Timon und Leon Doppler erzählen von ihren ersten Monaten als Betreiber des Alpenfilmtheaters Füssen
Am 1. April 2024 übernahmen Timon und Leon Doppler die Leitung des Alpenfilmtheaters Füssen von ihren Eltern. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählen die beiden von den Höhen und Tiefen des Kinojahres 2024.
Füssen – „Das Jahr 2024 war im Kino ganz deutlich ein Familienjahr“ − denn die drei Filme, die am besten liefen, waren die Animationsfilme „Ich einfach unverbesserlich 4“, „Alles steht Kopf 2“ und „Vaiana 2“, erzählen Timon und Leon Doppler. Die beiden Brüder übernahmen am 1. April 2024 den Kinobetrieb ihrer Eltern Bettina und Lars Doppler, die das Alpenfilmtheater Füssen zuvor 25 Jahre lang geleitet hatten.
Dabei waren die Bedingungen im ersten Jahr der Brüder alles andere als optimal: „Das Kino ist immer noch dabei sich von Corona zu erholen.“ Und auch der Hollywood-Streik aus dem Jahr 2023 habe sich spürbar gemacht, erzählen die beiden. Denn wenn keine Filme produziert werden, würden auch keine geliefert, was eine Lücke zur Konsequenz habe. Um diese zu füllen und keinen Stillstand zu erleben, wurden die Filme, die gespielt wurden, so lange wie möglich im Programm behalten. „Das kam natürlich auf den Film an und wie viel er einspielte“.
Der Film „Der Forggensee“ von Hubert Jäger und Thomas Häring stellte sich in dieser Situation als wahrer Glücksfall für die beiden Kinobetreiber heraus. „Zuerst waren vier Spieltermine geplant. Zu denen kamen aber so viele Menschen, dass wir die Besucher teilweise wegschicken mussten“, erinnern sich Leon und Timon. Daraufhin haben sie beschlossen, den Film fest ins Programm aufzunehmen.
Filme, die im vergangenen Jahr außerdem gut liefen, waren unter anderem die beiden Actionfilme „Deadpool & Wolverine“ und „Bad Boys 4: Ride or Die“. Zu den persönlichen Filmhighlights der Betreiber gehörten „Gladiator 2“, „Deadpool & Wolverine“ und „Trap: No Way Out“.
So werden die Filme ausgewählt
Um ein Kinoprogramm zusammenzustellen, besuchen die beiden Filmwochen, die weltweit stattfinden. Bei diesen Filmwochen stellen die Filmverleiher ihr Material vor. „Wir wechseln uns ab, wer zu welcher Filmwoche fährt, dort sehen wir uns das Material dann an“, erzählt Timon. Für welche Filme sich die beiden schlussendlich entscheiden, komme auf die Erfahrung an. Manchmal würden sie aber auch experimentieren, wie bei dem Animationsfilm „Raus aus dem Teich“ von Benjamin Renner. Der Film kam beim Publikum sogar so gut an, dass er 13 Wochen im Programm des Kinos blieb.
Bei manchen Filmen gebe es aber auch einen gewissen Zwang, sie mit ins Programm aufzunehmen. Das seien insbesondere große Hollywoodproduktionen. „Auch wenn wir den ein oder anderen Film persönlich nicht so spannend finden, würden wir uns ins eigene Bein schießen, wenn wir ihn nicht aufnehmen“. Denn große Filme bedeuten häufig eine große Zuschauerzahl. Auch die Region spiele bei der Filmauswahl eine entscheidende Rolle. „Bei uns kommt ein Eberhofer-Film zum Beispiel viel besser an als irgendwo im Norden“, erklärt Timon.
Wurden die Filme ausgewählt, wird mit den Sälen geplant und das Programm zusammengestellt. Auch an die Vorgaben der Verleiher müssen sich die Kinobetreiber halten. So müssen große Filme in den ersten drei Wochen drei Mal am Tag gezeigt werden, wie die beiden erläutern.
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Anime-Dienstag und Kunstfilme
Neu im Programm ist der „Anime-Dienstag“. „Die Anime-Szene wächst auch in Deutschland“. Um dieses Publikum zu bedienen, zeigen Leon und Timon an einem Dienstag im Monat einen Anime-Film in japanischer Originalsprache mit deutschem Untertitel. „Es gab sogar schon Fans, die kostümiert ins Kino kamen“, erzählen die beiden.
Die Filmkunstreihe „Lechflimmern“, die von ihren Eltern eingeführt wurde, behalten die beiden bei. Hier wird immer dienstags und mittwochs ein alternatives Kinoprogramm von Arthouse und Independent-Filmen gezeigt. Auch hier gibt es Vorlagen von den Verleihern. Da die Filme nicht ins feste Programm aufgenommen werden, können sie erst gezeigt werden, wenn sie schon mindestens drei Wochen auf dem Markt sind. „Da für die umliegenden Kinos dieselben Vorgaben gelten, sind die Filme aber trotzdem oft noch ungesehen, wenn wir sie zeigen.“
Auch Opernliebhaber kommen unter der Leitung der beiden Brüder auf ihre Kosten. Denn die Met Oper aus New York wird weiterhin gezeigt. Hierfür wird die Oper live auf die Leinwand des Kinos übertragen. Allerdings gäbe es hier den größten Einbruch der Besucherzahl. „Zur Oper kam insbesondere ein älterer Besucherkreis, der sich nach Corona leider etwas verkleinerte“. „Früher wurde die Oper im großen Saal gezeigt, heute reicht ein kleinerer Saal aus“, erzählt Timon.
Den Besuchern das bestmögliche Erlebnis bieten
Das Kino bedeute für die meisten Menschen ein Erlebnis. Um den Besuchern dieses bestmöglich bieten zu können müsse immer reinvestiert werden, so Leon. „Alle paar Jahre gibt es bei uns eine Neuerung.“ So kamen vor einigen Jahren beispielsweise die D-Box-Stühle, die Filme nicht nur visuell erfahrbar, sondern auch spürbar machen würden. Um das Kinoerlebnis weiterhin zu verbessern wollen die beiden als nächstes die Bildprojektion erneuern und anschließend die Laserprojektion verbessern. „Denn wenn das Kino festfährt, kommt keiner mehr“, resümiert Leon.
Neben der Technik mache das Kino insbesondere das „Wir-Gefühl“ besonders, sind sich die Brüder einig. „Man sitzt in einem Saal und sieht den Film gemeinsam mit anderen Menschen auf der großen Leinwand.“ Das erzeuge Emotionen, die dazu führen würden, dass man den gesehen Film ganz anders erfährt als würde man ihn zuhause sehen. „Bei guten Filmen wird man aus der Realität herausgerissen. Man kann sich mit dem Film mitreißen lassen. Es werden Gefühle erzeugt, über die man sich im Nachhinein mit den anderen austauschen kann.“ Die Emotionen, die das Kino erzeugt, schätzen die beiden. „Wenn die Menschen im Saal gemeinsam lachen oder aus dem Saal herauskommen und man die Tränen in den Augen sieht − generell wenn die Emotionen sichtbar werden, die im Saal entstehen“, das mache den beiden besonders viel Freude an ihrer Arbeit.
In diesem Jahr können sich die Besucher des Kinos von Filmhighlights wie „Mission Impossible“, „das Kanu des Manitu“, der Realverfilmung von „Lilo & Stitch“ oder „Avatar 3“, der Ende des Jahres in den Kinos startet, mitreißen lassen.
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