Baukrise: Bedarf ist groß, gebaut wird kaum – Unternehmer rechnet mit Ampel-Regierung ab
Die Bevölkerung wächst, der Bedarf an Wohnraum nimmt stetig zu – aber gebaut wird derzeit kaum. Das hat vielfältige Gründe: hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und eine überbordende Bürokratie. Dabei braucht der Landkreis bis 2028 einen Neubau von jährlich 820 Wohnungen.
Landkreis – Wohnraum wird immer mehr zur Mangelware – und das längst nicht nur in Großstädten, sondern auch bei uns auf dem Land. Laut Berechnungen des Pestel-Instituts fehlen im Landkreis aktuell rund 1070 Wohnungen. Und wenn nicht bald im großen Stil gebaut wird, könnte sich dieser Mangel sogar noch verschärfen. Bis 2028 braucht der Landkreis laut dem Institut einen Neubau von 820 Wohnungen – und zwar pro Jahr. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen. Aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen“, so Matthias Günther, Geschäftsführer des Pestel-Instituts.
Laut Zensus stehen im Landkreis Weilheim-Schongau aktuell mehr als 2600 Wohnungen leer. Das sind immerhin vier Prozent des gesamten Wohnungsbestandes im Landkreis. Am Wohnungsbedarf würden diese leerstehenden Wohnungen aber wenig ändern, betont Günther – denn ein Großteil davon stehe schon seit einem Jahr oder länger leer. „Dabei geht es oft um Wohnungen, die keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden.“
Heizungsgesetz sorgte für Verunsicherung
Doch vor solch einer Sanierung halten sich viele Hauseigentümer derzeit zurück. „Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel Klimaschutz-Auflagen – wann kommen“, erklärt Matthias Günther: „Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit.“ Günther verweist dabei etwa auf das höchst umstrittene Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Habeck (Grüne), das bei vielen Hauseigentümern für Beunruhigung und Überforderung sorgte.
Der Weilheimer Bauunternehmer Hubert Rott, Inhaber der HR Bau GmbH, berichtet im Gespräch mit der Heimatzeitung von einer aktuellen Auslastung von rund 60 Prozent. „Wir könnten auf jeden Fall mehr machen“, sagt er – aber: „In der Bevölkerung gibt es eine große Verunsicherung.“
Zuschüsse werden von der Regierung kurzfristig gestrichen oder abgeändert. Da kann keiner mehr planen.
Das hat verschiedene Gründe, die aktuell geballt auftreten. Da wären zum einen die hohen Zinsen für Baukredite, seit die Europäische Zentralbank den Leitzins ab Herbst 2022 erhöht hat. Nach einer leichten Senkung im Juni liegt der Leitzins aktuell bei 4,25 Prozent. Hinzu kommt eine erhebliche Unsicherheit, ob und mit welcher Unterstützung durch die Förderbank KfW zu rechnen ist: „Die Zuschüsse werden von der Regierung kurzfristig gestrichen oder abgeändert“, erklärt Hubert Rott: „Da kann keiner mehr planen.“
Vorschriften sind ein Preistreiber
Zu allem Überfluss steigen auch die Baukosten weiter – „obwohl weniger gebaut wird“. Diese Kostensteigerung sei darauf zurückzuführen, dass die Werke der Hersteller aktuell nicht ausgelastet seien, erklärt Rott. Nicht zu vergessen sind die vielen Vorschriften und Regelungen in Deutschland, auch sie sind ein Preistreiber.
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Zu allem Überfluss seien in den vergangenen zwei bis vier Jahren auch noch haufenweise neue Verordnungen dazugekommen, sagt der Weilheimer Bauunternehmer. „Viele Regelungen sind aber völlig übertrieben und machen das Bauen einfach nur teurer.“
Klare Forderungen an die Politik
Vor allem geht es dabei um erhöhte Energiestandards. Wenn diese nicht erfüllt werden, schaut es mit einer Förderung schlecht aus. „Wir hatten auch vor den neuen Regelungen schon sehr gute Energiestandards“, betont Rott – aus seiner Sicht hätten die Vorgaben absolut nicht erhöht werden müssen. Alles in allem könnten die Baukosten durch die neuen Verordnungen gut und gerne um einen fünfstelligen Betrag steigen, rechnet der Bauunternehmer vor.
Mit einer konkreten Prognose, wann es für die Baubranche wieder bergauf gehen wird, tut sich Hubert Rott aktuell schwer. Mit einer baldigen Kehrtwende rechnet der Bauunternehmer aus Weilheim jedoch nicht – zumindest, wenn nicht seitens der Politik gravierend umgesteuert wird. Rott hat klare Forderungen: „Ordentliche Förderpakete von der KfW, Bürokratieabbau und staatliche Anreize zum Bauen.“