„Verrücktes Glück“ bei den Landsberger Rathauskonzerten

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Der Ritter beim Minnesang - mit ‚Posaunen-Gitarre‘ und einer Stimme wie eine jaulende Katze: Das Landsberger Rathauskonzert „Verrücktes Glück“ der munich brass connection war ein Riesenspaß für Kinder von fünf bis 101 Jahre. © Greiner

Kinderkonzerte sind für Erwachsene nicht immer prickelnd. Bei „Verrücktes Glück“ der munich brass connection ist das anders. Ein Riesenspaß für Groß und Klein beim Rathauskonzert „Verrücktes Glück“ in Landsberg.

Landsberg – Perfektion ist überschätzt. Das Unperfekte führt zum Glück. Wie diese Teebeutelweisheit mit Musik, Humor und Erzähl-Liebe lebendig werden kann, hat die munich brass connection am Sonntag beim Familienkonzert „Verrücktes Glück“ gezeigt. Eine knappe Stunde, die gefühlt in fünf Minuten vorbeirast – und sowohl Kinder als auch Erwachsene mit einem breiten Grinsen entlässt.

„Verrücktes Glück“ bei den Landsberger Rathauskonzerten: Die Sprache der Musik

Die Köpfe im vollen Rathausfestsaal drehen sich nach hinten. Vom Treppenaufgang her dröhnt ein Ton. Tief, satt, breit. Eine Posaune? Nein. Das, was da um die Ecke biegt, ist der Schallbecher eines Alphorns, begleitet von Kuhglockengeläute. Alphornmeister Matthias (Matthias Krön) führt als Kuhhirte ein ‚eintöniges‘ Leben, sagt Geschichtenerzähler Fabian (Fabian Heichele) – was Matthias gleich mit zwei Tönen, dann mit drei und schließlich einer ganzen Kadenz musikalisch widerlegt. Musik und Sprache, das funktioniert, lernen die Zuhörer. Auch bei Piff und Paff, (Konrad Müller und Hannes Oblasser), die ‚Ja‘ und ‚Nein‘ in vier auf- oder absteigende Töne übersetzen. Dass Musik sprechen kann, ist essenziell für die beiden: Sie sind stumm.

Die Geschichte nimmt Tempo auf: Wandertrompeter und Kuhhirte – nach dem Tausch von Alphorn zum handlicheren Waldhorn – gehen auf die Reise, „um Musik dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird“, erklärt Fabian. Auch der Instru­mentenverkäufer (Andreas Oblasser) greift zur Posaune und zieht mit. Fabian mag nicht allein zurückbleiben und quengelt nach einem Instrument, einem großen, lauten: eine „Musikmaschine“. Und schwupps, springt die Tuba aus dem Sack. Das Quintett ist vollständig.

munich brass connection in Landsberg - das Publikum mitnehmen

Von Anfang an nimmt die munich brass connection ihr Publikum mit auf die Wanderschaft. Der Applaus wird geübt – gerne mit Pfeifen, gerne mit Grölen. Wenn es Probleme gibt – wie soll Matthias das neue Instrument zahlen? –, kommt die Antwort – tauschen! – aus dem Publikum. Beim Wandern spielen die Fünf stets die gleiche ‚Marsch‘-Musik, bei der die Hände automatisch mitklatschen. Und wenn das Quintett im Gasthaus den Walzer spielt, schunkeln die Zuhörerreihen.

Ein unterhaltsames Konzert für Kinder gab es in Landsberg auch vor drei Jahren in der Aula der Mittelschule

Was die Aufführung der munich brass connection aber vor allem so ungemein unterhaltsam macht, sind Leichtigkeit und Humor. Die von Ingrid Hausl konzipierte Geschichte schreitet über einige wenige Stationen, nichts wird überdehnt, alles hat die richtige Länge – oder besser Kürze, sodass auch die Fünfjährigen am Ball bleiben. Die Tonjongleure Piff und Paff spielen Tennis mit der Trompete, König Frissmichnichtauf versackt eine Woche nach einem sanften „Schlafe mein Prinzchen“ und der Königshof versinkt im lustlos steifen Barocktanz. Zum herzhaften Lachen animiert der Minne-singende Ritter: Kein Wunder, dass bei seinem Katzenjammer das Herz der Prinzessin hart bleibt. Aber wenn dann Fabian mit Satchmo-Reibeisen „Du bist mein Star“ zur Melodie von „What a wonderful World“ anstimmt, jubeln die Kleinen. Und die Großen weinen vor Lachen – und ein bisschen vor Rührung.

Dass den vom Sturkopf-König am Hof zwangskasernierten Musikern letztendlich falsche Töne wieder zur Freiheit verhelfen, passt zum Untertitel der Geschichte: „ein nicht ganz perfektes Kinderkonzert“. Wobei das Konzert zeigt, wie schön Musik ohne Verbissenheit ist. Mit absoluter Leichtigkeit.

Ein durchaus kontroverses Rathauskonzert bot sich dem Publikum im November.

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