Zwei neue Bücher lassen die Baugeschichte des Walchenseekraftwerks aufleben

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Stolz hält Helmut Renner die beiden Bücher in den Händen. Die Aquarelle auf dem Titel sowie zur Untergliederung der verschiedenen Kapitel stammen von dem Kochler Maler Uli Hoiß. © pröhl

In zwei Büchern erinnert Helmut Renner mit Peter Schwarz an die Bauzeit des Walchenseekraftwerks von 1918 bis 1924. Es gibt aber auch viel Wissenswertes über die Geschichte jener Zeit - und zudem einzigartige historische Fotos.

Kochel am See – Es waren schwierige Zeiten, als 1918 mit dem Bau des Walchenseekraftwerks begonnen wurde. Ob man sich damals gedacht hätte, dass nach der Fertigstellung 1924 100 Jahre später noch immer Originalteile in Betrieb und die Stollen tadellos in Schuss sind, Wasserkraft wirtschaftlich eine sehr bedeutende Rolle spielt und das Werk als Industriedenkmal eingestuft wurde? Wohl kaum.

Zum 100-jährigen Bestehen des Werks am Freitag, 26. Januar, gibt es nun zwei Bücher, die umfassend beleuchten, wie die Bauarbeiten vonstatten gingen und vor allem, unter welchen strapaziösen Bedingungen die rund 2000 Menschen damals arbeiteten. Herausgegeben und teilweise verfasst hat sie der Kochler Helmut Renner mit Unterstützung des Betreiberkonzerns Uniper. „Wann immer ich hier über die Wiesen gehe, muss ich an die Menschen denken, die hier früher arbeiteten“, sagt Renner, der schon drei andere Bücher zur Kochler Geschichte veröffentlicht hat.

„Die Baraber vom Walchensee“ von Josef Rambeck neu zu lesen

Ein wichtiges historisches Dokument aus der Bauzeit sind die Aufzeichnungen von Josef Rambeck unter dem Titel „Die Baraber vom Walchensee“. Hier stehen die Arbeiter im Mittelpunkt. Das Buch wurde in der Nazi-Zeit verboten und geriet in Vergessenheit. Heiko Storz, ein ehemaliger Werksmitarbeiter, ließ es vor rund 20 Jahren nachdrucken, allerdings in Frakturschrift. Renner hat dieses mittlerweile vergriffene Buch neu aufgelegt. Es umfasst – mit zahlreichen Fotos – fast komplett den ersten Band. „Als ich die Aufzeichnungen von Rambeck gelesen hatte, sind mir noch viele Fragen kommen“, sagt Renner. Also recherchierte er noch zahlreiche Begebenheiten aus Kochel während und nach der Zeit des Ersten Weltkriegs. Dabei bezieht Renner auch immer wieder die politischen Entwicklungen in Bayern mit ein. Zudem traf er sich mit Rambecks Tochter und Enkel, um dessen Vita zu rekonstrurieren.

Verkauf der Bücher und Vorträge

Die beiden Bücher können zu einem Preis von 28 Euro bei Renner per Mail bestellt werden: ruth.helmut.renner@t-online.de. Es gibt sie (in Kürze) in den Tourist-Infos in Kochel und Walchensee, im Dorfladen Jachenau und nach Ostern auch im Infozentrum des Kraftwerks.
Renner wird die Bücher am 7. März und 26. September vorstellen (Infozentrum Kraftwerk), und Peter Schwarz hält am 11. April einen Vortrag über die Baugeschichte (Infozentrum Kraftwerk). Beginn ist um 18.30 Uhr. Diese Vorträge sind kostenlos, aber die Plätze begrenzt. Deshalb bitte anmelden beim KKK Lenggries, das auch die Musiksommer-Konzerte im Jubiläumsjahr organisiert: www.shop-kkk-lenggries.de, Info-Telefon: 0 80 42/91 24 65. Infos über alle Vorträge und Konzerte online auf www.uniper.energy/de/walchenseekraftwerk

Renner: „Ich bin immer wieder gefesselt von den Bildern“

Bei seinen Recherchen zur Baugeschichte traf Renner auf den Grainauer Peter Schwarz. Er hatte für das heimatkundliche Jahrbuch „Lech-Isar-Land“ 2017 und 2018 zwei ausführliche Beiträge über die Baugeschichte des Walchenseekraftwerks verfasst (unsere Zeitung berichtete jüngst mehrfach darüber). Die Jahrbücher sind allerdings vergriffen. In Band zwei werden jetzt die Texte von Schwarz neu aufgelegt. Renner ergänzte diese Aufzeichnungen dann um die Werksgeschichte während des Zweiten Weltkriegs sowie um weitere Themen, etwa die Finanzierung des Werks, und beschreibt dann, wie sich das Kraftwerk heute entwickelt hat. Das Besondere in beiden Büchern sind auch die vielen Fotos – Bilder, die die Öffentlichkeit noch nie zu Gesicht bekommen hat. Schön, dass man sich entschieden hat, fast alle sehr groß und viele sogar doppelseitig zu veröffentlichen. Somit blickt der Betrachter unmittelbar in die Gesichter der Arbeiter. „Diese Gesichter erzählen ein Leben. Ich bin immer wieder gefesselt davon“, sagt auch Renner, wenn er durch die Bände blättert.

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