Junge Holzkirchner kreieren Kinderschutz-App fürs Handy – Sogar Manuel Neuer ist begeistert

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Überzeugt von der Kinderschutz-App: Die beiden Start-up-Gründer (v.r.) Moritz und Jannis Hutzler mit Investor und Fußball-Weltmeister Manuel Neuer. © Kidgonet

Die nächste Generation der Handy-Einsteiger geht nach den Sommerferien an den Start. Ein großer Schritt, den zwei junge Start-up-Unternehmer aus Holzkirchen mit App möglichst sicher machen wollen.

Nach den Sommerferien ist es wieder soweit: Die nächste Generation der Handy-Einsteiger geht an den Start. Denn mit dem Sprung in die 5. Klasse und damit an eine weiterführende Schule verlassen die neun- bis zehnjährigen Kids ihre Heimatorte und wünschen sich natürlich endlich ein Handy – auch damit die Eltern sie besser erreichen können. Ein Schritt, der aber auch negative Folgen mit sich bringen kann, wie die Porno-Vorfälle im Schuljahr 2024/25 an der Realschule Miesbach belegten.

Das Thema Online-Einstieg kennt Jannis Hutzler noch aus der eigenen Jugend gut. „Wir hatten ja noch eine Kindheit ohne Smartphone“, sagt der 24-Jährige aus Hartpenning, der mit seinem Bruder Moritz (22) die Kinderschutz-App Kidgonet entwickelt hat. Heutzutage sei das anders. Dennoch wissen beide noch gut, wie sie ihre ersten Online-Erfahrungen gemacht haben. „Unser Vater war es, der die Idee zu dieser App hatte. Wir haben sie dann Schritt für Schritt entwickelt.“ Das Studium der Wirtschaftsinformatik half beiden dabei.

Kidgonet KInderschutz-App Jannis Hutzler
KInderschutz im Dialog: An der App Kidgonet haben Jannis Hutzler und sein Bruder viele Monate gearbeitet. © THOMAS PLETTENBERG

Heute ist Jannis Hutzler fertig mit dem Studium und kann sich als Geschäftsführer um die Vermarktung der App kümmern, während sein Bruder noch studiert. Für die App wurde ein Entwicklerteam angeheuert, „denn die App nimmt tiefe Eingriffe im Betriebssystem vor“. Das liegt daran, dass im Grunde zwei Apps in einer zusammengefasst werden: eine für den Schutz des jungen Handy-Nutzers und eine für das Elternportal, das die Nutzung des Kinder-Handys individuell steuern kann. Was den Hutzler-Brüdern besonders wichtig ist: Die jungen Handy-Nutzer sollen das Kontrollsystem der Eltern nicht dribbeln und umgehen können. Und anders als bei Google funktioniere ihre App auf allen Browsern.

Dialog statt Überwachung

Die Grundphilosophie der App setzt nicht auf totale Überwachung. „Wir wollen nicht verbieten, sondern einen regulierten Umgang ermöglichen und damit digitale Erziehung im Alltag.“ Dazu gibt es vier Bereiche: das individuelle Regulieren der Bildschirmzeit auf mehreren Geräten, der browserunabhängige Webfilter, der Apps und Seiten sperren und dem Alter des Kindes angepasst werden kann, das Orten der Kinder sowie die „Nummer gegen Kummer“, die Kindern und Jugendlichen professionelle Hilfe bei Mobbing und Cyber-Kriminalität bietet. Ergänzend dazu haben Eltern einen Überblick über die genutzten Apps, können das Gerät bis auf Weiteres offline stellen, spontan mehr Online-Zeit gewähren sowie Lern- und Musik-Apps während der Bildschirmsperre freigeben. Dazu lässt sich die Bildschirmzeit auf mehreren vom Kind genutzten Geräten zusammenrechnen.

Privatsphäre des Kindes wird gewahrt

Dabei wird jedoch die Privatsphäre des Kindes gewahrt, indem besuchte Seiten nicht nachvollziehbar sind. „Wir wollen bewusst keine Einblicke bieten, weil es letztlich eine Vertrauenssache ist“, sagt Hutzler. Dies sollen Eltern im Gespräch mit ihren Kindern klären. Ein Schritt, den auch Experten unterstützen. „Wir haben die App von gut zehn Pädagogen testen lassen.“ Das System sei auch aus deren Sicht sicher, und falls sich Lücken herausstellen sollten, würde man diese umgehend schließen. Darüber hinaus gebe es eine tagesaktuelle Blacklist, die gefährdende Seiten sperrt und wöchentlich aufgespielt wird.

Kidgonet Kinderschutz-App Start-up-Gründer (v.r.) Moritz und Jannis Hutzler mit Investor und Fußball-Weltmeister Manuel Neuer
Überzeugt von der Kinderschutz-App: Die beiden Start-up-Gründer (v.r.) Moritz und Jannis Hutzler mit Investor und Fußball-Weltmeister Manuel Neuer. © Kidgonet

FC-Bayern-Keeper Manuel Neuer ist mit an Bord

Auf dem Weg zur Marktreife haben die Hutzler-Brüder prominente Unterstützung bekommen: FC-Bayern-Torhüter und Fußball-Weltmeister Manuel Neuer aus Tegernsee unterstützt das Projekt als Investor von Kidgonet. Er sei durch Zufall auf die App aufmerksam geworden, ist Familienvater, „und mit seiner Manuel Neuer Kids Foundation engagiert er sich ja seit Jahren für Kinder und Jugendliche“.

iPhone-Version in Arbeit

An die vier Jahre haben die Hutzler-Brüder an ihrer App gearbeitet. Seit vier Monaten ist sie nun fertig – allerdings nur auf Android. „Das Problem war, dass wir nicht an die Apple-Quellcodes gekommen sind“, erklärt Hutzler. Nun sei der Einblick möglich – die iPhone-Version soll bald folgen.

Was manche Eltern stören könnte: Die Kidgonet-Nutzung kostet eine monatliche Gebühr. Bei monatlicher Kündigung kostet die App 4,99 Euro, bei jährlicher Kündigung 2,99 Euro. „Es muss etwas kosten“, sagt Jannis Hutzler und verweist auf Googles Familiy Link. „Dort zahlt man mit seinen Daten und dem Kaufprofil der Kinder. Wir verkaufen die Daten unserer Kunden nicht.“ Zudem werde die App laufend betreut, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, „und wir haben eine aufwendige Betreuung der Eltern“. Zudem könne man die App 14 Tage kostenlos testen (www.kidgonet.de).

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