Gegen Putin: Warum ein deutscher Nachbar der Ukraine so viele F-16 liefert

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Die Niederlande und Belgien sind kleiner als Deutschland, liefern der Ukraine aber viele F-16-Kampfjets. Das hat unter anderem mit Flug MH17 zu tun.

Kiew – Was können sie im Ukraine-Krieg gegen den heimtückischen Angriff durch Russland ausrichten? Die Lieferung von F-16-Kampfjets durch die Verteidigungsallianz Nato an Kiew ist in diesem Hochsommer weltpolitisch ein omnipräsentes Thema.

F-16-Kampfjets für die Ukraine: Niederlande und Belgien liefern viele Flugzeuge

Konkret: Die Ukraine soll in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren aus Dänemark (19 Flugzeuge), aus den Niederlanden (bis zu 42 Flugzeuge), Norwegen (fünf bis zehn Stück) und Belgien (30 Flugzeuge) rund 100 Kampfjets der älteren Version F-16A/B erhalten. Einen Teil der F-16-Kampfflugzeuge wollen die Ukrainer im Ausland stationieren, um sie möglichen russischen Luftangriffen zu entziehen.

Bemerkenswert ist, wie viele F-16 die Niederlande liefern wollen. Hat der deutsche Nachbar im internationalen Vergleich schließlich überschaubare 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Man könnte auch sagen, es ist ein vergleichsweise kleines Nato-Mitgliedsland.

Im Ukraine-Krieg im Fokus: die F-16-Kampfjets für Kiew. (Symbolfoto)
Im Ukraine-Krieg im Fokus: die F-16-Kampfjets für Kiew. (Symbolfoto) © IMAGO / Westend61

F-16-Kampfflugzeuge der Niederlande: Jets wurden in Holland selbst produziert

Ein Grund für die niederländische F-16-Offensive für die ukrainischen Luftstreitkräfte liegt darin begründet, dass in den Niederlanden, im Volksmund auch Holland genannt, recht viele der Kampfflugzeuge selbst produziert wurden. Denn: Wie die Luftfahrtzeitschrift Flug Revue Ende Juli berichtet, hatten die Königlichen Luftstreitkräfte (Koninklijke Luchtmacht) im deutschen Nachbarland zwischenzeitlich immerhin 213 F-16-Kampfjets im Bestand, an denen Maverick-, HARM- oder Sidewinder-Raketen montiert werden.

Demnach stellte der bekannte Flugzeugbauer Fokker aus Amsterdam, der 1996 Insolvenz anmeldete, die Kampfjets für die Koninklijke Luchtmacht bis Februar 1992 auf amerikanische Lizenz hin her. Ein Großteil der 177 F-16A und der 36 F-16B durchlief laut Flug Revue später auch das Mid-Life-Update-Programm (MLU). Heißt: Die Kampfjets wurden zwischenzeitlich modernisiert und neuen Bedingungen angepasst. Nachdem die Niederlande zwischenzeitlich 34 moderne Tarnkappen-Kampfjets Lockheed Martin F-35 Lightning II aus den Vereinigten Staaten erhalten haben, wurden viele F-16 eingelagert.

F-16-Kampfflugzeuge für die Ukraine: Niederlande und Belgien ordern F-35

Aus diesem Lagerbestand werden nun wohl die bis zu 42 Flugzeuge saniert und wieder startklar gemacht, die an die Ukrainer gehen sollen. Die niederländischen Luftstreitkräfte haben dagegen neben den F-35 noch 24 F-16 selbst aktiv im Dienst. Da aber insgesamt 52 F-35 in den USA bestellt sind, sollen auch diese nach und nach ausgemustert werden. So der Plan. Während etwa die Deutschen, die Briten, die Spanier und die Italiener innerhalb der Nato auf die Eurofighter Typhoon setzen, verhält es sich bei den Belgiern ähnlich wie bei den Niederländern.

Das belgische Luftfahrtunternehmen SABCA kümmerte sich einst um die Endmontage der eigenen Modelle. Ursprünglich hatten die belgischen Luftstreitkräfte zusammen 160 der älteren F-16A/M und F-16B aus den 1980er Jahren in ihren Hallen stehen, wovon noch 53 im aktiven Dienst sein sollen. 34 bestellte F-35A sollen künftig den Kern der Belgian Air Component bilden, wie die Teilstreitkraft auch bezeichnet wird. Entsprechend können bis zu 30 Exemplare der F-16 an die Ukraine geliefert werden.

Nato-Mitgliedstaaten: Mit F-16-Kampfjets im Bestand:
USA 875
Türkei 270 (plus 40 bestellt)
Griechenland 170
Niederlande 68 (bis zu 42 gehen an die Ukraine)
Belgien 53 (bis zu 30 gehen an die Ukraine)

Quelle: Flug Revue: Die größten F-16-Nutzer, Stand: 30. Juli 2024, 14.45 Uhr

Ukraine-Unterstützung durch die Niederlande: Erinnerungen an Flug MH17

Während indes die Ukrainer bei den F-16-Kampfjets vor Herausforderungen in punkto Stationierung und Landebahnen stehen, dürfte das Engagement der Niederlande in dieser Sache neben der eigenen Nato-Verpflichtungen auch eng mit Malaysia-Airlines-Flug 17 (Flugnummer MH17) zusammenhängen. Erst kürzlich hatte das Land im Beisein der königlichen Familie zum zehnten Jahrestag des Absturzes und Abschusses des Linienfluges der vielen Opfer gedacht.

Ein Rückblick: Am 17. Juli 2014 wurde die zivile Passagiermaschine vom Typ Boeing 777-200ER bei einem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine mutmaßlich von einer Flugabwehrrakete Buk M1 abgeschossen, die das Moskau-Regime von Kreml-Autokrat Wladimir Putin nach westlicher und ukrainischer Einschätzung den prorussischen Separatisten geliefert hatte. Alle 298 Insassen wurden getötet, darunter waren 192 Niederländer. Die Nato macht die mit dem Kreml verbündeten Separatisten für den Vorfall verantwortlich. Und Den Haag gilt als entschiedener Unterstützer Kiews bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. (pm)

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