Zu wenig Räume, zu wenig Personal: 50 Kinder in Gemeinde Fischbachau ohne Betreuungsplatz

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An der Kapazitätsgrenze: der katholische Kindergarten St. Martin in Fischbachau. Die Erweiterung steckt noch in den Vertragsverhandlungen fest. © TP

In Fischbachau fehlen die Räume, in Hundham das Personal: 50 Kinder in der Gemeinde haben zum Start des neuen Kita-Jahres im September keinen Platz bekommen.

Fischbachau – Es sind Anrufe, die Felix Stahl durchaus unter die Haut gehen. „Die Verzweiflung ist in vielen Fällen spürbar“, berichtet der Geschäftsleiter der Gemeinde Fischbachau von den Telefonaten mit enttäuschten und bisweilen auch verärgerten Eltern. Und davon musste Stahl in den vergangenen Tagen eine ganze Menge führen, denn: 50 Kinder im Alter von einem bis vier Jahre haben fürs kommende Jahr keinen Kita-Platz bekommen.

Der Geschäftsleiter kann die Gefühlslage der Eltern gut verstehen. Vor allem auch das Unverständnis, wenn ein Kind schon einen Krippenplatz hatte, nun aber nicht in den Kindergarten aufrücken könne. Stahl beteuert aber, dass die Vergabe „streng nach Priorität“ erfolgt sei, berufliche und soziale Aspekte seien berücksichtigt worden. Das Kreisjugendamt habe die Einrichtungen und die Gemeinde dabei unterstützt.

Planung für Erweiterung von Kinderschloss St. Martin in Fischbachau läuft auf Hochtouren

Doch wie ist es überhaupt zu diesem Betreuungsloch gekommen? Jedenfalls nicht, weil die Gemeinde hier etwas verschlafen hätte, betont Stahl. So habe man die Planungen für die Erweiterung des katholischen Kindergartens St. Martin in Fischbachau zuletzt mit Hochdruck vorangetrieben. Alle baulichen Punkte seien geklärt, die Ausschreibungen hätten im Sommer starten sollen. Doch die Vertragsverhandlungen in Sachen Erbbauvertrag mit der Kirche seien noch nicht abgeschlossen, teilt Stahl mit. Das ist nicht zuletzt deshalb bitter, weil die Gemeinde dadurch eigentlich mehr Einfluss und damit Tempo in dem Projekt bekommen wollte (wir berichteten).

So lange die rechtlichen Dinge aber nicht geklärt seien, könne man nicht ausschreiben oder gar Aufträge vergeben, erklärt Stahl. Stand jetzt hoffe man, das Thema im September im Gemeinderat behandeln zu können. Mit der Folge, dass das Warten auf die zwölf zusätzlichen Krippen- und 18 kombinierten Hort- und Kindergartenplätze erst mal weitergeht. Nach der Erweiterung würde die Einrichtung am Salmerweg über besagte zwölf Krippen-, 50 Kindergarten- und 25 kombinierte Plätze verfügen. Zumindest in personeller Hinsicht dürfte einer Inbetriebnahme nichts entgegenstehen, hofft Stahl. „Die Kirche bildet laufend aus.“

Personalmangel großes Thema in Hundham

Genau umgekehrt ist die Lage hingegen im Kindergarten Wilde Wiese in Hundham. Wie der Vorsitzende des Trägervereins und FaB-Gemeinderat Bernhard Padeller in der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete, könne man wegen Personalmangels nicht alle der räumlich eigentlich möglichen Betreuungsplätze vergeben. Insgesamt besteht die Wilde Wiese aus 100 Kindergarten-, 24 Krippen- und 15 Integrationsplätzen, wobei letztere laut Stahl im Personalschlüssel dreifach gewichtet werden. „Wir haben schon Tausende Euro in Stellenausschreibungen investiert, aber seit einem Dreivierteljahr keine einzige Bewerbung bekommen“, seufzte Padeller.

Auch Spielgruppe mit hohen Auflagen verbunden

Die Frage von Michael Gartmaier (CSU), ob es noch einen freien Raum für die Nutzung durch eine Spielgruppe gebe, musste Padeller verneinen. Zudem könne selbst ein solches Angebot nicht von heute auf morgen starten, weil es mit vielen Auflagen verbunden sei. „Da muss man vor dem Aufsperren dicke Bretter bohren.“

Das bestätigt Stahl und beantwortet damit auch die Frage eines Bürgers, der sich als Zuhörer am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung nach alternativen Betreuungsmöglichkeiten als Entlastung der in Sachen Kita-Plätze leer ausgegangenen Familien erkundigte: So lange sich Eltern privat organisieren würden, sei es kein Problem. „Sobald es aber etwas offizielles wird, wird es kompliziert.“ Dann brauche es – wie bei der 2019 eröffneten Großtagespflege an der Birkensteinstraße mit derzeit 16 Plätzen – geeignete Räume und Fachpersonal. Das also, das in Fischbachau derzeit eh an allen Ecken fehlt.

Nicht zuletzt deshalb unterstützt die Gemeinde – obwohl sie selbst nicht Träger einer Betreuungseinrichtung ist – die Einrichtungen bei der Personalfindung, betont Stahl: „Wir stellen im Rahmen unserer Möglichkeiten vergünstigten Wohnraum zur Verfügung, damit sich die Berufstätigkeit für Kinderpfleger finanziell noch mehr lohnt.“

sg

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