am besten bewerteten evangelischen Tagungshäuser in Bayern sei nicht nachvollziehbar. „Deshalb erhalten Sie kein Schreiben mit dem Tenor ,Bitte bei den anderen’“, verdeutlicht der Vorstand im Brief an den Oberkirchenrat. Und es sei auch nicht Ansinnen des Vereins, dass alles so bleiben müsse, wie es war.
Sämtliche Angebot stehen auf dem Spiel
Dennoch sehe man es als Eigentümer und Betreiber der Immobilie als Ziel, „dieses für christliche Bildungsarbeit überaus wertvolle Gebäude und Freigelände für Kinder und Jugendliche, für ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeitende zu erhalten“. Auf dem Spiel stünden nicht weniger als die „Tage der Orientierung“ für jedes Jahr 60 Schulklassen aus ganz Südbayern, der seit mehr als 50 Jahren in Josefstal stattfindende Europäische Studienkurs, ein Bildungsort für Natur und Spiritualität, ein Zentrum der Nagelkreuzgemeinschaft für völkerweite Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg sowie ein Bildungs- und Begegnungsort für Ehren- und Hauptamtliche in der evangelischen Jugend in Bayern.
Wie es weitergehen könnte, darüber werde die Mitgliederversammlung des Vereins in den kommenden Wochen entscheiden, kündigt der Vorstand an. Die Überlegungen gingen vom Durchkämpfen der Situation über ein Abstoßen der Immobilien bis hin zur Liquidation des Vereins mit Einstellung sämtlicher Tätigkeiten. Letzteres würde aber nicht nur geistige und geistliche Beiträge für das Leben in der Kirche zunichte machen, sondern auch akquirierte Drittmittel von Bund, Ländern und anderen Stellen „in sehr erheblichem Umfang“ sowie das ehrenamtliche Engagement. „Es gäbe Einsparungen, aber es gäbe auch erhebliche Einnahmenverluste“, schreibt der Verein und wirft dem Landeskirchenrat vor, keine Gesamtrechnung aufgestellt zu haben.
Maßnahmenpaket soll Studienzentrum retten
Um den Verein samt Immobilie zu erhalten, schlägt der Vorstand dem Oberkirchenrat ein fertig ausgearbeitetes Maßnahmenpaket vor: Die Landeskirche gewährt einen Zuschuss zur energetischen Sanierung und Erneuerung der Heizungsanlage in Höhe von rund 200 000 Euro (Realisierung 2024), und der Verein beantragt zusätzlich einen Investitionszuschuss von etwa einer Million Euro für die für mehr Wirtschaftlichkeit notwendige Erweiterung der Anlage. Im Gegenzug werbe man Mittel vom Bayerischen Jugendring, aus staatlichen Fördertöpfen sowie über Spenden und Sponsoring an.
Die vom Sparkurs ohnehin nicht berührten jährlichen Zuschüsse der Landeskirche als institutionelle Förderung nutze der Verein zur Minimierung von Haftungsrisiken des ehrenamtlichen Vorstands, heißt es in dem Schreiben. Die Sicherstellung seines inhaltlichen Auftrags garantiere der Verein gern durch Abschluss eines gemeinsamen Grundlagenvertrags. Nur so könne es gelingen, „diesen großartigen Ort zu erhalten“.
sg