„Der Gedanke entstand in Feierlaune“: Café Kumpel eröffnet auf der Berghalde - viele Ideen für die Zukunft

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Penzberg

Kommentare

Abenteuer auf der Berghalde: Lisa Staub (2.v.r.) und ihr Mann Benjamn Nejedly (r.) eröffnen das Café Kumpel, unterstützt von Koch Niko Jäckels (2.v.l.) und Hobby-Kuchenbäckerin Sabrina Bilsing (l.), hier an der Theke des umgebauten Berghalden-Stüberls. © Wolfgang Schörner

Das Stüberl auf der Berghalde wird zu neuem Leben erweckt. Lisa Staub und ihr Mann eröffnen am Freitag das Café Kumpel. Langfristig wollen sie eine gemeinnützige GmbH gründen, um Konzerte und Lesungen zu veranstalten oder eine „Schule der Phantasie“ zu initiieren. Passen würde das alles in das Berghalden-Konzept der Stadt.

„Nichts ist wie zuvor, gleichzeitig haben wir nur minimale Eingriffe vorgenommen.“ So beschreibt Lisa Staub (41), was in den letzten Monaten mit dem alten Stüberl auf der Berghalde geschehen ist und diesen Freitag als Café Kumpel eröffnen soll. Der Name ist doppeldeutig: Kumpel stehe für Freundschaft und Zusammensein, sagt sie. Zugleich weist der Name auf die Berghalde hin, die aus dem Aushub des Bergwerks entstanden ist.

„Wir waren schon ein wenig stolz“

Mit ihrem Mann Benjamin Nejedly (43) hat sie von der Stadt Penzberg den Zuschlag als neue Pächter bekommen. „Wir waren schon ein wenig stolz, als Zugroaste“, sagt Lisa Staub, die mit ihrer Familie seit fünf Jahren in Penzberg lebt. Beide sind keine gelernten Wirtsleute. Sie ist Szenenbildnerin für Film und Fernsehen, er Architekt und Schreiner. Sie sprudeln aber vor Ideen. Mit Nico Jäckels (34) haben sie zudem einen gelernten Koch und mit Sabrina Bilsing (44) eine Hobbybäckerin.

Das Motto lautet „Improvisieren“

Das Ehepaar hat das alte Stüberl mithilfe vieler Freunde komplett umgestaltet. Als Erstes stechen die Farben ins Auge. Gleich neben dem Eingang steht eine alte violettfarbene Schulbank, der Gang zu den Toiletten, der als kleine Galerie dienen soll („Unser Kunstflur“), ist dunkelblau gestrichen. Der Gastraum mit Theke und offener Küche, der etwa 30 Gästen Platz bietet, ist in hellem Holzton und Grün gehalten. Er wirkt hell, nachdem eine Trennwand zum Eingang entfernt wurde. Auch eine kleine Kinderspielecke gibt es. Lampen, Stühle und Tische, darunter ein alter Tapeziertisch, sind nicht einheitlich. „Unser Motto ist: Improvisieren“, sagt Lisa Staub. Für die überdachte Terrasse sind eine lange Tafel und eine Lounge-Ecke vorgesehen. Auf der Wiese sollen ein Biergarten samt Bühne entstehen.

Die Genehmigung haben Lisa Staub und ihr Mann für kleinere Speisen wie im Bistro. Sie wollen Kuchen, Quiche und Focaccia mit verschiedenen Belägen anbieten, dazu Salat in kleinen Tassen. Wichtig ist Lisa Staub, dass regionale und saisonale Lebensmittel verwendet werden. Ihre Waren beziehen sie zum Beispiel von der Off-Mühle in Sindelsdorf, dem Thomahof in Königsdorf oder dem Hoppebräu aus Waakirchen.

„Wir haben das Potenzial gesehen

Es ist ein Abenteuer, das sich das Ehepaar vorgenommen hat, auch finanziell. Als Standbeine behalten sie ihre Berufe. Lisa Staub arbeitet derzeit für die Penzberger Volkshochschule. Ziel sei es, die Investition wieder hereinzubekommen, sagt sie. Die Gestaltung und Innenrenovierung mussten sie selbst stemmen. Die Stadt übernahm aber die Instandhaltung, besserte die Fassade aus, ebenso die Elektronik, die Toiletten und die Heizung. Mit großen Gewinnen rechnet das Ehepaar nicht. Hilfreich könnte aber sein, dass es das Café auch für Geburtstage, Jubiläen, Klassentreffen oder Firmenfeiern vermieten will.

Und wieso gehen sie das Wagnis ein? „Es war der Ort, wir haben das Potenzial gesehen“, antwortet Lisa Staub. Er liege mitten in der Natur, gleich neben dem Kinderspielplatz und den Beachvolleyballfeldern, habe keine Anwohner und sei der perfekte Begegnungsort für alle Menschen, ein familienfreundlicher Ort. Die Idee sei entstanden, als sie hier einen Geburtstag feierten und hörten, dass die vormalige Wirtin aufhören will. „Der Gedanke entstand in Feierlaune.“

Musikbühne und Phantasie-Schule

Das Café, sagt Lisa Staub, soll die Basis sein, um das Angebot nach und nach zu erweitern. Zusammenarbeiten will sie auf jeden Fall mit dem „Frischluftfilme“-Verein und dessen Open-Air-Kino. Für Wohnmobilfahrer vom nahen Stellplatz überlegt sie, einen Selbstbedienungsautomaten aufzustellen.

Wenn es läuft, will sie eine gemeinnützige GmbH gründen, um Fördergeld für Projekte beantragen zu können. Beim EU-Leaderprogramm hat sie bereits vorgefühlt und positive Signal erhalten. Ideen hat Lisa Staub viele, zum Beispiel ein „Kuchenpaten“-Projekt, bei dem Seniorinnen mit Kindern backen. Der Kuchen würde dann verkauft, etwa als „Omas Käsekuchen“. Wiederaufleben lassen will sie das „Café International“, das es in Penzberg bis 2017 als Treff von Deutschen und Nichtdeutschen gab. Eine andere Idee ist eine Mini-Version der Wolfratshauser „Schule der Phantasie“, in der Kinder kreativ sein können. Einen Namen hätte sie schon: „Kumpelinchen“. Auch die „Open Stage“-Bühne im Biergarten für Familienkonzerte und Lesungen gehört zu diesen Ideen.

Passen würde dies alles zum Berghalden-Konzept der Stadt, das das Freizeitgelände attraktiver machen soll, aber seit einigen Jahren aus finanziellen Gründen in der Schublade steckt. „Ich hoffe, wir können da einen Beitrag leisten“, sagt Lisa Staub. Sie freue sich jedenfalls über alles, was in kleinen Schritten dazukommt.

Gartenhütte

Der Penzberger Bauausschuss hat den Stockschützen in der jüngsten Sitzung keine Hoffnung gemacht, dass sie eine Hütte neben ihren Stockbahnen auf der Berghalde errichten dürfen. Der Verein hatte sich auch um das Berghalden-Stüberl beworben und es in den vergangenen eineinhalb Jahren, in denen es leer stand, als Vereinsheim genutzt. In der Sitzung hieß es, dass dann auch andere ähnliche Wünsche äußern könnten. Das Bauamt erklärte, es sei baurechtlich schon beim Café Kumpel schwierig gewesen, beim Landratsamt eine Baugenehmigung zu erwirken. Weitere Gebäude im Außenbereich wären demnach nicht zulässig. Ihr Lager im Café Kumpel dürfen die Stockschützen behalten.

Auch interessant

Kommentare