Seit rund 65 Jahren gibt es in der alten Pfarrkirche von Sankt Andreas kein Heiliges Grab mehr. Drei Echinger setzten sich nun für die Rückkehr des sakralen Kleinods ein, reparierten es teilweise selbst und gaben eine neue Christusfigur in Auftrag.
Eching – Rund um das christliche Osterfest gibt es zahlreiche traditionelle Bräuche, die oft weit in die Vergangenheit zurückreichen. Einer davon ist die Errichtung eines temporären Heiligen Grabes oder Ostergrabes in katholischen Kirchen, das die Grabeshöhle in Jerusalem und den darin aufgebahrten Leichnam Jesu darstellt. Auch in der alten Pfarrkirche von Sankt Andreas in Eching war lange Jahre das Heilige Grab mit der Jesusfigur Bestandteil der Karfreitagsliturgie. Es dürfte vor zirka 150 Jahren entstanden sein.
In der Amtszeit des ehemaligen Pfarrers Franz Roßberger in den 1950er/1960er-Jahren war der gebürtige Echinger Georg Handschuh, Sohn einer alteingesessenen Landwirtsfamilie, Ministrant in der katholischen Pfarrei. Die imposante, farbenprächtige Kulisse mit den aufwändigen Ornamenten und Putten, dem Strahlenkranz, der bunten Beleuchtung, und in deren Zentrum die aufgebahrte Christusfigur, haben bleibende Erinnerungen hinterlassen. „Das hat mich schon mächtig beeindruckt“, so Handschuh noch heute.
65 Jahre „ruhte“ das Heilige Grab in Eching
In Zusammenarbeit mit zwei befreundeten Weggefährten, Landwirt Klaus Widhopf, Nachbar seit Kindesalter, und Willi Benkovich, dem ehemaligen Hausmeister der Schule an der Danziger Straße, ist es mit Unterstützung von Pfarrei, Ordinariat und den Echingerinnen Petra Huber und Regina Linke gelungen, das sakrale Kleinod nach zirka 65 Jahren und rundum renoviert, wieder aus der Versenkung und zurück ins kirchliche Leben zu holen. Als „Zwischenaufenthalte“ dienten das alte Pfarrhaus, bis zu seinem Abriss das Leichenhaus am Friedhof Danziger Straße und ab 1978 bis 2024 das Glockenhaus von Alt-Andreas.
Doch was hat in den 1960er-Jahren zum Verschwinden der Heiligen Gräber geführt? Im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ereilte sie eine kollektive Verbannung aus den Gotteshäusern und dem katholischen Kirchenleben. Sie wurden abgerissen oder auch abgebaut und verstaubten in Speichern, Kellern und sonstigen Lagerstätten.
Im vergangenen Jahrzehnt wurde sakralem Brauchtum in vielen katholischen Gemeinden, nicht nur in Bayern, neues Leben eingehaucht und etliche Heilige Gräber fanden ihren Weg zurück in die Kirchen und die Osterliturgie. Dies blieb den Echingern nicht verborgen. Bereits 2018 reifte die Idee bei den drei Initiatoren soweit, dass sie das Einverständnis zur Wiederbelebung beim damaligen Pfarrherrn Martin Guggenbiller einholten, der dem Vorhaben positiv und unterstützend gegenüberstand und befand: „Das lohnt sich.“
Dann aber wurde das Vorhaben mehrere Jahre durch Guggenbillers Erkrankung und die anschließende Coronazeit wieder ausgebremst. Es drohte, erneut in Vergessenheit zu geraten. Vor rund einem Jahr wurden die eingelagerten Bestandteile von einer Kommuniongruppe bei einer Kirchturmbesichtigung im Glockenhaus allerdings „wiederentdeckt“ – und deren lebhaftes Interesse war der entscheidende Auslöser, das Projekt konkret in die Tat umzusetzen. Bei einem Probeaufbau in der Alten Kirche haben Handschuh, Widhopf und Benkovich festgestellt, was alles fehlt und daraufhin die Einzelteile auf den Hof von Widhopf gebracht.
Die Christusfigur war nicht mehr auffindbar
Stück für Stück ging es an die Reparaturen oder auch Erneuerungsarbeiten. Es fehlten etliche Holzteile bei Verzierungen oder Bauteilen oder waren so verrottet, dass sie erneuert werden mussten. Dabei wurde Willi Benkovich seinem legendärem Ruf als handwerklicher Alleskönner mehr als gerecht. Für die anspruchsvollen Malerarbeiten konnte die Günzenhauser Künstlerin Petra Huber gewonnen werden, die bereits erfolgreich die eine oder andere künstlerische Renovierungsarbeit, beispielsweise in der Filialkirche Sankt Laurentius, erfolgreich gemeistert hatte. Für eine möglichst originalgetreue Farbgebung konnte Huber sich glücklicherweise an einigen verbliebenen Farbresten orientieren. Sie erneuerte auch die auf vielen Heiligen Gräbern zu findende Inschrift: „Und sein Grab wird herrlich sein“, die an den Propheten Jesaja angelehnt (11,10) ist und sich auf die Auferstehung bezieht. Den weinroten Vorhang spendete und nähte Regina Linke. Auch die bunten, typischen Leuchtkugeln wurden ergänzt.
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Jetzt fehlte das Allerwichtigste: Die ursprüngliche Christusfigur war nicht mehr auffindbar, es musste also eine neue her. Einen Tipp dafür gab es aus dem Erzbischöflichen Ordinariat, das den Kontakt zu einem Lager für sakrale Relikte und Kunstgegenstände aller Art in Neumarkt-Sankt Veit herstellte. Dort wurde eine passende Jesusfigur aufbewahrt, deren renovierungsbedürftiger Zustand allerdings eine rechte Herausforderung darstellte. Die Auftragserteilung an eine Traunsteiner Künstlerin und auch deren finanzielle Abwicklung übernahm im Auftrag der Kirchenverwaltung dessen Leiterin Ingeborg Heidler.
Das Ergebnis überraschte positiv: „Die Restaurateurin hat ganze Arbeit geleistet“, lautete das einhellige Lob der Initiatoren, die beim Anblick des Heiligen Grabes erfreut feststellten: „Es sieht aus wie neu“ oder auch „es sieht genau so aus wie früher.“ Sie sind sich sicher, dass ihre Freude von vielen Gläubigen geteilt wird. Die Türen von Alt-Andreas stehen jeden Tag von 9 bis 19 Uhr offen. Zum persönlichen Gebet wird nach der Karfreitagsliturgie (15 Uhr) beim Heiligen Grab in Alt-Andreas eingeladen, ebenso wie am Karsamstag.