„Penzberger Mordnacht“: Jugend engagiert sich aktiv für Erinnerungskultur
Mit einer eindrucksvollen Veranstaltung gedachte die Stadt der „Penzberger Mordnacht“ vom 28. April 1945 mit den 16 Nazi-Opfern. Auch die Jugend trägt ihren Teil zur Erinnerungskultur bei.
Penzberg - Die „Penzberger Mordnacht“ vom 28. April 1945, als 16 Frauen und Männer kurz vor Kriegsende von Nazi-Schergen erschossen oder aufgehängt wurden, hat sich in das Gedächtnis der Stadt eingraben. Die Mahnung und das Erinnern wachzuhalten, ist Teil der Penzberger DNA. Und so versammelten sich am vergangenen Sonntag (28. April) wieder Vertreter von Stadtpolitik und Institutionen an den Ehrengräbern der Opfer auf dem Friedhof zum stillen Gedenken. Im Anschluss fand eine Gedenkveranstaltung im Metropol-Kulturzentrum – musikalisch umrahmt vom Ensemble „Musica Sacra“ unter Pia Janner-Horn und dem Jugendchor der städtischen Musikschule – statt.
Die Stadt gedachte am Sonntag der „Penzberger Mordnacht“ vom 28. April 1945 mit den 16 Nazi-Opfern. Auch die Jugend trägt ihren Teil zur Erinnerungskultur bei.
Penzberg pflege eine „lebendige Erinnerungskultur“, betonte Kulturamtschef Thomas Kapfer-Arrington – gerade was die Einbeziehung der Jugend anbelange. Man wolle ein „Zeichen setzen“ für Demokratie. Es dürfe niemand mehr Angst haben, sein „politisches Engagement mit seinem Leben zu büßen“, betonte er mit Blick auf die 16 „Mordnacht“-Opfer.

„Mehr denn je müssen wir wachsam sein.“
Auch Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) nutzte die Gelegenheit, um „ideologischen Stumpfsinn“ anzuprangern. Die Ereignisse vor nunmehr 79 Jahren müssten „Ansporn sein, gegen extremistisches Gedankengut vorzugehen“. Korpan mahnte: „Mehr denn je müssen wir wachsam sein.“ Grundsätzlich gehöre deshalb unbedingt dazu, eine Erinnerungskultur zu pflegen. Gerade als Vorbild der jüngeren Generation gegenüber. Korpan würdigte in diesem Zusammenhang das Engagement der Penzberger Jugend – aktuelle Projektbeispiele im Bezug auf die „Mordnacht“ wurden dazu im gut gefüllten Metropol-Saal präsentiert.

Schüler: Lied und Schnitzeljagd-App
Der Chor der Bürgermeister-Prandl-Grundschule hatte zusammen mit Alexandra Link-Lichius das alte Lied „Die Gedanken sind frei“ einstudiert und erhielt für seine Gesangseinlage viel Applaus. Denn gab es auch für die Schüler der Mittelschule Penzberg für ihren „Actionbound“: Die digitale Schnitzeljagd-App führt zu „Mordnacht“-Stätten in der Stadt. Alles mit QR-Codes und Erklärungen dahinter versehen. Im Vorfeld hatten die Schüler dazu extra einen Workshop, initiiert von Ute Frohwein-Sendl von der örtlichen AWO, absolviert.
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Einen Rundgang zu den „Mordnacht“-Stätten ermöglicht auch die neugestaltete Internetseite der Stadt. Dem Nazi-Verbrechen wurde mehr Platz als bisher eingeräumt. Unter www.penzberg.de finden sich nun die Adressen der 2022 vom Künstler Gunter Demnig verlegten 16 Stolpersteine vor den Wohnorten der Opfer. Die Namen sollen um Biografien erweitert werden, so Kulturamtsleiter Kapfer-Arrington.

Museumsteam putzte Stolpersteine
Um die Stolpersteine hatte sich insbesondere das Aufsichtsteam des städtischen Museums gekümmert. Sorgfältig putzten die Freiwilligen die Messingsteine. Es gehe aber um mehr als nur eine Reinigung, erklärte Thomas Trapp-Teriet im Namen des Teams: „Wir wollen dazu beitragen, dass Namen und Würde der Opfer nicht verschwinden.“ Das Team sucht übrigens noch Putzpaten für nächste Aktionen – einfach im Museum Penzberg melden (Telefon 08856/813-480).
Stauffenberg-Enkel lobt Penzberger Weg
Wie wichtig ein Engagement für Demokratie und individuelle Freiheit ist, machte Karl Schenk Graf von Stauffenberg, Enkel von Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Initiator des Vereins „Mittendrin statt extrem daneben“, deutlich: Der Liberale wurde in einem Kurzinterview mit Kapfer-Arrington auf die Leinwand projiziert. Von Stauffenberg lobte die Erinnerung und den Umgang in der Stadt mit der „Mordnacht“. Da könnten sich viele Kommunen, auch in Bayern, „eine Scheibe von abschneiden“.
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