Eine eigene Spur für Radfahrer ist in Tegernsee nicht machbar, denn es fehlt der Platz dafür. Nach mehreren Überlegungen will es die Stadt nun mit einer neuen Variante versuchen: mit Tempo 30 für Autofahrer und Piktogrammen.
Tegernsee - Radfahrer werden immer mehr, und sie werden immer schneller. Dazu kommen jede Menge Fußgänger, etliche bepflanzte Mittelinseln und vor allem viele Pkw und Lkw. Diese gefährliche Mischung macht es der Stadt schwer, eine richtige Lösung zu finden, die der Sicherheit aller dient. Im Stadtrat ging es jetzt erneut um das Radwegekonzept für die Ortsmitte und das weitere Vorgehen.
Radschutzstreifen durch Tegernsee: Behörden lehnen ihn ab
Bauamtsleiterin Bettina Koch informierte, dass es im Oktober 2024 zu einer Besprechung mit Vertretern des Landratsamts, des Staatlichen Bauamts Rosenheim und der Polizei gekommen und es dabei um die Entwurfsplanung der Stadt vom Oktober 2023 für ein Radwegekonzept zwischen Seesauna und Prinz-Karl-Allee gegangen sei. „Trotz früherer Vorgespräche wurde die Idee eines Radschutzstreifens sehr eindeutig abgelehnt“, sagte Koch und berichtete von einem neuen Vorschlag, der bei einem Treffen der Stadtverwaltung mit Grünen-Stadtrat Marcus Staudacher in seiner Eigenschaft als Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) erarbeitet wurde und der zunächst einen Bereich zwischen Hochfeldstraße und Schlossplatz betreffen könnte: ein Tempolimit auf 30 km/h, eine Piktogrammkette für Radfahrer und ein Überholverbot für Autofahrer. Dies könne die Sicherheit für Radfahrer auch ohne Radfahr- oder Schutzstreifen erheblich verbessern. Vorgeschlagen wurde, die Maßnahmen beim Landratsamt zu beantragen und für ein oder zwei Jahre zu testen. Am nördlichen Ortseingang müsse zudem eine Linksabbiegespur für Radfahrer geschaffen werden, was bereits im Zuge der anstehenden Sanierung der B 307 machbar wäre, so ein weiterer Vorschlag.
Tegernsee will neues Radkonzept testen und sucht nach weiteren Lösungen
Rudolf Gritsch (CSU) begrüßte die Vorschläge: „Sie bringen nur Vorteile für alle“, sagte Gritsch, der auch den Testlauf für sinnvoll hielt. Die Stadt hätte somit Zeit, etwa die Entwicklungen des Bauprojekts Guggemos abzuwarten und weitere Lösungen zu finden. Dabei müsse in jedem Fall dafür gesorgt sein, dass auf Geh- und Radwegen getrennte Richtungen vorhanden seien.
Florian Kohler (BürgerListe) war von einem Tempolimit nicht überzeugt, es sorge für Unsicherheit: „Eine komische Situation wird lediglich noch gefährlicher“, meinte Kohler. Zudem sehe er in dem Abschnitt ohnehin „sehr selten sehr schnell fahrende Autos“. Trotz des Vorschlags, an dem er selbst mitgearbeitet hatte, hielt Marcus Staudacher einen abgegrenzten Radweg entlang der Straße immer noch für die beste Lösung. Der Seesauna-Parkplatz müsse dafür lediglich verändert werden. Staudacher bezweifelte, ob man mit Piktogrammen die Radfahrer am Nadelöhr Seesauna auf die Straße bringen werde. Carolin Machl (CSU) hingegen versprach sich viel von den Piktogrammen. Radler von den Fußgängern zu trennen, hielt sie für eine gute Lösung.
Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) verteidigte Tempo 30, schon wegen des Lärmschutzes. Auch erinnerte er daran, dass Tegernsee dem Verbund „Lebenswerte Städte durch angepasste Geschwindigkeit“ beigetreten sei. Er plädierte für das vorliegende Konzept, war allerdings dafür, das Überholverbot zu streichen. Abgestimmt wurde am Ende in Etappen. Mit einer Gegenstimme wurde beschlossen, für den Abschnitt zwischen Hochfeldstraße und Schlossplatz Tempo 30 und Piktogramme zu beantragen. Einstimmig waren die Stadträte dafür, die Verkehrsinsel im Norden als Überquerungshilfe für Radfahrer zu ertüchtigen. Mit vier Gegenstimmen wurde beschlossen, die Machbarkeit für einen seeseitigen, Einrichtungs-Radweg zwischen Seesauna und Marina zu prüfen.