Arche-Sprecher Wolfgang Büscher stellt sich hinter Friedrich Merz – und berichtet von "Hass auf alles Deutsche" in bestimmten Stadtvierteln. Der Artikel dazu löst eine emotionale Leserdebatte aus. Viele sehen darin eine ehrliche Zustandsbeschreibung und fordern politische Konsequenzen. Andere kritisieren die Wortwahl als spaltend und überzogen. In den Kommentaren prallen Realitätsempfinden, Sprachkritik und Wertefragen aufeinander – mit deutlich spürbarer Unruhe im Ton.

Forderung nach strikterer Integrationspolitik
Zahlreiche Leser verlangen eine klare Linie in der Migrationspolitik. Sie fordern konsequente Abschiebungen, strenge Integrationsauflagen und eine Trennung zwischen Leistungsbeziehern und Selbstversorgern. Hinter diesen Positionen steht das Empfinden, dass der Staat seine Steuerungsfähigkeit verloren habe. Die Vorschläge reichen von Pflichtkursen für Sprache und Arbeitskultur bis zu monatlichen Leistungsnachweisen. Der Tenor: Nur wer sich integriert und selbst für seinen Lebensunterhalt sorgt, soll bleiben dürfen. Diese Forderungen gehen allerdings weit über die rechtliche Praxis hinaus – Abschiebungen sind Ländersache und an strenge humanitäre, rechtliche und europäische Standards gebunden. Die politische Debatte spiegelt dabei ein tieferes Bedürfnis wider: Ordnung und Kontrolle in einer Migrationslage, die von vielen als unübersichtlich empfunden wird.
"Nun fangen die Leitfiguren in der Politik endlich auch an, auf Deutsch zu sprechen? Es wird auch höchste Zeit, die Realität wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Integrationskurs-Pflicht (Sprache, Sozialkunde, Arbeitswille fordern mit Leistungsnachweisen), sonst kein Geld. Monatliche Leistungsnachweise, sonst kein Geld. Förderung des Arbeitswillens über eigene Abt. der Arbeitsagentur. Wer sich nicht selbst versorgen kann, muss das Land verlassen. Einführung von Abschiebehaft bis zum freiwilligen Verlassen der EU." Zum Originalkommentar
"Einfach Leistungen einstellen und gratis Rückreise. Wer selbst für seinen Lebensunterhalt sorgt, kann bleiben, alle anderen müssen gehen." Zum Originalkommentar
Sorgen über Migration
Viele Leser greifen die Wortwahl von Friedrich Merz auf, der von einem "Problem im Stadtbild" sprach. Sie berichten von zunehmender Unsicherheit, von einer spürbaren Veränderung im Erscheinungsbild der Städte und einem Rückgang deutschsprachiger Bevölkerungsteile. Diese Wahrnehmung stützt sich jedoch vor allem auf subjektive Eindrücke, etwa an Bahnhöfen oder in Innenstädten, und nicht zwingend auf objektive Daten. Die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2024 zeigt, dass die Gesamtkriminalität bundesweit leicht rückläufig ist, während in einzelnen Deliktgruppen bei jungen Männern mit Migrationshintergrund Auffälligkeiten bestehen.
"Zum Stadtbild gehören auch ängstliche Menschen, die 2014 noch keine Angst in einer Innenstadt oder an einem Hauptbahnhof hatten. Wie sonst sind die Weihnachtsmärkte der heutigen Zeit zu erklären? Friedrich Merz hat Recht und da gibt es nichts zu rütteln." Zum Originalkommentar
"Ich kenne viele (mich eingeschlossen), die eine Innenstadt noch kennen, in denen das Kopftuch noch die absolute Ausnahme war ..." Zum Originalkommentar
"Merz hat den Nagel auf den Kopf getroffen, aber wo bleiben die Konsequenzen? Schaut man sich in verschiedenen Städten um, so sieht man immer das gleiche Muster. Deutschsprachige Menschen sieht man immer weniger. In der Woche sind es meistens Rentner und demgegenüber nicht deutschsprachige junge Männer, die keiner Arbeit nachgehen, Familien mit zwei plus Kindern, die offensichtlich die Sprache nicht sprechen und nicht arbeiten (...) Der deutsche Staat wird das nicht unbeschadet überstehen." Zum Originalkommentar
CDU, Grüne, Linke in der Kritik
Viele Leser wenden sich gegen die etablierten Parteien. CDU, SPD, Grüne und Linke stünden sinnbildlich für ein Politikversagen, das Missstände lange ignoriert oder verschleppt habe. Besonders scharf fällt die Kritik an der Union aus, die unter Angela Merkel den restriktiven Kurs aufgegeben habe. In der Wahrnehmung vieler Diskutanten fehlt es an Entschlossenheit und Umsetzungswillen. Zugleich zeigt sich eine wachsende Skepsis gegenüber Koalitionskompromissen, die klare Entscheidungen verhindern. Die anhaltende Kritik an Merz’ Wortwahl verdeutlicht, dass Migrationspolitik zum Kristallisationspunkt grundsätzlicher Zweifel an der Steuerungsfähigkeit der Politik geworden ist.
