Bei THW-Großübung tausende Liter Trinkwasser aufbereitet
Es war eine Großübung zum hautnahen Dabeisein: Vier Tage lang übten Gruppen des Technischen Hilfswerks (THW) aus fünf Bundesländern auf dem Volksfestplatz in Schongau das Aufbereiten von trübem Lechwasser zu glasklarem Trinkwasser.
Schongau - Es ist an diesem Nachmittag die Frage aller Fragen der Besucher: Was passiert, wenn die Trinkwasser-Versorgung in einem Ort zusammenbricht? Diesen Ernstfall haben zahlreiche THW-Verbände schon durchgespielt. In Schongau konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie hervorragend das Zusammenspiel der verschiedenen Einheiten funktioniert.
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Großflächig sind die Wasser-Wiederaufbereitungsanlagen, Zelte und mobilen Labore aufgebaut, jede Menge Boxen aufgestapelt. Daneben die blaue Lkw-Flotte aus den fünf Bundesländern. Bayern als Gastgeber, dazu Gruppen aus Baden-Württemberg, dem Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz schickten 104 Teilnehmer nach Schongau. Nicht zu vergessen die Beobachter aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Riesige Tauchpumpe liegt im Lech
Einer mit großer Erfahrung ist Gruppenführer Benjamin Günther, allen nur als „Benni“ bekannt. Er kommt mit seiner Gruppe aus Rotenburg an der Fulda und war auch im Ahrtal im Einsatz. „Benni“ kann aus dem Nähkästchen plaudern. Er führt an diesem Nachmittag die erste Besuchergruppe.
Mit ihnen geht er Richtung Lech, wo die große Tauchpumpe eingesetzt ist. „Um den Verkehr nicht zu behindern, wird die Straße nur kurzzeitig gesperrt, um das Lechwasser in einen Zwischenbehälter zu pumpen“, erklärt er. „Auf einen Überbau über die Straße für den Wasserschlauch haben wir verzichtet“, sagt Sebastian Schade vom Schongauer THW. Sonst hätte die Lechuferstraße gesperrt werden müssen.

„1500 Liter Wasser fördert die Pumpe in der Minute, wenn alles ebenerdig verläuft“, erklärt „Benni“. Dieses Wasser wird in den Rohwasserbehälter gepumpt. An dieser Station ist Christoph Ringwald aus Tübingen als Gruppenführer eingesetzt. 15 000 Liter Wasser fasst dieser knallrote Behälter, der wie ein übergroßer Swimmingpool aussieht.
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Zur Vorbehandlung läuft das Flusswasser in große Behälter, wo es mit Eisen III Chlorid versetzt wird. Feststoffe werden mit dieser chemischen Verbindung gebunden und setzen sich am Boden ab. Von der Oberfläche wird das Wasser entnommen und mit Aktivkohle versetzt. Dadurch werden chemische Stoffe gebunden. Das Wasser durchläuft anschließend die Trinkwasseraufbereitungsanlage, das „Herzstück“. Diese Anlage filtert alles raus.
Mit der Anlage, die auf dem Schongauer Volksfestplatz aufgebaut wurde, können 15 000 Liter Trinkwasser in der Stunde produziert werden. Das reiche, um 2500 Menschen zu versorgen.
Jede Blase fasst 10 000 Liter Wasser
Doch bevor das Wasser an die Bevölkerung ausgegeben werden darf, wird es im Labor untersucht. Hier kommt an diesem Nachmittag Jessica Beyerl von der Fachgruppe Trinkwasserversorgung aus Starnberg zum Einsatz. Sie zeigt den Besuchern das Endergebnis in ihren Reagenzgläsern: glasklares Trinkwasser.
Dass die Helfer des THW die Trinkwasserversorgung in Deutschland sicherstellen, kommt immer häufiger vor. Zum Beispiel, wenn Anlagen durch Hochwasser verunreinigt werden oder der Grundwasserspiegel bei Trockenheit sinkt. „Da kommen viele Wasserversorger an ihre Grenzen“, bestätigt Sebastian Palm aus Starnberg, der auch mit im Ahrtal im Einsatz war.
Viele Besucher trotz Dauerregens
Wie er weiter erklärt, wird das Trinkwasser am Ende in Trinkwasserblasen abgefüllt. „Jede Blase fasst 10 000 Liter“, so Palm. Aus seiner Erfahrung im Ahrtal weiß er zu berichten, dass dann das begehrte Trinkwasser von den Bürgern an der Abgabestation selbst entnommen werden kann. „Dort hatten wir sogar gereinigte Milchlaster zum Transport im Einsatz“, so Palm.
Trotz des Dauerregens und nicht gerade angenehmer Temperaturen war das Interesse der Besucher groß. Auch Konrad Socher, Wasserwart aus Birkland, nahm die Gelegenheit wahr, sich vor Ort zu informieren. So nach dem Motto „Was wäre wenn …..“, bekam er auf alle Fragen im Einzelgespräch fachkundige Antworten. Nicht so sehr ums Wasser ging es Fabian. Der Knirps mit seinen drei Jahren wollte unbedingt die blauen Lastwagen hautnah inspizieren. Oma Roswitha und Opa Joachim taten ihm den Gefallen. Denn so ein großes Aufgebot kann man wirklich nicht alle Tage bestaunen.
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„Das lange Wochenende ist für die Übung genau passend“, sagt Lina Wussow vom Technischen Hilfswerk in Bad Tölz. Die Regionalstelle hatte die Organisation der Übung in Schongau übernommen. „Der Platz hier ist einfach ideal. Wo gibt es sonst so kurze Wege und so eine passende ,Schmutzwasserquelle‘ wie den Lech“, so Wussow.
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