Der Kemptener Stadtrat hat am 29. Juni 2023 der Gründung der Stadtmarketing Kempten GmbH als 100-prozentige städtische Tochtergesellschaft zugestimmt. In dieses wurde Kempten Tourismus integriert, aber man verzahnte es auch eng mit den Aktivitäten von City-Management Kempten.
Kempten – Am 1. Januar 2024 nahm die neue Gesellschaft die Arbeit unter der Geschäftsführerin Ekatarina Avdosyev auf. Gegenstand des Unternehmens ist im Rahmen der Erfüllung des öffentlichen Zwecks insbesondere die Konzeption und Umsetzung des Stadtmarketings: Beispielsweise die Attraktivitätssteigerung der Stadt, die Steigerung der Strahlkraft der Stadt als Marke, die Förderung des Tourismus – etwa die Vermarktung und Entwicklung touristischer Angebote und die Förderung des Kulturtourismus – die Förderung der Wirtschaft, unter anderem im Rahmen des Citymanagements: Beispielsweise die Belebung der Innenstadt in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht oder die Gestaltung öffentlicher Räume (attraktive Fußgängerzone und Wohlfühlatmosphäre).
Gefährdet der Wohnmobilstellplatz am Illerstadion das Stadtfest?
Das Stadtmarketing baut einen neuen Wohnmobilstellplatz am Illerstadion, betreibt die Tourist Information und hat die Geschäftsstelle für den Beirat für Tourismus und Stadtmarketing übernommen. In der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) wurde intensiv diskutiert, ob das Stadtmarketing den Wohnmobilstellplatz am Illerstadion bauen und betreiben soll und welche Auswirkungen der jetzt eingeplante städtische Zuschuss in Höhe von 1.045 Millionen Euro auf das Stadtfest hat. Sollte das Stadtfest wie bisher stattfinden, besteht ein Mehrbedarf von 664.000 Euro. Geschäftsführerin Avdosyev stellte drei Szenarien vor, wie die Ausgaben gesenkt werden könnten. Allerdings müsste die Stadt in allen drei Szenarien zusätzliche Gelder im sechsstelligen Bereich zur Verfügung stellen. Im Szenario „Kleines Stadtfest“ wären das 459.000 Euro, im Szenario „Kleines Stadtfest und Verpachtung Wohnmobilstellplatz“ müsste der Zuschuss um 334.000 Euro erhöht werden. Dann gab es noch das Szenario „Kein Stadtfest“.
Avdosyev wies darauf hin, dass die laufenden Kosten für den Wohnmobilstellplatz nicht unerheblich sind. Helmut Berchtold (CSU) hinterfragte, ob es zwingend erforderlich ist, dass das Stadtmarketing diesen Wohnmobilstellplatz baut und betreiben soll: „Könnte man das nicht außerhalb des Stadtmarketings machen? Es wäre sinnvoll, das ganze Projekt in die Privatwirtschaft zu geben, die Baugenossenschaft hätte Interesse.“ Laut Avdosyev wurde nach Gesprächen geprüft, ob das möglich ist. „Die öffentlichen Ausschreibungen sind schon weit gediehen, ein Ausstieg ist nicht mehr möglich.“ Sie schlug vor, den Wohnmobilstellplatz zu verpachten, das würde 183.000 Euro einsparen. Berchtold bezweifelte, ob ein Privatunternehmer diese Summe als Miete aufbringen kann: „Der Pächter will auch Geld verdienen.“
Kleineres Stadtfest wird diskutiert
Laut Thomas Hartmann (Grüne) muss das Stadtfest ohne öffentliche Zuschüsse auskommen. „Es kann nicht zu Lasten der Öffentlichkeit gehen“. Andreas Kibler (FW) will nicht ad hoc auf das Stadtfest verzichten: „Wir müssen auf die Ausgaben schauen. Ein kleines Stadtfest ist der richtige Weg.“ Auf dessen Nachfrage, wieviel Geld Tourismus und Citymanagement ausgegeben haben, wurde die Summe von 1.061 Millionen Euro mitgeteilt.
Avdosyev wies darauf hin, dass das Fest weit über die Grenzen der Stadt hinaus geht. „Wir bieten den Händlern eine Bühne, die können aber nicht für die Kosten aufkommen.“ Laut Franz-Josef Natterer-Babych (ÖDP) wurde das Stadtfest dem Stadtmarketing versprochen: „Wenn wir nicht in der Lage sind, Gelder zu geben, warum haben wir City-Management und Tourismus nicht belassen? Wenn wir diese Sparmaßnahmen umsetzen, ist das der Tod vom Stadtmarketing.“ Für Josef Mayr (CSU) stellt sich nicht die Frage, ob. sondern wie das Fest stattfinden kann. „Das Fest stellt die Stadt ins Schaufenster und holt viele Menschen in die Stadt. Außerdem ist es das größte Fest in der Region.“ Mit einem kleineren Fest kann er sich anfreunden. Annette Hauser-Felberbaum (FW) kann sich nicht vorstellen, dass das Stadtfest ausfällt: „Ich ziehe das kleinere Fest vor“. Sie hinterfragte, ob es nicht möglich sei, Gelder dadurch zu generieren, indem man die Öffentlichkeitsarbeit Theater und Kulturamt beim Stadtmarketing zusammenlegt. Für Avdosyev ist es nicht realistisch, Synergien im Bereich Öffentlichkeitsarbeit zu erzielen.
Stadtmarketing erhält zusätzliche Gelder
Dritte Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll, die nach wie vor den Oberbürgermeister vertritt, machte deutlich, dass es auf jeden Fall eine Erhöhung im Haushalt bedeutet und plädierte dafür, es bei den 1.045 Millionen Euro zu belassen. „Woher das zusätzliche Geld kommt, erschließt sich mir nicht. Der Aufsichtsrat, in dem unter anderem alles Mitglieder des HFA sind, wird sich mit dem Thema befassen. Entweder wir finden neue Finanzierungsquellen oder das Fest fällt aus“, so Hartmann. Andreas Kibler hinterfragte, ob der Zuschuss richtig ist, und zeigte sich skeptisch, ob „wir das Geld im Haushalt finden.“ Katharina Schrader (SPD) machte deutlich, „dass wir nicht über die drei Szenarien entscheiden, sondern über die Höhe des Zuschusses, alles andere muss der Aufsichtsrat Stadtmarketing machen.“
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Die Insolvenz einer GmbH ist rechtlich und politisch nicht möglich, so Rechtsreferent Wolfgang Klaus: „Wir müssen die Genehmigungsfähigkeit des Haushaltes erzielen. Wir müssen in den Haushalt mit der niedrigsten möglichen Zahl gehen. Wir sind im HFA und nicht im Aufsichtsrat. Wir müssen eine Zahl finden, damit der Aufsichtsrat handeln und planen kann. Wenn wir mehr als die 1.045 Millionen Euro geben, ist die Genehmigungsfähigkeit des Haushaltes gefährdet. Wir versuchen aus den Ämtern Zahlen herauszufinden, um diese dem Stadtmarketing zu geben.“ Eine endgültige Entscheidung wurde vertagt. „Der Allgäuer wird gescheiter, wenn er darüber schläft“, so Groll. Jetzt soll sich der Aufsichtsrat Stadtmarketing Gedanken machen, ob weitere Einsparungen möglich sind. Wie zuletzt bekannt wurde, wird die Stadtmarketing GmbH weitere „freie Gelder“ aus verschiedenen städtischen Ämtern in Höhe von 104.000 Euro erhalten, sodass für 2025 insgesamt 1,149 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
kb
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