"Merz‘ Meinung in Ehren. Aber solange Parteien mitmischen, die eher links angesiedelt sind, wird die CDU nicht viel ausrichten können. Das haben die Damen und Herren der CDU inzwischen gemerkt. Und deswegen fängt die Brandmauer folgerichtig an zu bröckeln." Zum Originalkommentar
"Leider wird sich nichts ändern. Die Grünen, Linken und die SPD und deren Wähler wollen es weiterhin so haben. Die CDU ist seit Merkels Fehler nicht in der Lage und nicht willens, an diesen Zuständen etwas zu ändern." Zum Originalkommentar
"Danke Frau Merkel, Grüne und Linke, dass sie jeden auch ohne Pass ins Land lassen und jedem sofort soziale Leistung zugestehen." Zum Originalkommentar
Zustimmung zu offenen Debatten
Ein erheblicher Teil der Kommentare verteidigt Merz’ Wortwahl. Sie wird als überfällige Ehrlichkeit verstanden – als Versuch, ein gesellschaftliches Tabu zu brechen. Viele Leser halten die Empörung aus den Reihen von Grünen und Linken für überzogen. Unterstützung erfährt Merz auch durch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der sich demonstrativ hinter seinen Parteifreund stellte.
"So weit haben es die Grünen und Linken gebracht, dass man sich für die Wahrheit entschuldigen soll. Merz muss zu seiner Aussage stehen und sie nochmals wiederholen. Was daran falsch sein soll, erschließt sich mir nicht." Zum Originalkommentar
"Nur weil ein paar Verwirrte oder Weltblinde eine andere Meinung haben, ist die Aussage von Merz umstritten? Ist die Realität jetzt auch schon umstritten?" Zum Originalkommentar
"Was ist an der Aussage von Herrn Merz umstritten? Er hat doch vollkommen recht mit seiner Aussage. Wie blind muss man eigentlich sein, um das nicht zu sehen??" Zum Originalkommentar
Sorge vor Parallelgesellschaften wächst
Zahlreiche Kommentare verlangen eine Rückbesinnung auf gemeinsame Werte. Sprache, Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftlicher Respekt gelten als Eckpfeiler einer Leitkultur, die verbindlicher eingefordert werden müsse. Besonders in Großstädten sehen viele Leser Anzeichen von Abschottung und mangelnder Integration. Der Arche-Sprecher Wolfgang Büscher bestätigt im Interview mit der "WELT" zwar, dass es in Stadtteilen wie Berlin-Neukölln antisemitische und deutschfeindliche Tendenzen gebe, warnt aber vor falschen Konsequenzen.
"Wer Deutschland, seine Gesellschaft und unsere Kulturwerte ablehnt, möge das Land konsequenterweise verlassen. Es wird Zeit, die Notbremse zu ziehen und eine Leitkultur verbindlich als Leitplanke zu setzen." Zum Originalkommentar
"Büscher hat Recht und begreift es trotzdem nicht, denn jetzt geht es um die Integration der deutschen Bevölkerung in die neue Leitkultur ..." Zum Originalkommentar
"Ich arbeite im Erziehungswesen - dankbar sind die wenigsten der arabischen Kultur. Die fragen direkt, wo sie Geld herbekommen können. Der Hr. von der Arche hat recht: man verachtet uns." Zum Originalkommentar
Protestwahl
Viele Leser sehen die Migrationsdebatte als Symptom einer tiefer liegenden Vertrauenskrise. Der Eindruck: Politiker reden, aber handeln nicht. Diese Entfremdung äußert sich zunehmend im Wahlverhalten – nicht aus Überzeugung, sondern aus Frust. Büscher berichtete, dass selbst unter geflüchteten Eltern in seinen Arche-Einrichtungen die Aussage "Ich räche mich an der Politik, ich wähle AfD" häufiger falle. Solche Reaktionen verdeutlichen, dass politische Orientierungslosigkeit längst Milieus erreicht, die einst auf Integration und Stabilität setzten. Die Migrationsfrage wird damit zum Gradmesser für Glaubwürdigkeit – quer durch alle gesellschaftlichen Schichten
"Ich finde es erstaunlich, wie Merz mit seinem Geplapper immer Diskussionen auslöst. Der Mann weiß doch offensichtlich oft gar nicht, was er sagt. Konsequenzen haben seine Bonmots auch nicht. Also warum diskutieren alle? Langeweile?" Zum Originalkommentar
"Stimmt ja alles. Aber aus Rache an der aktuellen Politik die Katastrophe wählen? Wem ist denn damit geholfen? Selbst politisch aktiv werden ist die einzige vernünftige Möglichkeit, etwas zu verändern!" Zum Originalkommentar
Sonstige Stimmen
In weiteren Kommentaren schwingt Ironie und Medienskepsis mit. Einige Leser werfen den Medien vor, Migration verzerrt darzustellen oder Probleme zu beschönigen. Andere widersprechen pauschaler Kritik an Migranten und betonen, dass viele Berichte Stimmungen überhöhten. Zwischen Übertreibung, Relativierung und Empörung zeigt sich ein gemeinsamer Nenner: das Bedürfnis nach nüchterner, verlässlicher Information. Je emotionaler die politische Sprache wird, desto stärker wächst der Wunsch nach Fakten, nicht nach Schlagworten.
"Immer wieder der gleiche Unfug. Die AfD ist nicht so hoch in den Umfragen wegen des "Stadtbilds", denn in Großstädten wählt niemand die AfD. Es sind Menschen aus Kleinstädten und Dörfern, die die AfD wählen, weil sie durch verzerrte Medienberichterstattung vor allem von rechts glauben, Großstädte wären Kriegsschauplätze (...) Merz muss es eigentlich besser wissen, aber er sieht den Rechtspopulismus immer noch als Mittel, um Wähler von der AfD zurückzuholen, obwohl er damit nur alles noch schlimmer macht. Dieser Mann ist brandgefährlich." Zum Originalkommentar
"Da muss ich vehement widersprechen: Es ist mitnichten so, dass alles Deutsche gehasst wird. Zumindest die deutschen Wohltaten werden liebend gerne entgegengenommen." Zum Originalkommentar
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