Italien: 22 Grad in Südtirol, Badewetter in Sizilien – und blühende Mimosen als schlechtes Omen
Das Wetter spielt in Italien völlig verrückt: Am Meer aalen sich von Norden bis Süden die Menschen in der Sonne. Die Natur ist über fünf Wochen weiter, als sie sein sollte.
Rom – Der Klimawandel sorgt dafür, dass Italien mitten im Winter Sommergefühle bekommt. Das gilt nicht für den Menschen, sondern auch für die Natur. Dabei hatte schon der Winter erst spät angefangen, im November wurden noch vielerorts 20 Grad plus gemessen. Nur in acht Nächten näherte sich das Thermometer etwa in Neapel der Nullgradgrenze.
Wetter in Italien spielt verrückt: Sonnige Strandfotos von Ligurien bis hinunter nach Sizilien – im Winter
Seit Mitte Januar schaltet das Wetter auf Frühsommer um: In Lerici an der ligurischen Küste bei La Spezia aalen sich die Einheimischen seit Tagen am Fiascherino -Sandstrand in der Sonne. In Pozzuoli bei Neapel wagten sich die ersten Badegäste des Jahres ins Wasser. In Sirolo an der Adria bei Ancona legten sich ebenfalls die ersten Sonnenanbeter in die Sonne, das Gleiche am berühmten Mondellostrand bei Palermo auf Sizilien. An der Südostküste der größten Mittelmeerinsel werden am Mittwoch sogar 25 Grad im Schatten erwartet, das Wasser ist mit 16 Grad allerdings vorerst nur für Unerschrockene zum Baden geeignet.
In den sozialen Netzwerken wird über den Zusammenhang mit dem Klimawandel diskutiert. „Die Leute kapieren das nicht“, schreibt eine Userin unter die Strandfotos aus Ligurien bei Facebook. Eine andere Frau antwortet: „Wenn einer dieser Menschen am Strand, die sich glücklich sonnen, sich zu Hause Sorgen machen würde, würde das etwas ändern?“
Rekordtemperaturen von 22 Grad in Südtirol
Auch in Südtirol ist es dieser Tage viel zu warm für Anfang Februar. Der Nordföhn sorgte am Samstag (3. Februar) sogar für Rekordwerte: Dieter Peterlin, Metereologe im italienischen Landeswetterdienst, berichtet gegenüber dem Sender RAI, dass es im Vinschgau westlich von Meran noch nie seit Messbeginn so früh so warm gewesen sei. In Latsch wurden 21,3 Grad gemessen. In der Nacht auf Montag wurde mit 15 Grad die wärmste Nacht seit Messbeginn im Winter gemessen. Ein Kamerawagen des ORF maß im Vinschgau sogar 22 Grad. Am Dienstag (6. Februar) soll der Nordföhn nachlassen, die Temperaturen etwas zurückgehen, es soll aber überdurchschnittlich mild bleiben.
Auch in den Bergen ist es viel zu warm. Auf den Skipisten hatte es schon am Montagvormittag (5. Februar) Plusgrade, so etwa wurden auf 2000 Metern über fünf Grad Plus gemessen. In Obereggen waren es plus vier Grad, drei Grad plus in Ladurns und zwei Grad plus auf dem Kronplatz.
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Blühende Mimosen sind für Italiens Landwirte ein schlechtes Omen
Dass das Wetter verrückt spielt, haben auch Italiens Botaniker längst bemerkt: Schon Ende Januar haben die Mimosen-Sträucher von Apulien im Süden bis Ligurien zu blühen begonnen. Normalerweise tun sie das erst am 8. März, dem Internationalen Frauentag.
Der italienische Bauernverband Coldiretti hält die gelbe Blütenpracht nicht für ein gutes Zeichen: Die hohen Temperaturen brächten „die Natur ins Trudeln und begünstigen das frühe Erwachen aller Pflanzen“, heißt es in einer Mitteilung.
Die Blüten vieler Früchte könnten bei einem starken Temperaturabfall absterben, was den Verlust von Ernten verursachen könne. Gleichzeitig überlebten Insekten, die die Nutzpflanzen im eigentlichen Frühjahr befallen könnten. Der Winter liege bislang fast zwei Grad über dem historischen Durchschnitt (plus1,87 Grad), so die Analyse von Coldiretti auf der Grundlage von Wetterdaten für den Monat Dezember.
Besorgniserregend sei auch die Dürre, so Coldiretti weiter. Der Schneemangel in den Alpen und auf dem Apennin könne die Bewässerung der Fruchtkulturen in der Poebene in Schwierigkeiten bringen. Nach Süden und vor allem auf den Inseln nehme die Wasserknappheit zu. Die Stauseen Siziliens hatten laut Coldiretti im Januar 2024 um 63 Millionen Kubikmeter weniger Wasser (minus 13 Prozent) als im Vergleich zum Vorjahr.
Die Trockenheit ist die größte Sorge der italienischen Bauern
Aufgrund des fehlenden Regens mangele es an Heu auf den Weiden und es gebe Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Gemüse. Es seien bereits Schwierigkeiten bei Orangen oder Salaten aufgetaucht, die wegen Wassermangels nicht ausreichend wachsen. Gleichzeitig bräuchten Zitrusfrüchte eigentlich niedrige Temperaturen, um reifen zu können.
In anderen Teilen des Mittelmeeres ist die Trockenheit noch dramatischer: In Katalonien im Norden Spaniens wird jetzt das Trinkwasser rationiert. Auch in Andalusien im Süden der iberischen Halbinsel kämpfen die Landwirte seit Jahren mit der Trockenheit, es regnet auch in diesem Winter nicht. In Malaga wurden im Januar fast 30 Grad gemessen.